17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
wir verschieben es lieber auf morgen«, sagte Amelia. » Wenn der Regensturm vorbei ist, können wir die Grabsteine besser erkennen. Ich würde vorschlagen, wir treffen uns um neun Uhr morgen früh auf dem Friedhof, falls das Wetter mitmacht.«
» In Ordnung«, sagte Bree. » Aber vergesst nicht, eure Gummistiefel anzuziehen. Das Gras wird nach dem Regen triefnass sein.«
Die Buntings und Willis senior warfen erneut einen Blick zur Verandatür, um dann zu verkünden, dass sie leider aufgrund anderer Pläne nicht in der Lage sein würden, Amelia, Bree und mich am nächsten Morgen auf dem Friedhof zu treffen. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, dass sie unter den gegebenen Umständen lieber von der Exkursion fernblieben. Die Aussicht, an einem feuchten Oktobermorgen durch triefend nasses Gras zu waten, erfüllte auch mich nicht mit Vorfreude. Andererseits konnte ich es kaum erwarten, die dritte Seite zu finden. Mistress Meg hätte sich bestimmt nicht von nassem Gras entmutigen lassen, dachte ich. Ich war es ihr schuldig, tapfer zu sein.
Lilian versprach indes, im Kirchenarchiv nach Hinweisen auf Margaret Redfearn zu suchen, und erklärte damit das Treffen für beendet. Sie und der Pfarrer begleiteten uns in die Diele hinaus, wo Willis senior überraschte Blicke erntete, als er Amelia anbot, sie in seinem Jaguar nach Hause zu fahren.
» Das ist sehr nett von Ihnen, Mr Willis, aber ich möchte lieber zu Fuß gehen«, sagte sie, warf sich ihren gelben Schal um die Schultern und ergriff ihre Tasche. » Es ist ja nur ein Katzensprung, und ein bisschen frische Luft wird mir guttun.«
Ich für meinen Teil hätte mich gern zu meinem Wagen chauffieren lassen– meine Turnschuhe waren nicht für Regenwetter geschaffen–, aber mir bot Willis senior seine Chauffeurdienste nicht an. Stattdessen setzte er sich allein in seinen Wagen, fuhr weg und ließ mich mit Amelia durch den Regensturm zu Pussywillows zurückstapfen, wo ich platschnass in den Rover kletterte, um nach Hause zu brausen. Als ich das schmiedeeiserne Tor von Fairworth passierte, fragte ich mich, was die emsigen Mägde wohl von einer Frau halten würden, die es ausschlug, von ihrem Traummann in dessen Wagen mitgenommen zu werden.
» Wenn Amelia nicht aufpasst«, sagte ich zum Rückspiegel, » wird sie bald einen neuen Fanclub haben.«
12
Ich hatte mir fest vorgenommen, Bill diesmal nicht mit einem ausführlichen Bericht über die Ereignisse des Tages zu Tode zu langweilen, aber als er sich nach dem Abendessen danach erkundigte, konnte ich ihm schlecht eine Antwort verweigern. Großzügigerweise beließ ich es jedoch dabei, ihm nur die Highlights zu schildern, und sparte mir die ausführlichere Version für Tante Dimity auf. Mit dem zufriedenen Gefühl, eine pflichtgetreue Ehefrau zu sein, die ihren Mann mit den nötigsten Informationen versorgt hat, ohne ihn ins Koma zu versetzen, begab ich mich ins Arbeitszimmer.
Im Gegensatz zu Bill wollte Dimity, dass ich ihr den Tag in allen Einzelheiten schilderte, und ich ließ mich nicht zweimal bitten. Nachdem ich ihr von den überaus fleißigen Mägden, unserer Suche in der Kirche, dem lange gehegten Geheimnis des Glockenturms und schließlich von Mistress Meg erzählt hatte, war ich heiser.
» Und?«, krächzte ich. » Was denkst du?«
Während sich die vertraute Schrift anmutig über die leere Seite des Notizbuchs kringelte, schlug ich die Beine unter und lehnte mich in meinem Sessel zurück.
Ich muss gestehen, dass das Bild von Mistress Meg, wie Gamaliel es gezeichnet hat, nicht dem entspricht, das ich mir von ihr gemacht hatte.
» Wenn du damit meinst, dass Mistress Meg offensichtlich keine alte, grausige Hexe war, muss ich mich dir anschließen«, erwiderte ich trocken. » Mistress Meg war eine Heilerin, kein altes, böses Weib, das kleinen Kindern die Finger abhackte, Dimity. Daher scheint es mir ziemlich abwegig, sie mit Mad Maggie in Einklang zu bringen.«
Vielleicht hat sich Mistress Meg mit der Zeit verändert. Möglicherweise wird die nächste Seite der Aufzeichnungen ihre dunkle Seite offenbaren. Oder aber Gamaliels dunkle Seite. Da er ein Mann der Kirche war, hätte seine Aussage in einem Hexenprozess bestimmt Gewicht gehabt. Wenn er, wie Lilian vermutet, Beweismaterial gegen Mistress Meg zusammentrug, könnten seine Worte dazu geführt haben, dass eine unschuldige Frau gefoltert und hingerichtet wurde.
» Warum hätte er so grausam sein sollen?«, fragte ich verwirrt. » Warum hätte er eine Frau
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