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170 - Logbuch der Hölle

170 - Logbuch der Hölle

Titel: 170 - Logbuch der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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auf seltsame Weise, akustisch nicht erklärbar, übertönte das Fingertrommeln des alten Mannes aus dem Sarg die Klänge aus dem Radio. Man mußte sich förmlich darauf konzentrieren, sie nicht zu hören und sich davon nicht in den Wahnsinn trommeln zu lassen.
    „Es wird Zeit, ein Besteck aufzunehmen", sagte Jaime d'Alessandro. „Da mit wir wenigstens ungefähr wissen, wo wir uns befinden."
    Jeff Parker nickte. Der Vorschlag war gut - allerdings hatte Parker auch eine Ahnung, was bei der Messung der Sonnenhöhe herauskommen würde.
    Da er von allen an Bord noch die ruhigste Hand hatte, übernahm er es, mit dem Sextanten die Sonne zu schießen. Jaime d'Alessandro nahm die Zeit.
    Danach begann das mühselige Ausrechnen, das geraume Zeit in Anspruch nahm - mit Hilfe des Microcomputers wäre das weitaus schneller vonstatten gegangen, aber der Blitzschlag hatte dem 6502-Microprozessor den Garaus gemacht.
    Schließlich standen die Werte fest - und Jaime d'Alessandro starrte fassungslos auf die Zahlen.
    „Aber… stotterte er. „Das kann nicht richtig sein. Unmöglich. Ich habe immer wieder auf den Kompaß geschaut - wir treiben nach Nordosten, und das seit fast zwölf Stunden mit mindestens acht Knoten. Nach diesen Berechnungen…"
    „Ich habe mitgerechnet", sagte Jeff Parker gelassen. „Sofern die Regeln der Mathematik noch stimmen, gibt es um uns herum dampfende Urwälder. Wir schwimmen mitten in den Dschungeln des Kongo-Beckens."
    Jaime d'Alessandro schluckte.
    „Wie ist das möglich?" fragte er erschüttert. Parker zuckte mit den Schultern.
    Ein furchtbarer Verdacht hatte Besitz von ihm ergriffen - die Ahnung, daß er einem jahrhundertealten Geheimnis auf der Spur war.
    Im Lauf der Jahrhunderte waren Tausende von Schiffen verlorengegangen, und daran hatte sich auch im zwanzigsten Jahrhundert nichts geändert. Im Gegenteil - in der Neuzeit sanken mehr Schiffe pro Jahr als in früheren Jahrhunderten. Das hatte allerdings nur mit der ungeheuren Anzahl kleiner und großer Schiffe zu tun, die die Weltmeere befuhren - die Quote der Verluste pro tausend Schiffe war natürlich stark zurückgegangen.
    Immer schon hatte es Schiffsverluste gegeben, die sich beim besten Willen nicht hatten aufklären lassen - Schiffe, die bei guten Sicht- und Wetterverhältnissen sanken, Schiffe, die auf Riffe liefen, die in keiner Karte verzeichnet waren, und vieles andere mehr.
    In all diesen Fällen hatte man vergeblich nach Erklärungen gesucht - und niemals eine gefunden. Witterungsphänomene waren in Verdacht geraten, geheimnisvolle Dämpfe, die von Ladungen ausgingen, Wahnsinnsanfälle der Schiffsführung und dergleichen mehr.
    Dabei gab es ein todsicheres, niemals zu entdeckendes Verfahren, ein Schiff ins Verderben zu führen, ohne dabei auf künstlich hervorgerufene Stürme, Seegeister oder Meeresmonster zurückgreifen zu müssen.
    Es war nur nötig, ein Schiff mit einem magischen Feld zu umgeben -
in dem die herkömmliche Mathematik nicht mehr stimmte.
    Parker erinnerte sich:
    Du mußt verstehn
    Aus Eins mach Zehn
    und zwei laß gehn
    und Drei mach gleich
    dann bist du reich
    verlier die Vier
    Aus Fünf und Sechs
    so sagt die Hex'
    mach Sieben und Acht
    so ist's vollbracht
    Und Neun ist Eins
    und Zehn ist keins,
    das ist das Hexeneinmaleins.
    Goethe hatte das in seine Faust geschrieben, und viele Interpreten dieses Werkes hatten darin gleichsam die Bauanleitung für ein magischcs Quadrat gesehen, mehr eine algebraische Spielerei als ein sinnvoller Text.
    Jaime d'Alessandro hatte die Kabine verlassen, um sich mit Linnero zu beraten. Jeff Parker war allein am Kartentisch zurückgeblieben.
    Er griff nach dem Stift und begann noch einmal zu rechnen - diesmal unter Berücksichtigung der magischen Vertauschung der Zahlen.
    Das Ergebnis verblüffte auch ihn - die Koordinaten ergaben jetzt einen Sinn. Zum einen stimmten sie mit den nautischen Beobachtungen der letzten Stunden überein, zum anderen wies der Kurs noch immer präzise auf jene Stelle in der Weite des Südatlantiks, die Parker von Anfang an als Ziel vor Augen gehabt hatte. In wenigen Stunden würde die ESTRELLA DEL SUR dieses Gebiet erreicht haben.
    Parker machte eine Überschlagsrechnung - ungefähr um Mitternacht würde die ESTRELLA DEL SUR dort ankommen, und auch das war mit Sicherheit kein Zufall.
    Parker knüllte den Zettel mit seinen Berechnungen zusammen und steckte ihn in die Tasche. Hätte er seine Beobachtungen an Jaime d'Alessandro 'weitergegeben, hätte das die

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