1701 - Die Ayindi
noch wahr, daß er auf Manuel zutrieb. Der Freund und Kollege winkte ihm zu. Seine Hand streckte sich ihm entgegen. Vedat griff danach und spürte sie.
Endlich etwas Reales! „Vedat! Siehst du mich?" Das war Manuels Stimme!
Er wollte antworten, aber es gelang ihm nicht. Kein Wort kam über seine Lippen. Der Wille war da, aber der Körper streikte.
Plötzlich war der Schacht zu Ende. Manuel knallte zuerst gegen eine schwarze Wand und wurde zurückgeschleudert. Sein SERUN konnte den Aufprall nicht mildern. Vedat erging es nicht anders.
Der Schmerz zuckte durch seinen Körper. Er glaubte, daß sämtliche Knochen brachen. Die geschlossene Kiste mit dem zweiten Hyperdim-Resonator prallte gegen seine Brust. Der Schmerz war unbeschreiblich groß. Trotz SERUN? Hier war etwas falsch! Er raubte ihm fast die Sinne.
Die Sehnsucht nach der Bewußtlosigkeit wuchs, aber die Erlösung kam nicht. Sein Verstand blieb wach.
Jeder Muskel seines Körpers tat weh, als er aufstand. Der Verstand rebellierte. Ja, da war ein fester Boden. Und normale Gravitation. Das hellblaue Licht war ebenfalls vorhanden. Sein Ursprung ließ sich nicht erkennen. Es war einfach da und überall. Es warf keine Schatten.
Wenige Schritte entfernt krümmte sich eine Gestalt auf dem fugenlosen Boden. Es war Manuel. Seine Augen waren geschlossen, das Gesicht verzerrt. Er hielt ein Trümmerstück in einer Hand, eine Mikroplatine des zerstörten Hyperdim-Resonators.
Vedat kroch zu Manuel hinüber und drehte ihn auf den Rücken. Der Kollege schlug die Augen auf. Ein derber Fluch kam über seine Lippen, als er sich aufrichtete.
„Junge, was hast du angerichtet?"
erklang seine nervöse Stimme. „Wo sind wir gelandet?"
„Es scheint sich nicht um Australien zu handeln." Etwas Sinnvolleres fiel dem Assistenten nicht ein.
Die Trugbilder verschwanden für einen Moment.
Dann setzten sie erneut ein. Vedat sah, daß sein Körper wieder unsichtbar wurde. Auch der Leib seines Chefs wurde erst transparent und verschwand dann zur Gänze. Selbst die Kiste mit dem Hyperdim-Resonator war verschwunden.
Das blaue Licht erstrahlte heller. Es blendete Vedat.
„Ich sehe dich nicht mehr!" erklang die aufgeregte Stimme seines Chefs. „Ich dich auch nicht", antwortete der Assistent. „Aber ich höre dich. Irgendwie ist das phänomenal. Hast du eine Erklärung dafür?"
„Noch nicht. Warte!" .Plötzlich verschwand der Boden wieder.
Vedat spürte eine Hand an seinem rechten Oberarm.
„Ich bin bei dir!" hörte er Manuel. „Wir fallen wieder, Chef. Oder ist das nur ein subjektiver Eindruck?" Das helle Licht sank wieder auf ein normales Niveau. Alle Körper und Gegenstände wurden sichtbar.
Sie standen auf einer waagrechten Fläche aus einem schwarzen Metall.
Sie wurden gleichmäßig mit etwa einem Gravo angezogen.
Ein Stück seitlich lag die geschlossene Kiste. Auf dem Boden verteilten sich Trümmer. Sie mußten von der ersten Kiste und dem Hyperdim-Resonator stammen. Letzterer hatte den Testlauf nicht heil überstanden. Und bei dem Geschehen, das dabei passiert war, waren die beiden Männer aus der Realität entfernt worden.
„Ich vermute", sagte Manuel, „daß wir uns im Innern der Riesenspindel befinden. Du mußt beim Testlauf eine Art Übergang erzeugt haben.
Unsere Geräte wurden mitgerissen. Warte!"
Er rief über die Normal- und Hyperfunkanlage seines SERUNS nach Julian Tifflor und der BASIS. Aber er erhielt keine Antwort.
„Wir sind von der Realität abgeschnitten", stellte Manuel fest. „Oder zumindest energetisch völlig abgeschirmt."
Vedat empfand pure Angst.
Auch Manuels Hände zitterten vor Nervosität.
*
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Das hellblaue Licht, das die gespenstische Szene erhellte, strahlte plötzlich intensiver. Beide SERUNS gaben Warnsignale von sich, was nicht nur auf eine Gefahr hindeutete, sondern auch verriet, daß die Schutzanzüge wieder arbeiteten.
Die zwei Männer befanden sich in einem völlig unregelmäßig geformten Raum. Es gab zahllose große und kleine Löcher, meist rund geformt.
Der Hyperphysiker arbeitete mit den Geräten seines SERUNS. „Materiezersetzende Strahlung", erkannte Manuel. „Wir müssen von hier verschwinden, bevor wir auch aufgelöst werden. Aber wohin?"
Vedat deutete auf den geschlossenen Transportbehälter.
„Der Resonator hat uns einmal einen Weg geöffnet", sagte er. „Unfreiwillig, das gebe ich zu. Aber vielleicht klappt es ja noch einmal."
„Auf das Risiko kann ich gut
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