1701 - Templer-Mirakel
stand fest, dass ich hier keine Stunden verharren konnte. Allerdings dachte ich stets an William Harding. Er war nicht zu sehen, zeigte sich nicht und ließ auch nichts von sich hören. Es war möglich, dass er die Kirche verlassen hatte, als Aubry und ich uns gegenseitig bekämpft hatten.
Niemand bewegte die Lampe. Aber auch Jacques Aubry bewegte sich nicht. Ich ging davon aus, dass ich ihn tödlich getroffen hatte.
Das war sicherlich auch William Harding nicht verborgen geblieben. Er gehörte zwar zu den Anführern, war aber kein Kämpfer im eigentlichen Sinne, und so ging ich mal davon aus, dass er das Weite gesucht hatte.
Mit der Beretta in der Hand huschte ich geduckt auf meine Lampe zu, ging schnell in die Knie, riss sie an mich, schaltete sie aus und lief im Dunkeln weiter.
Nichts und niemand verfolgte mich. Es fiel kein Schuss. Es sprach mich keiner an. Es blieb still, und ich hatte das Gefühl, den Geruch des Todes in der Nase zu haben.
Niemand griff mich an. Ich stand zwischen den Templergräbern. Kein Harding erschien, um sich um Aubry zu kümmern. Ob der Mann durch meine Kugel tatsächlich tödlich getroffen worden war, wusste ich nicht. Es konnte auch sein, dass er noch lebte, und deshalb ging ich zu ihm. Licht brauchte ich nicht, seine Gestalt zeichnete sich schattenhaft vom Untergrund ab.
Ich untersuchte ihn im Dunkeln. Schnell stellte ich fest, dass sein Herz nicht mehr schlug. Mein geweihtes Silbergeschoss hatte ihn tödlich getroffen.
Es war wirklich nicht angenehm, einen Menschen umzubringen, das stand für mich fest, aber in diesem Fall hatte es keine andere Wahl für mich gegeben, denn auch er hatte auf mich geschossen. Ich war eben nur schneller und präziser gewesen.
Ich wunderte mich nur darüber, dass sich dieser Harding auf nur einen Helfer verlassen hatte. Bei der Brisanz des Falls war das kaum nachzuvollziehen. Jedenfalls glaubte ich nicht daran, dass er sich noch in der Kirche aufhielt.
Nachdem dieser Gedanke in meinem Kopf aufgeflammt war, machte ich mich auf den Rückweg. Ich war vorsichtig, behielt die Beretta in der Hand und schlich durch das Dunkel.
Die Tür, die in den Anbau führte, war nicht verschlossen. Vorsichtig zog ich sie auf. Als der Spalt groß genug war, schob ich mich in den Anbau hinein.
Er war so etwas wie ein schützender Unterstand, nach vorn offen. Und von dort aus wehte mir die kühle Nachtluft entgegen. Niemand lauerte mir auf, auch der Anbau war leer und hinter dem Eingang sah ich den normalen Weg, wo auch niemand stand.
Ich legte den Weg mit kleinen Schritten zurück. Sicher war ich mir noch immer nicht. Meine Beretta hielt ich weiterhin fest, und nach wenigen Sekunden hatte ich das Ende des Vorbaus erreicht.
Es war Nacht, es war dunkel, und trotzdem sah ich, dass sich etwas verändert hatte. Von meiner Position aus sah ich die Stelle, an der sich die beiden Wege trafen. Bisher waren sie leer gewesen. Das traf nicht mehr zu.
Auf jedem der beiden Wege parkte eine dunkle Limousine, in dessen Innern das Licht ausgeschaltet war. So wurde es nicht hell, als die Türen aufgestoßen wurden und mehrere Männer die Autos verließen.
Harding hatte Wort gehalten. Die Jagd auf mich war eröffnet. Er wollte unbedingt meinen Tod …
***
Ich kam nicht mehr weg!
Zumindest nicht, wenn ich nach vorn lief und den normalen Weg nahm. Also blieb ich noch im Schutz des kleinen Anbaus stehen und wartete so lange, bis die Männer die Autos verlassen hatten und ich feststellen konnte, was sie vorhatten.
Es gab im Prinzip nur eines. Rein in die Kirche, mich suchen und killen!
Sie bewegten sich nicht hektisch. Alles lief normal und beinahe langsam ab. Dann tauchte auch noch Harding auf. Wo er sich versteckt gehalten hatte, wusste ich nicht. Es war auch nicht wichtig. Jedenfalls war er da.
Er sprach leise, als er seine Anordnungen gab. Er deutete auf den seitlichen Anbau, in den ich mich zurückgezogen hatte und deshalb nicht zu sehen war.
Es stand fest, dass man mich nicht zu einem Plausch einladen wollte. Ich musste auch an die Übermacht der Männer denken. Es waren acht Männer, zu viel für mich.
Was tun?
Ich brauchte Hilfe. Schnell hatte ich mich wieder in die Kirche zurückgezogen. Und noch schneller erschien Sukos Nummer auf meinem Display.
Mochte es noch so spät sein, er ging immer ans Telefon. Da enttäuschte er mich auch in diesem Fall nicht.
»Ich bin es, Suko.«
»Was ist passiert, John?«
In drei knappen Sätzen erklärte ich es ihm.
»Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher