1702 - Rückkehr der Verdammten
er sich vor sich selbst geekelt hätte, er dachte nur an andere Menschen, die ihn rochen. Wenn sie das taten, würde ihnen übel werden.
Burke saß auf dem Dach und lachte leise. Er freute sich über seine Verwandlung, und es machte ihn auch kaum etwas aus, dass seine Haut aufgeplatzt war. Das gehörte dazu.
Man würde ihn riechen können, bevor man ihn sah. Auch das störte ihn nicht. Er hatte lange genug auf dem Dach gesessen, jetzt war es an der Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern, und dazu wollte er nicht auf dem Dach bleiben …
***
Sheila Conolly griff nach ihrem Glas und schaute durch die breite Scheibe in den Garten. »Ich werde wohl morgen damit anfangen, den Garten etwas weihnachtlich herzurichten. Schließlich sind die nächsten Wochen schnell vorbei. Das kenne ich. Wenn Weihnachten vor der Tür steht, hat man immer den Eindruck, die Zeit würde schneller ablaufen.«
Ich winkte ab. »Die läuft immer schnell ab. Je älter du wirst, umso schneller. Jedenfalls habe ich das Gefühl.«
Bill stimmte mir durch sein Nicken zu. Dann sagte er: »Du brauchst nur daran zu denken, wie Johnny noch ein Kind war und von Nadine bewacht wurde.«
Ich kannte die Zeiten gut und fragte: »Sehnst du dich danach zurück?«
Bill lächelte. »Es war nicht schlecht, eine so gute Helferin im Haus zu wissen. Aber ich gönne es Nadine auch, dass sie wieder zu einem Menschen wurde. Und dass sie jetzt ihre neue Heimat in Avalon gefunden hat. Hier hätte sie sicherlich Probleme bekommen.«
Da konnte ich nur zustimmen. Sheila lächelte mich an, bevor sie sagte: »Hin und wieder hat Johnny davon gesprochen, in deine Fußstapfen zu treten.«
»Ich weiß.«
»Also, meinen Job will er nicht«, sagte Bill.
»Und was sagt ihr zu seinem Wunsch?«, fragte ich.
Bill hob die Schultern. »Tja, ich will mal so sagen. Vorbelastet ist er schon.«
Sheila mischte sich ein. Begeistert war sie nicht, das sagte sie uns auch.
»Egal, ob Johnny vorbelastet ist oder nicht, mir wäre es lieber, wenn er nach dem Studium einen normalen Job annimmt. Den Stress, den wir erlebt haben oder noch erleben, gönne ich ihm nicht. Er ist schon nicht normal aufgewachsen. Irgendwann muss ja eine Normalität eintreten und der Horror ein Ende haben.«
»Lass ihn doch selbst entscheiden«, schlug ich vor.
»Ja, das werde ich auch. Aber ich kann ihm doch einen Rat geben. Oder nicht?«
»Klar, du bist seine Mutter. Es ist nur die Frage, ob er auch auf dich hört.«
»Das werden wir erleben.«
Bill setzte sich plötzlich aufrecht hin. Er wirkte dabei schon steif. Den Kopf hatte er leicht gedreht. Seinen Blick hatte er gegen die offene Tür gerichtet. »Wenn man vom Teufel spricht, dann …«
»Johnny?«, fragte ich.
»Ja, das muss er wohl sein. Ich habe gehört, dass jemand das Haus betreten hat.«
Bill hatte sich nicht getäuscht. Es war tatsächlich jemand gekommen. Wir hörten die Schritte und wenig später stand Johnny auf der Schwelle und nickte uns zu.
»Hi, da seid ihr ja alle.«
»War doch vorgesehen«, meinte Sheila.
Er lächelte und fragte: »Ansonsten geht es euch gut?«
»Das siehst du ja«, erwiderte Bill. »Aber was ist mit dir? Gibt es etwas Neues?«
»Kann man wohl sagen.«
»Und was, bitte?«
Johnny runzelte die Stirn. Er sprach mit leiser Stimme. »Es ist schon komisch, was ich vor dem Haus erlebt habe.«
»Und was hast du erlebt?«
Johnny schaute seine Mutter an. »Da riecht es richtig eklig. Fast wie nach Verwesung …«
***
Wir sagten erst mal nichts. Zu dritt hockten wir auf unseren Plätzen und starrten Johnny nur an.
Bill fand die Sprache als Erster wieder. »Hast du wirklich Verwesung gesagt?«
Johnny nickte. »Ja. Oder so ähnlich. Jedenfalls habe ich so einen Gestank hier noch nicht wahrgenommen. Als würde dort irgendwo ein Körper liegen, der …«, er hob die Schultern. »Na ja, ihr wisst schon – verwest.«
Bill schaute mich an. »Kann das ein totes Tier sein?«
Johnny meldete sich sofort. »Nein, dazu ist der Geruch zu intensiv.«
Ich hatte mich mit seinen kargen Aussagen beschäftigt und kam zu einem Schluss. Doch bevor ich etwas sagen konnte, hatte Bill bereits das Wort ergriffen.
»Kann das ein Ghoul sein?«
Genau daran hatte ich auch gedacht. Sheila stöhnte leise auf und erbleichte. »Nein, nicht schon wieder …«
Wir kümmerten uns nicht um sie, sondern wandten uns an Johnny.
Bill stand auf. »Bist du sicher?«
»Ja, Dad. Und an einen Ghoul habe ich auch schon gedacht. Aber dieser Gestank
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