1702 - Rückkehr der Verdammten
er steckt, kann ich dir nicht sagen. Er ist mit seinem Roller unterwegs.«
Ich grinste vor meiner Frage. »Hat er eine neue Flamme?«
»Das weiß ich nicht.«
Bill sagte zu diesem Thema nichts. Aber er zwinkerte mir zu, das reichte mir als Antwort.
Sheila nickte mir zu. »Wir sollen uns den Abend nicht verderben lassen. Schaut mal, bald ist das Jahr um. Wieder mal. Uns geht es gut. Ist das nicht ein Grund für uns, anzustoßen?«
»Von mir aus gern«, sagte ich.
Auch ich war dafür.
Bevor unsere Gläser aneinander klangen, übernahm Sheila das Wort. »Auf dass wir noch viele Abende so gemeinsam zusammen sein können und es uns gut gehen lassen.«
Genau das musste mal gesagt werden. Bill und ich waren damit voll einverstanden.
Auch ich wollte diese Anrufe vergessen. Es gab auch noch ein anderes Leben neben dem Beruf.
Allerdings weniger bei mir, und das sollte ich noch in dieser Nacht erfahren …
***
Johnny Conolly war froh, die frische Nachtluft einatmen zu können. Er war ziemlich lange mit einer Clique in einem Pub gewesen. Sie hatten dort einen Geburtstag gefeiert, aber Johnny hatte sich mit dem Trinken stark zurückgehalten, denn er musste noch mit seinem Roller nach Hause.
Mitfahren wollte keiner. Die anderen würden noch feiern, und ohne einen Schluck Bier machte es Johnny Conolly keinen Spaß. Er kam sich dann wie ein Trauerkloß vor.
Die Kneipe lag von den normalen Häusern ein gutes Stück entfernt. Es war auch mehr ein Blockhaus, das am Rand einer Gartenanlage stand und eigentlich schon geschlossen war. Aber Bills Kumpel hatte es durch Beziehungen mieten können, und so war die Feier hier abgelaufen.
Zu Hause war es auch nicht schlecht, denn Johnny wusste, dass seine Eltern Besuch hatten. John Sinclair, der beste Freund. Zudem Johnnys Pate. Er hatte, das wusste Johnny von seinem Vater, einen sehr interessanten Fall hinter sich, und Johnny war neugierig zu erfahren, worum es da im Einzelnen gegangen war.
Auch er war nicht unbeleckt und schon des Öfteren mit den Mächten der Finsternis in Berührung gekommen. In der letzten Zeit war nichts passiert, aber das musste ja nicht so bleiben.
Er zurrte seinen Helm fest und schwang sich auf den Roller. Wenig später vertrieb das Geräusch des Motors die Stille, und Johnny fuhr an. Es war kalt und schon winterlich, aber nicht so kalt, als dass sich auf den Straßen Glatteis gebildet hätte. So konnte er normal seinen Weg nach Hause fahren.
Das Licht des Scheinwerfers wies ihm den Weg. Zudem lag die kleine Gartenanlage nicht zu weit vom Haus seiner Eltern entfernt. Gut gerechnet waren es knappe fünf Kilometer. Wie lange die Anlage noch bestehen würde, wusste auch niemand, denn es gab Investoren, die scharf auf das Grundstück waren.
Um diese Zeit war er zwar nicht allein unterwegs, aber manchmal überkam ihn schon der Eindruck, denn irgendwelche Fahrzeuge begegneten ihm kaum. Zweimal wurde er von Motorrädern überholt. Einmal von einem Porsche.
Recht schnell hatte Johnny die Straße erreicht, in der das Haus seiner Eltern stand, und er ging mit dem Tempo herunter.
Das Tor war nicht verschlossen, und so fuhr Johnny auf das Grundstück und nahm den kurvenreichen Weg, der einen Vorgarten durchschnitt und erst kurz vor dem Haus endete.
Johnny schob seinen Roller in die Nähe der Garage und bockte ihn dort auf. Er löste den Riemen und nahm den Helm ab, den er auf dem Sozius verstaute.
Die wenigen Schritte bis zum Haus würde er schnell hinter sich bringen.
Alles war normal. Niemand lauerte auf ihn, und Johnny war sehr optimistisch, bis zu dem Moment, als er seinen Lauf abrupt stoppte.
Er hatte etwas gerochen!
Es war ein widerlicher Geruch gewesen, der nicht hierher gehörte und Johnny misstrauisch werden ließ.
Er schnüffelte. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Das war kein Geruch, sondern schon ein Gestank. Als hätte hier in der Nähe jemand etwas abgestellt, das allmählich in den Zustand der Verwesung überging.
Verwesung?
Jonny zuckte bei dem Gedanken leicht zusammen. Er dachte sofort an einen Körper, in dem kein Leben mehr steckt und der deshalb langsam vor sich hin verweste.
Johnny spürte so etwas wie einen kalten Schauer über seinen Rücken rinnen. Zugleich spannte sich die Haut und auch sein Herzschlag beschleunigte sich leicht.
Er stand vor der großen Garage. Im Vorgarten brannten die Lampen und sorgten für eine gute Helligkeit. Wenn sich dort etwas bewegte, würde er es irgendwann sehen.
Aber da bewegte sich nichts.
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