1702 - Rückkehr der Verdammten
war trotzdem anders. Zwar intensiv, aber nicht so eklig, als würde ein Ghoul vor uns stehen. Und so ein Schleimwesen habe ich auch nicht entdeckt.«
»Dann werden wir uns mal um die Sache kümmern«, erklärte Bill, bevor er mir einen Blick zuwarf.
»Und ob«, sagte ich.
Einen Lidschlag später stand ich bereits auf den Beinen. Die lockere Stimmung war bei mir vorbei.
Bill und mich hielt nichts mehr im Wohnraum. Sheila blieb dort sitzen. Sie sagte etwas zu ihrem Sohn, der aber sperrte sich dagegen und folgte uns.
Vor der noch geschlossenen Haustür blieben wir stehen. Wir wollten von Johnny wissen, wo der Geruch am stärksten gewesen war.
»Vor der Garage. Als ich meinen Roller abstellte. Das war echt eklig.«
»Okay, schauen wir uns mal um.« Bill nickte entschlossen und öffnete die Tür.
Ein Schwall kalter Luft wehte uns entgegen. Der Blick in den großen Garten war frei. An verschiedenem Stellen gaben Lampen ihr Licht ab, aber zu sehen war niemand.
»Hast du in der Garage nachgeschaut?«
»Nein, Dad.«
Ich wusste, dass es eine Verbindungstür zwischen der Garage und dem Haus gab. Danach fragte ich Bill und erhielt die beruhigende Antwort, dass die Tür verschlossen war.
»Dann sollten wir nach draußen gehen.«
Der Reporter warf sich eine Strickjacke über. Bewaffnet waren er und sein Sohn nicht. Die einzige Person, die eine Waffe bei sich trug, war ich. Aber ich ließ sie stecken und wollte mich nicht selbst verrückt machen. Ich hoffte noch immer, dass sich Johnny geirrt hatte. So recht daran glauben konnte ich nicht.
Wir gingen nach draußen.
Ohne dass wir uns abgesprochen hatten, saugten wir hörbar die Luft durch die Nasenlöcher ein – und waren leicht enttäuscht, weil wir nichts rochen.
Johnny hatte sofort eine Erklärung zur Hand. »Das ist auch nicht hier gewesen. Wir müssen dorthin, wo ich meinen Roller abgestellt habe. Dort hat es mich erwischt.«
»Dann los«, sagte Bill.
Wir wandten uns nach rechts. Bis zum abgestellten Roller waren es nur wenige Schritte. Natürlich waren wir auf der Hut, doch eine in der Nähe lauernde Gefahr war nicht zu entdecken.
Zwar kam ich mir nicht lächerlich vor, aber komisch war es schon, dass wir uns so bewegten – und wie auf ein Kommando hin gemeinsam abstoppten, denn jetzt rochen Bill und ich es auch.
Das war nicht normal. Die recht reine und kühle Luft roch nicht mehr neutral. Etwas hatte sie geschwängert. Tatsächlich ein anderer Geruch.
Wir gingen nicht einen Schritt weiter, suchten die Umgebung ab, aber die Quelle war nicht zu entdecken. Wir fanden zudem nicht heraus, aus welcher Richtung uns der Gestank erreichte, denn jetzt empfand auch ich ihn als Gestank.
»Und?«, fragte Johnny. »Habe ich recht gehabt? Es stinkt nach Verfaultem.«
»Stimmt«, gab ich zu und ging weiter. Johnny hatte von der Garage gesprochen. Direkt neben dem Roller hielt ich an und stellte schon beim ersten Einatmen fest, dass sich der Gestank intensiviert hatte.
Vor dem Haus war es nicht dunkel. Mehrere Außenleuchten sorgten für Helligkeit. So war die Umgebung für uns gut zu erkennen. Da tat sich nichts. Niemand von uns sah etwas, auch als wir in verschiedene Richtungen schauten.
»Er oder es war hier«, sagte Johnny.
Da widersprachen Bill und ich nicht. Aber der Reporter wollte wissen, ob das der Gestank eines Ghouls war.
Ich blieb ihm die Antwort zunächst schuldig, schnupperte noch mal und stellte jetzt fest, dass sich der Gestank immer mehr verflüchtigte.
»Bill, ich weiß nicht, ob es sich um einen Ghoul handelt. Der riecht nach verwesenden Leichen, hier stinkt es zwar, doch auf einen direkten Leichengeruch möchte ich mich nicht festlegen. Der Gestank ist unnatürlich, könnte durchaus eine andere Ursache haben.«
»Akzeptieren kann ich das nicht«, fasste Bill zusammen, »und wir sollten es auch nicht dabei belassen.«
»Was meinst du damit, Dad?«
»Wir umrunden das Haus. Danach kümmern wir uns um den Vorgarten. Kann sein, dass sich dort jemand versteckt hält.«
Ich hatte nichts dagegen, wollte das Vorhaben aber leicht ändern und schlug vor, dass ich mich schon jetzt um den großen Vorgarten kümmerte.
Dagegen hatten die beiden Conollys nichts. Bill wollte allerdings, dass sein Sohn an seiner Seite blieb. Auf eine Waffe verzichtete er. Sie waren schließlich zu zweit.
Ich wartete, bis die beiden verschwunden waren. Über den Hauptweg wollte ich in Richtung Tor gehen und die Augen offen halten. An der Haustür sah ich eine
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