1704 - Teuflische Abrechnung
hatte es geschafft. Es war ihn sogar recht leicht gefallen. Er hatte nur die Tür öffnen müssen und stand jetzt demjenigen gegenüber, um den sich alles drehte und der auch den Horror in die Klinik gebracht hatte.
Die beiden so unterschiedlichen Personen starrten sich an. Es sprach keiner von ihnen. Der Professor war zudem nicht Herr seiner Gedanken.
Die anderen waren wieder da. Ihre Stimmen quälten ihn. Noch zeigte er einen gewissen Widerstand, aber der würde auch gebrochen werden. Zu seinem Glück machte Larkin den Anfang, denn er fragte: »Was wollen Sie, Professor?«
»Sie besuchen.«
»Allein?« Larkin lachte.
»Das sehen Sie doch.«
Der Killer verengte die Augen. »Sonst haben Sie doch immer einen Aufpasser mitgebracht. Warum sind Sie jetzt allein? Hat sich alles geändert? Wollen Sie mich freilassen und mich vor irgendwelchen Mördern beschützen?«
»Nein!«
»Was dann?«
Der Professor hatte die Hand mit der Waffe eng gegen seinen Körper gepresst und sich leicht gedreht, sodass der Killer seine rechte Seite nicht sah. Er ging einen Schritt auf Larkin zu und sagte: »Ich habe kommen müssen.«
»Ach? Und warum?«
»Sie haben es so gewollt!«
Mehr brauchte er nicht zu sagen, denn Larkin verstand. »Sie? Die andere Seite?«, höhnte er. »Diese vier verdammten Geister haben Sie geschickt?«
»So ist es.«
»Und was sollen Sie bei mir?«
Der Professor schwieg. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Er wusste, dass er es tun musste, denn sonst würde er selbst sein Leben verlieren.
Er ging noch einen Schritt vor und behielt dabei Larkin im Auge, dessen Gesicht plötzlich einen misstrauischen Ausdruck annahm, weil er etwas ahnte.
Es war zu spät.
Die Klinge traf.
Und sie war wuchtig gestoßen worden. Der Stahl des spitzen Brieföffners drang dicht über dem Bauchnabel in den Körper des Killers …
***
Ich habe es getan! Ich habe es getan!
Dieser eine Satz jagte wie ein Schrei durch das Bewusstsein des Professors. Er hatte erfüllt, was man ihm aufgetragen hatte. Als wäre der Griff des Brieföffners glühend, so abrupt ließ er ihn los und trat dabei einen Schritt nach hinten.
Jemand in seiner Nähe schluchzte, und es dauerte einige Sekunden, bis ihm bewusst wurde, dass er es selbst war, der diese Laute von sich gab.
Lex Larkin stand noch immer vor ihm. Die Klinge war nicht ganz in seinem Leib verschwunden. Ein Teil von ihr und der Griff schauten noch hervor. Sie schien den Killer nicht tödlich getroffen zu haben, denn er stand noch immer, und in seinen Augen lag der Ausdruck des Unglaubens.
Warwick hörte die Stimmen in seinem Kopf. »Gut, wirklich gut. Aber noch nicht ganz perfekt …«
Etwas bewegte sich schattenhaft vor seinen Augen. Er musste den Blick anheben und sah sie wieder. Die Gesichter, die von einem nebligen Rahmen umgeben waren. Sie waren erschienen, damit ihnen nichts entging.
»Er ist noch nicht tot.«
»Du musst dich anstrengen.«
»Starte einen neuen Versuch.«
Es waren Aufforderungen, die er nicht in die Tat umsetzen konnte. Seine Lähmung war einfach zu groß. Er konnte nicht mehr denken. Sein Blick war auf den Killer gerichtet und er fragte sich, warum Larkin nicht umkippte. Der Stich mit dem Brieföffner musste wichtige Organe getroffen haben.
Und doch stand er.
Der Arzt wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, bis er einen Laut hörte. Es war ein tiefes Stöhnen, und nicht er hatte es von sich gegeben, sondern der Mann vor ihm.
War das der Anfang von seinem Ende?
Das Gesicht verzog sich. Warwick wusste Bescheid. Er kannte den Ausdruck, der immer dann eintrat, wenn ein Mensch unter starken Schmerzen litt.
»Fall doch um!«, flüsterte er.
Er erhielt sogar eine Antwort, die Stimmen gaben sie ihm.
»Der Hundesohn ist zäh. Er will nicht sterben. Er bäumt sich dagegen auf …«
»Aber er muss!«
»Ja, ja …«
Es schien so zu sein, als hätte auch Larkin die Stimmen gehört. Jetzt hob er den Kopf an und drehte ihn leicht zur Seite. So gelang es ihm, die Gesichter seiner Opfer zu sehen, und das gab ihm einen inneren Schub.
»Nein, verdammt!«, keuchte er. »Nein, nein und nein. So einfach mache ich es euch nicht!« Er keuchte auf, dann sanken seine halb erhobenen Arme nach unten, und plötzlich umfassten seine Hände den Griff des Brieföffners.
Das dauerte nicht mal eine Sekunde, dann zog er die Waffe aus seinem Körper …
***
Erst jetzt hatte das Blut freie Bahn, das sich zuvor gestaut hatte. Es quoll hervor, nässte die
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