1705 - Mein Job in der Horror-Höhle
doch klar.«
Nun folgte meine wichtigste Frage, auf die eigentlich alles hinauslief.
»Haben Sie dabei auch den Namen Will Mallmann gehört?«
Sie stutzte für einen Moment. Dann gab sie die Antwort und flüsterte: »Ja, das habe ich …«
***
Es riss mich zwar nicht gerade vom Stuhl, doch ich spürte, dass ich blass wurde und mein Herzschlag anfing, sich zu beschleunigen. Ich warf einen Blick auf Sir James, der hinter seinem Schreibtisch saß, als wäre er zu einem Denkmal geworden.
Also doch – Mallmann. Oder auch Dracula II. Verdammt noch mal, ich hatte ihn vernichtet. Die Handgranaten hatten seinen Körper in Fetzen gerissen, und jetzt saß jemand vor mir, der über ihn Bescheid wusste? Das war schwer zu glauben, und ich spürte, dass sich die Härchen in meinem Nacken aufstellten.
»Was ist los?«, fragte Judy Gruber, der unser Verhalten aufgefallen war.
»Es lag an dem Namen«, gab ich zu. »Und ich möchte gleich eine Frage nachsetzen.«
»Tun Sie das.«
»Hat Ihnen Ihre Partnerin auch mal einen zweiten Namen genannt, der sehr unwahrscheinlich klang? Und zwar Dracula II?«
Sie nahm meine Frage hin, ohne etwas zu sagen. Aber sie dachte nach und hob schließlich die Schultern. »Es kann sein, dass sie ihn mal erwähnte. Das will ich nicht abstreiten. Er ist auch ungewöhnlich und er deutet auf Vampire hin.«
»Das stimmt«, sagte ich.
Judy Gruber senkte den Blick. »Blut und Vampire, gehört das nicht irgendwie zusammen?«
Ich nickte und blieb beim Thema. »Bleiben wir mal bei dem Namen Mallmann. Was wissen Sie noch darüber?«
»Ich kenne ihn nicht.«
»Das glaube ich Ihnen. Aber wie hat Ihre Freundin reagiert? Kann es sein, dass sie versucht hat, ihm näher zu kommen, und sich möglicherweise mit ihm getroffen hat?«
»Das kann ich nicht sagen, denn ich bin nicht dabei gewesen.«
Meine kalte Haut auf dem Rücken wollte nicht weichen. »Ausschließen können Sie es aber nicht?«
»So ist es, Mister Sinclair. Und es ist auch ganz einfach. Ellen war des Öfteren allein unterwegs.«
»Warum waren Sie nicht dabei?«
»Das wollte sie nicht, und ich habe es akzeptiert. Jeder Mensch muss auch ein privates Plätzchen in seinem Leben haben.«
»Ich denke aber, dass Sie gefragt haben.«
»Klar.« Sie lächelte leicht. »Ich wollte sie nicht kontrollieren, aber ich befürchtete, dass sie noch eine andere Beziehung neben der unseren gehabt hat oder haben könnte.«
»Was sagte Ellen auf diese Frage?«
»Sie war entrüstet. Aber ich bestand darauf, dass sie mir die Wahrheit sagte, und das hat sie auch getan.«
»Wo war sie?« Ich war gespannt auf ihre Antwort. Das hier war kein normaler Vampirfall. Hier hatte sich etwas angebahnt, dem ich weiterhin folgen musste.
»Sie ist zu den Höhlen gegangen.«
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Ich ließ sie mir durch den Kopf gehen und kam zu dem Schluss, dass sie stimmen konnte. Höhlen bieten Verstecke, und da war es durchaus möglich, dass sich dort etwas tat. Nur konnte ich mir nicht vorstellen, dass Mallmann sich dort versteckt hielt. Es gab ihn nicht mehr. Aber wieso hat diese Ellen Wells ihn dann treffen können?
Sir James stellte eine Frage. »War sie denn allein?«
»Ich denke schon. Jedenfalls hat sie mir nicht gesagt, dass sie jemand begleitet hat.«
»Gut«, sagte ich und fragte weiter: »Können Sie uns denn sagen, was in der Höhle passierte?«
»Nein.«
»Sie haben nie gefragt?«
»Doch, Mister Sinclair. Aber man hat mir keine Antwort gegeben.«
Ich schaute Sir James an, der die Stirn in Falten gelegt hatte und fragte: »Was Sie uns gesagt haben, entspricht also der Wahrheit, Miss Gruber?«
»Das versichere ich Ihnen. Aber ich weiß jetzt Bescheid. Es gibt Ellen nicht mehr an meiner Seite, und so werde ich allein in unserem kleinen Haus wohnen müssen.«
»Wovon haben Sie denn gelebt?«, wollte Sir James wissen.
»Ach, wir beide haben Nachhilfe gegeben. Alles, was Sie sich vorstellen können. Von der Musik bis zur Mathematik. Die Schüler kamen auch aus den umliegenden Orten, und von dem Geld konnten wir ein ruhiges und auch bescheidenes Leben führen. Zudem gehört das Haus mir. Ich habe es von einer Großtante überschrieben bekommen, denn keiner der nahen Verwandten wollte in diese Einsamkeit.«
»Okay, dann wissen wir wohl fast alles.« Es war ein Abschlusssatz, den ich gesagt hatte, und natürlich stellte Judy Gruber eine Frage.
»Was geschieht jetzt? Oder ist Ihnen das alles egal? Sie haben jetzt erfahren, wer
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