1707 - Das Rätsel der toten Bücher
Er gab die Antworten von allein, und das waren zugleich die Erklärungen, auf die wir gewartet hatten.
Was Bill in dieser Bibliothek herausfinden wollte, ließ er offen. Für ihn war wichtig, dass wir erfuhren, was er hier mit dieser geheimnisvollen Teresa erlebt hatte. Für ihn und wenig später auch für uns war sie so etwas wie eine Rächerin, die ihren Bräutigam suchte, einen Mann namens Arthur Random, der zu ihrer Zeit gelebt hatte.
»Und sie hat starr und fest behauptet, dass man sie und andere Frauen damals ermordet hat?«, fragte Suko.
»Ja!«
»Dann waren es Hexen«, sagte ich.
»Kein Widerspruch, John. Ich habe zudem von Teresa gehört, dass sie dem Tier huldigte, als sie das Kloster verlassen hatte, in dem sie nicht glücklich war.«
Suko fragte: »Wird der Satan, der Teufel oder wer auch immer nicht hin und wieder als das Tier bezeichnet?«
Die Antwort übernahm ich. »Ja, auch in der Apokalypse des Johannes ist von einem Tier die Rede. Wir können davon ausgehen, dass diese Teresa einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, den sie aber nicht als ihren eigentlichen Retter ansah, sondern ihren Bräutigam Arthur Random. Ist das so richtig, Bill?«
»Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Aber Random hat sie im Stich gelassen, und das hat sie nicht überwinden können. Jetzt sucht sie ihn.«
»Warum gerade hier?«
Bill deutete auf zwei am Boden liegende Bücher, die auffielen, weil sie einen roten Einband hatten.
»In diesen beiden hat sie etwas gesucht.«
»Hast du schon mal reingeschaut?«
Bill schüttelte den Kopf.
Das übernahmen Suko und ich. Wir schnappten uns jeder ein Buch und schlugen es auf. Leer waren die Seiten nicht, auf einigen waren Namen verewigt worden, die nur zu Frauen gehörten. Hinter den meisten stand eine kurze Erklärung, und so fanden wir heraus, dass die Frauen, die hier auftauchten, Hexen gewesen waren, die man auf die verschiedensten Arten umgebracht hatte.
»Was hat sie wohl gesucht?«, fragte Suko.
»Es ging um den Bräutigam. Sie war scharf darauf, ihn zu finden.«
»Aber der ist längst gestorben.«
Bill nickte. »Klar, das ist er. Wahrscheinlich wollte sie wissen, warum er ihr nicht geholfen hat, obwohl er es ihr versprochen hatte. Es quält sie, dass sie es nicht weiß, deshalb diese Suche hier in dieser Bibliothek. Dass ich herkam, war reiner Zufall. Ich wollte in einer anderen Sache recherchieren.«
»Beschreibe sie mal«, forderte Suko.
Bill hob die Schultern und stieß die Luft aus. »Spektakulär ist sie nicht. Ich weiß nicht mal, ob sie noch Mensch war oder schon zu einem Geist geworden ist. Sie sah aus wie ein Mittelding. Ich habe auf sie geschossen, sie auch getroffen, aber das hat nichts gebracht. Töten konnte ich sie nicht. Ich habe das Haus verlassen und euch angerufen, aber wohin die Leiche verschwunden ist, kann ich nicht sagen. Ich glaube nicht, dass sie sich in Luft aufgelöst hat.«
Das glaubten Suko und ich auch nicht. Wenn wir uns umschauten, war alles normal. Ich hatte etwas Hoffnung in mein Kreuz gesetzt, aber das hatte sich nicht gemeldet.
»Wir müssen sie jedenfalls finden«, sagte Bill, »aber ich weiß nicht, wo wir anfangen sollen zu suchen. Tut mir echt leid. Sie hat nicht gesagt, wohin sie will.«
»Teresa sucht ihren Bräutigam, den sie nicht finden wird«, sagte Suko. »Möglicherweise will sie auch nur eine Bestätigung dafür haben, dass er sie nicht im Stich lassen wollte.«
Das konnte sein. Ich hatte mir Gedanken darüber gemacht, dass sie die Bücher nicht mitgenommen hatte. Sie waren ja ein Indiz, und ich wollte sie nicht hier liegen lassen. Deshalb hob ich sie auf und legte sie auf einen Tisch.
Dann fragte ich Bill danach, ob er das gesamte Haus durchsucht hatte.
»Nein, das habe ich nicht. Ich habe draußen auf euch gewartet.«
»Weißt du denn, wie es in den oberen Etagen aussieht?«
Er verzog die Lippen. »Bücher, John, was sonst? Immer nur die Bücher. Ich denke nicht, dass sie für Teresa interessant gewesen sind, denn sie hat sich hier aufgehalten.«
»Genau das ist es«, sagte ich, »und deshalb werde ich die Bücher mitnehmen.«
»Tu das. Meinst du, dass du sie damit locken kannst?«
»Das weiß ich nicht, aber ich will nichts unversucht lassen.«
Der Ansicht waren auch Suko und Bill. Hier würde sich nichts mehr tun, da stimmten wir überein. Also brauchten wir auch nicht länger zu warten.
Hintereinander gingen wir die Treppe hoch. Unser Blick fiel dabei auf ein großes
Weitere Kostenlose Bücher