1707 - Das Rätsel der toten Bücher
Halbbogenfenster, das bis zum Boden reichte. Dahinter lag die Dunkelheit, immer wieder kurz erhellt von den Scheinwerfern vorbeifahrender Autos.
Um den Ausgang zu erreichen, mussten wir durch die Halle gehen. Wir waren vorsichtig, ließen unsere Blicke schweifen, aber die Halle hier war leer.
Oder doch nicht?
Ich blieb stehen, weil ich einen schwachen Wärmestoß auf meiner Brust verspürt hatte. Dort befand sich das Kreuz, und die Warnung konnte ich nicht übergehen.
Da ich nicht mehr weiterging, schauten Bill und Suko mich leicht angespannt an.
»Probleme?«, fragte der Reporter.
»Teresa muss hier in der Nähe sein.«
Bill schaltete schnell. »Dein Kreuz?«
Suko und er schwiegen. Ich sagte auch nichts und ging kreuz und quer durch die Halle, auf der Suche nach einem Ort, wo die Warnung vielleicht stärker war.
Ich fand keinen, auch nicht in der Nähe der Tür. Dort hielt ich mich etwas länger auf, schaute auch nach draußen und sah nur den Schneeregen.
Suko fragte: »Ist die Warnung noch da?«
»Sicher.«
»Hast du einen Vorschlag, wie wir hier vorankommen können?«
Den hatte ich tatsächlich und behielt ihn nicht für mich. »Ich möchte euch nichts vorschreiben, aber wie wäre es, wenn ihr das Haus verlasst und ich allein hier bleibe?«
»Warum?«, fragte Bill.
»Es ist nur ein Versuch. Möglicherweise will sie mich für sich haben. Das wird sich noch herausstellen.«
Bill und Suko tauschten einen kurzen Blick, und beide nickten sich zu. Es dauerte nicht lange, da hatten sie das Haus verlassen.
Ich stand allein in der Mitte des Vorraums und hoffte, dass ich mich nicht geirrt hatte.
Wo steckte Teresa?
Noch im Unsichtbaren? Brauchte sie eine Weile, um sich zu zeigen, weil sie Hindernisse überwinden musste?
Ich ging auf und ab, drehte mich mal um und hielt nach Orten Ausschau, wo sich die Warnung verstärkte.
Ich hatte Pech, alles blieb, wie ich es erlebt hatte. Ich wollte meinen Freunden erst folgen, wenn ich einen Erfolg erzielt hatte. Es musste was passieren!
Die Bücher hielt ich in der linken Hand. Dann dachte ich daran, dass sie möglicherweise der Grund dafür waren, dass sich die andere Seite gemeldet hatte. Sie mussten für sie recht wertvoll sein.
Und dann passierte es.
Ich bekam den eisigen Hauch mit, der mich für einen Moment streifte, drehte mich und schaute dorthin, wo der Gang anfing.
Da stand sie!
Das musste sie sein, denn so hatte Bill Conolly sie beschrieben. Teresa, die Mischung aus Mensch und Geist. Eine Tote, die lebte und das Tier angebetet hatte.
Ab jetzt kam es darauf an, wer von beiden stärker war …
***
Bill Conolly hatte mir die Person beschrieben. Jetzt stand sie vor mir, und ich musste zugeben, dass ich trotz seiner Beschreibung schon ein wenig überrascht war.
Das lag an ihrer Harmlosigkeit.
Ja, sie sah so harmlos und schon brav aus. Dazu zählten das lange schlichte Kleid mit dem kleinen Ausschnitt, das beinahe noch mädchenhaft anmutende Gesicht und die nach hinten gekämmten Haare, wo sie im Nacken einen Knoten bildeten.
Jeder, der diese Person unter normalen Umständen getroffen hätte, der wäre zu ihr gelaufen, um ihr die Hand zu schütteln oder sie zu umarmen.
Ich allerdings blieb stehen, weil mich mein Kreuz nicht grundlos gewarnt hatte.
Zuerst wurde zwischen uns kein Wort gesprochen. Das änderte Teresa nach einer Weile. Sie behielt ihren Platz bei und sagte nur mit leiser Stimme: »Wer bist du?«
»Ich heiße John Sinclair.«
»Ich kenne dich nicht.«
»Das macht nichts.«
»Aber du hast meine Bücher?«
»Das schon.«
»Da sie mir gehören, möchte ich, dass du sie mir zurückgibst. Hast du gehört?«
Natürlich hatte ich sie gehört, aber ich dachte nicht daran, ihrem Wunsch Folge zu leisten, und sie sah auch, dass ich bedächtig den Kopf schüttelte.
»Du – du – willst sie mir nicht geben?«
»Du kannst sie dir holen.«
»Vielleicht werde ich das auch tun und …«
Ich unterbrach sie. »Wer bist du wirklich, Teresa? Genau das will ich wissen.«
»Warum?«
»Du hast jemanden getötet.«
»Aha, siehst du die Leiche?«
»Nein, aber es wurde mir gesagt. Ich will wissen, warum du den Mann getötet hast.«
Darauf erhielt ich keine Antwort. Sie sagte nur: »Ich will meine Bücher haben.«
»Nenne mir den Grund.«
»Er geht nur mich etwas an.«
»Das denke ich nicht. Ich kann mir denken, dass du Aufklärung über deinen Bräutigam haben möchtest. Oder liege ich da falsch?«
»Er hat mich vor dem Tod retten
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