1709 - Die Blutprinzessin
war es für sie kein Problem, rasch nach Welling zu laufen. Und dort hatte sie dann alle Möglichkeiten. Da würde sie auch Johnny Conolly finden.
Das helle Licht, das sich vom Ort her auf mich zu bewegte, ließ mein Misstrauen erneut aufkeimen, und gleich darauf sah ich, dass es ein Rover war, der auf mich zufuhr und dessen Lichtschein mich traf.
Suko stoppte den Wagen dicht vor mir und stieg aus.
»Verdammt, da bist du ja.«
»Klar.«
Er schaute sich um. Noch konnte er Sinas Reste nicht sehen, weil sie hinter dem Mercedes lagen.
»Warum bist du denn nicht gekommen?«
»Das zeige ich dir jetzt.«
Er blieb an meiner Seite, und als ich anhielt, ging auch er nicht weiter. Ich leuchtete das an, was von Sina Wang übrig geblieben war.
Ein Skelett, denn die Haut war von den Knochen abgefallen. Selbst Augen oder Haare waren nicht mehr zu sehen.
Suko ließ sich ein paar Sekunden Zeit, bevor er fragte: »Wieso ist das passiert?«
Ich erzählte es ihm und verschwieg natürlich auch nicht das Eingreifen der blonden Bestie.
»Ja, sie wollte mich aufhalten. Sie hat gedacht, dass es Sina unter Umständen schafft, und so hat sie für freie Bahn für sich sorgen können.«
Suko begriff schnell. »Du meinst die freie Bahn nach Welling.«
»Ja, zu Johnny Conolly, der sich dort mit Bill aufhält.«
»Verdammt, das kann sein«, flüsterte Suko. »Dann müssen wir so schnell wie möglich hin.«
Ich gab ihm keine Antwort. Aber ich lief bereits auf den Mercedes zu und konnte nicht vermeiden, dass meine Knie weich geworden waren …
***
In der Polizeistation war es mehr als warm. Die alte Heizung gab ihr Bestes. Selbst dem Konstabler gefiel es nicht. Er fragte, ob er das Fenster öffnen sollte.
»Gern«, sagte Bill, der neben seinem Sohn an einem kleinen Tisch saß und ebenso wie Johnny Kaffee trank.
Matt Franklin öffnete ein Fenster. Die kühle Luft drang als Schwall in den Raum, was allen gut tat. Die Straße vor der Station war leer. Die klare Luft hatte sich verzogen. Schwacher Dunst war aufgekommen und trieb als dünner Nebel durch den Ort. Er legte sich auch um die Lichter der wenigen Laternen.
Elton Marlowe stand gefesselt nahe der Heizung und hatte sich wieder gefangen. Seine Furcht war vorbei.
»He, Meister, was ist los?«, fauchte er den Konstabler an. »Wie lange soll ich den Mist hier noch aushalten?«
Franklins Blick wurde böse. »Ich verbitte mir diesen Tonfall.«
»Okay. Wann komme ich los?«
»Keine Ahnung. Das bestimme nicht ich. Ich könnte dich auch nicht befreien, denn der Schlüssel zu den Handschellen befindet sich nicht in meinem Besitz.«
»Mist auch. Wann kommen Ihre Kollegen denn wieder?«
»Keine Ahnung. Ich denke, dass Sie sich noch gedulden müssen. Es ist ja nicht für immer. Außerdem haben Sie sich Ihre Position selbst zuzuschreiben.«
»Was wissen Sie denn schon? Ich habe nichts getan. Gar nichts.«
»Das sieht Johnny Conolly anders, und sein Vater auch.«
Bill drehte sich auf seinem Stuhl um, damit er Marlowe anschauen konnte.
»Was glotzt du so dämlich?«
Bill blieb gelassen. »Ich würde an deiner Stelle das Maul nicht so weit aufreißen. Als Verlierer steht dir das nicht zu.«
»Wieso Verlierer?«
»Kann ich dir sagen. Du hast zusammen mit deiner Komplizin meinen Sohn entführt und ihn in eine lebensgefährliche Lage gebracht. Was meinst du, was der Staatsanwalt dazu sagen wird? Und später der Richter. Aus dieser Nummer kommst du nicht mehr raus. Es sieht nicht gut für dich aus.«
Elton lachte. Es klang nicht überzeugend. Er wollte sich Mut machen. »Noch habt ihr nicht gewonnen. Ich habe Johnny zwar nicht gekriegt, aber ich bin nicht allein.«
»Setzt du auf Sina?«, fragte Johnny.
»Nicht nur.«
»Auf wen denn noch?«
Elton lachte. »Wir haben ja nicht aus Spaß so gehandelt. Ich kann dir sagen, dass es noch jemanden gibt, der im Hintergrund lauert. Und an dieser Person werdet ihr euch die Zähne ausbeißen.« Wieder lachte er. Er steckte wirklich voller boshafter Freude.
Bill antwortete nicht. Aber er wusste wie auch Johnny, wen Elton damit gemeint hatte. Die Cavallo war die große Unbekannte. Zu Gesicht hatten sie die Blutsaugerin bisher noch nicht bekommen, doch es war durchaus möglich, dass sie sich in der Nähe aufhielt, um einzugreifen, wenn sich die Chance bot.
Matt Franklin hatte zugehört. Er wollte eine Aufklärung haben und fragte: »Wen hat dieser Schlappschwanz denn gemeint, wenn er von einer Person im Hintergrund sprach?«
»Eine Frau«,
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