1709 - Die Blutprinzessin
erwiderte Bill. »Eine verdammt gefährliche. Eine, die aussieht wie ein Mensch, aber in Wirklichkeit ist die menschliche Gestalt nur eine äußere Hülle.«
»Verstehe ich nicht.«
»Sie ist ein Vampir!«
Franklin nickte. Kurze Zeit später schrak er zusammen. Erst da war ihm die Bedeutung der Antwort klar geworden. Er trat einen Schritt ins Zimmer hinein und sagte: »Moment mal. Habe ich das richtig verstanden? Sprachen Sie von einem Vampir?«
»Sie haben sich nicht verhört.«
Franklin schluckte. »Noch einer?«
»Eine!«, korrigierte Bill.
»Und die ist so gefährlich?«
»Leider. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen, aber Sie können davon ausgehen, dass ich sie für so gefährlich halte wie andere den Teufel.«
Franklin bekam große Augen. Er wollte noch etwas fragen, überlegte es sich jedoch anders und schloss den Mund. Mit einem Tuch wischte er über seine feuchte Stirn. Sein Gesicht war eingefallen, die gesunde Farbe gab es nicht mehr.
Bill wollte ihn bitten, das Fenster wieder zu schließen. Etwas kam ihm zuvor. Es war das Geräusch des Handys.
»Wer ist das, Dad?«
»Ich glaube, dass es John ist.«
Es war sein Freund, der fragte, ob alles im grünen Bereich war.
»Noch«, gab Bill zu. »Und wo steckst du?«
»Suko und ich sind auf dem Weg zu euch.«
»Gut. Ist denn was passiert?«
»Ja, das kann man wohl sagen. Es gibt diese Sina Wang nicht mehr.«
»Vernichtet?«
»Genau.«
»Und wie ist …«
»Später, Bill. Es dauert nicht mehr lange, dann sind wir bei euch. Eine Frage noch. Habt ihr etwas von der Cavallo gesehen?«
»Nein, haben wir nicht. Zum Glück nicht.«
»Okay, aber behaltet sie im Hinterkopf.«
»Darauf kannst du dich verlassen, John.«
Das Gespräch war vorbei. Bill atmete tief durch. Er steckte das Handy wieder weg und nickte dem Konstabler zu.
»Sie haben alles gehört?«
»Ja.«
»Dann wissen Sie ja, was auf uns zukommen könnte. Aber wir werden bald Verstärkung bekommen. Außerdem ist eine Blutsaugerin vernichtet worden. Das lässt hoffen.«
»Aber nicht die, von der Sie vorhin gesprochen haben?«
»Leider nicht.«
Matt Franklin nickte. »Dann werde ich mal das Fenster wieder schließen.«
»Ja, tun Sie das.«
Elton Marlowe hatte nachgedacht. Jetzt war er zu einem Entschluss gekommen und stellte ihn als Frage.
»Was ist passiert? Mit Sina, meine ich.«
Johnny gab ihm die Antwort. Das musste er einfach tun. »Es gibt sie nicht mehr, Elton. Du stehst allein. Deine Helferin, die Vampirin, die sich Blutprinzessin nannte, ist tot. Hast du gehört? Sie ist tot! Man hat sie vernichtet. Jetzt stehst du allein!«
Elton Marlowe wurde bleich. Er suchte nach Worten. Da ihm keine einfielen, hielt er den Mund. So wie er sah jemand aus, dem die Felle weggeschwommen waren.
Der Konstabler drehte sich um, weil er das Fenster endlich schließen wollte. Inzwischen war genügend kalte Luft in das Büro gedrungen. Er drückte das Fenster in Richtung Rahmen und schaute dabei auf den Gehsteig.
Dort entstand eine Bewegung.
Der Konstabler achtete zunächst nicht darauf, bis er plötzlich die Gestalt sah, die von unten her in die Höhe schoss.
Ihm stockte der Atem. Er sah die hellblonden Haare einer ihm unbekannten Frau, und plötzlich tauchte vor seinem Gesicht die Faust auf.
Sie erwischte ihn nicht mal eine Sekunde später. Er hatte das Gefühl, sein Gesicht würde explodieren. Er merkte noch, dass er nach hinten geschleudert wurde, und krachte auf den Rücken. So blieb er auch liegen.
Justine Cavallo aber hatte freie Bahn …
***
Bill und Johnny hatten nicht weiter auf den Konstabler geachtet. Das Schließen eines Fensters war eine normale Aktion. Sie wollten schon darüber reden, wie es weitergehen würde, als es geschah.
Sie hörten keinen Schrei, sahen aber, dass der Konstabler zurück in den Raum getrieben wurde. Noch während der fiel, sahen sie sein blutiges Gesicht, dann lag er auf dem Boden und war ihren Blicken entglitten. Dafür schauten sie auf das Fenster, in dem jemand erschienen war.
Die blonde Bestie!
Sie genoss ihren Auftritt. Sie hockte auf der Fensterbank wie auf dem Sprung. Die Zähne waren gefletscht, und so sahen die beiden Conollys ihre spitzen Hauer, die darauf warteten, die Haut eines Menschen aufzureißen, um das Blut zu trinken.
Von einem schönen und glatten Gesicht war dort nichts mehr zu sehen. Es war verzerrt, und in den Augen leuchtete Triumph.
Sie hatte es geschafft.
»Verdammt«, flüsterte Bill, »das habe ich fast
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