171 - Teutelstango
selbst auf normalem Wege konnten sie schon am anderen Ende der Welt sein. Wo sollte man beginnen zu suchen? Es würde kaum angehen, einen Frigaro-Angehörigen nach ihnen zu fragen.
Damit versuchte Dorian sich zu beruhigen, aber es gelang ihm nicht. Seine Unruhe wuchs, je mehr sich das Flugzeug seinem Ziel näherte.
Unauffällig begann Diego Cuarto, den Piloten zu beeinflussen. Er hatte ihn absichtlich provoziert; der aufwallende Ärger des Kahlköpfigen öffnete seinen Geist und erleichterte dem Dämon die Beeinflussung. Zwar war das Ziel vorher genannt worden, aber Diego sorgte jetzt dafür, daß der Pilot kaum merkliche Kursänderungen vornahm. Er richtete sich zwar immer noch nach seinen Instrumenten und war auch selbst der festen Überzeugung, auf dem richtigen Kurs zu sein - aber er deutete die Anzeigen jetzt falsch. Er sah etwas ganz anderes als das, was sich wirklich abzeichnete.
Schon bald kam ein Anruf der Flugüberwachung. Der Pilot wurde auf seine Kursabweichung angesprochen und verneinte. „Ihre Radarmessung muß fehlerhaft sein", beschied er dem anrufenden Funker.
„Funkverkehr unterlassen", forderte Diego aus dem Passagierraum, der nur durch eine schmale Halbwand von der eigentlichen Pilotenkanzel getrennt war; früher mußte es da auch einmal eine Tür gegeben haben.
Dorian sah den Dämon überrascht und fragend an, aber Cuarto gab keine Erklärung ab. Immerhin schaltete der Kahlkopf den Funk widerspruchslos ab.
Diego hatte den Mann längst im Griff.
Diego verstärkte seine Magie. Das Flugzeug wurde unsichtbar, zumindest für die Meßwellen der großen Radarschirme. Die Maschine ließ sich nicht mehr erfassen, ihr Kurs nicht mehr verfolgen. Natürlich fiel der Hexe die magische Anstrengung auf, und sie verlangte eine Erklärung.
„Es könnte sein, daß jemand gesehen hat, daß ich dieses Flugzeug bestieg", sagte Diego. „Und er könnte es verfolgen lassen und feststellen, wohin ich will. Dieses Risiko möchte ich ausschalten." „Das ist doch närrisch", murmelte der Sklave. Diego fuhr ihn wütend an, gefälligst den Mund zu halten. Von Coco Zamis alias, Sheila Montany verlangte er, daß sie ihn bei seinen Abschirmungsversuchen unterstützen solle.
„Dafür bin ich nicht stark genug", wehrte sie ab. „Wie soll ich dich dann schützen, wenn ich mich erschöpfe und anschließend ein Angriff erfolgt?"
Diego sah sie nachdenklich an.
Oh, du bist stark genug, dachte er. Du willst nur nicht… hast du etwa Verdacht geschöpft? Das wäre nicht gut… noch nicht… erst müßt ihr in Peru sein. Dann muß die Falle zuschlagen. Ihr wollt in die Chile-Festung, doch ihr werdet die in Peru erreichen…
Und ihr werdet es erst merken, wenn es zu spät ist…
Der Flug dauerte Stunde um Stunde. Mit Blickkontakt hatten Dorian und Coco sich verständigt; mehr brauchten sie nicht, um sich zu verstehen. Sie wachten abwechselnd und versuchten, zwischendurch zu schlafen. Dorian versetzte sich einmal in Halbtrance und schöpfte neue Kräfte; er fühlte sich anschließend so frisch wie nach einem langen Schlaf. Immer wieder sah er aus den Fensterluken, aber das Panorama änderte sich kaum. Dschungel, Berge, Dschungel, Berge und hin und wieder ein glitzernder Fluß. Das Flugzeug bewegte sich in geringer Höhe, um nicht zufällig in den Kurs einer Linienmaschine zu geraten. Irgendwie hatte Dorian plötzlich das Gefühl, daß an dem Kurs etwas falsch war, aber anhand der Landschaft konnte er keine Vergleiche anstellen. Da unten sah alles immer wieder so gleich aus.
Er erhob sich und wollte nach vorn gehen. Der Co-Sitz neben dem Piloten war frei. Die Maschine konnte von zwei Piloten geflogen werden, kam aber auch mit einem aus. Der Kahlkopf flog stets allein, so hatte er das fliegerische Vergnügen ebenso nur für sich wie auch die Einnahmen, wenn er Gäste beförderte. Er brauchte mit niemandem zu teilen, niemanden auszulöhnen. Dafür bestand das Risiko der Ermüdung auf langen Strecken. Aber das Flugzeug war hochmodern ausgerüstet; die Automatik würde eingreifen, wenn der Pilot einen Fehler machte.
Dorian konnte selbst auch kleinere Maschinen fliegen. Deshalb wollte er sich einmal die Instrumente ansehen und feststellen, ob sein gefühlsmäßiger Verdacht stimmte. Aber er schaffte es gerade, den Kopf durch den Durchgang zu strecken, als der Kahlköpfige sich umwandte und ihm sein „Raus!" entgegenzischte.
„Geh wieder auf deinen Platz, Sklave", ließ sich von hinten der Dämon vernehmen. Dorian
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