Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
recht einzuschätzen.
    »Nichts Besonderes, Sergeant. Wir wechseln nur den Feind. Warten Sie auf meine Befehle.«
    Der Hauptmann der fürstlichen Leibgarde warf ihnen einen misstrauischen Blick zu, als sie plötzlich an seiner Seite auftauchten. »Was ist los mit euch?!«, fuhr er sie an.
    »Macht, dass ihr weiterkommt, aber ein bisschen zackig!«
    »Das wäre ganz gewiss zum Nachteil unserer Fürstin«, sagte Crow so laut, dass Hacker und die Fürstin es hören mussten. Und dann beugte er sich an das Ohr des verdutzten Hauptmanns. »Ich weiß von einem geplanten Anschlag auf ihr Leben«, flüsterte er. »Er steht kurz bevor…«
    ***
    Sie lauschten atemlos. Draußen stapften Schritte über den Hof. Das Tor zum Zwinger quietschte. Stimmen kamen näher, Stimmen entfernten sich. Stiefelsohlen knallten auf Steinfließen, eine Tür wurde geöffnet und geschlossen.
    »Gleich«, flüsterte Poschiko. »Gleich müsste das Haus brennen.« Oarwa knurrte etwas, das wie eine Zustimmung klang. Eine Zeitlang geschah gar nichts.
    Dann hörten sie plötzlich wieder Stiefelschritte, Türknallen und laute Rufe. Sie warteten, bis Schritte und Rufe sich entfernt hatten. Plötzlich Detonationslärm, die Erde erbebte. »Jetzt!«, zischte Poschiko.
    Oarwa drückte den Verschlag vor der Tunnelöffnung zur Seite und stemmte sich aus dem kreisrunden Loch.
    Poschiko reichte ihm Kurzschwert und Lanze hinaus.
    Der Hüne packte seine Waffen und rannte quer über den Hof.
    Wohl hundert Mal waren Gantalujew und er den Entführungsplan Schritt für Schritt durchgegangen. Jetzt die Vortreppe hoch – warum schlugen keine Flammen aus dem Haus auf der anderen Straßenseite? –, dann mit der ganzen Wucht seiner hundertachtzig Kilo gegen das Außenportal; es sprang sofort auf. Oarwa hob Schwert und Lanze, denn laut Gantalujews Plan müssten sich ihm hier die ersten Gardisten entgegenstellen, doch niemand hielt ihn auf.
    Den Hauptgang entlang, um die Ecke, und da war auch schon die Tür zum Salon der Fürstin. Der Boden erzitterte unter seinen mächtigen Schritten. Er wunderte sich nicht lange, dass keine Gardisten ihm den Zutritt zum Salon verwehrten, sondern warf sich gegen die Tür.
    Ein Flügel flog auf, die Fürstin saß zwanzig Schritte entfernt in einem Sessel, als würde sie ihn erwarten. Er stürmte auf sie los, löste das Fangnetz von seinen Hüften – und stolperte über ein jäh gespanntes Seil.
    Der Koloss schlug lang hin, rutschte zwei Meter weit über das Parkett und blieb wenige Schritte vor der Fürstin auf dem Bauch liegen. Ein wuchtiger Schlag traf ihn im Nacken und raubte ihm für kurze Zeit das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, hing er an Händen und Füßen mit Ketten gefesselt in einem Sofa. Sein eigenes Netz schnürte ihm Kopf und Oberkörper ein. Sein Nacken tat entsetzlich weh. Um ihn herum standen eine Menge Leute, die er zunächst nur verschwommen wahrnahm.
    »Wie ist dein Name, du Tier?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Oarwa.«
    ***
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, General Crow!« Carelia hatte sich mit dem General auf eine Sitzgruppe in einer Ecke des Salons zurückgezogen. »Ohne Sie hätten wir jetzt das fürchterlichste Feuer in St. Petersburg und ich wäre in der Gewalt von Verbrechern.«
    Sie hielt die Hände des Generals fest. Der Kahlkopf erinnerte sie an Tommasch, den Doyzländer, obwohl der jünger gewesen war. Doch hatte er ähnlich markante Züge gehabt – wunderschöne und sehr interessante Züge –, zugleich aber erinnerte der Fremde sie an ihren eigenen Vater. Und hatte er nicht etwas Väterliches, dieser kluge Mann aus Meeraka?
    »Was für ein Zufall, dass ich nun gleich vier Gäste aus Meeraka in St. Petersburg Willkommen heißen darf.«
    »Fünf«, korrigierte Crow. »Vergessen Sie die Frau nicht.«
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin!«
    Carelia atmete tief durch. Ihre Poren öffneten sich und verströmten den Duftstoff, mit dem sie noch jeden Mann besiegt hatte. Dabei wollte sie den General gar nicht besiegen, ganz im Gegenteil, sie wollte ihn als starken, unbesiegbaren Mann in ihrer Nähe behalten. Weiter nichts. Wenn jemand sie beschützen konnte, wenn jemand ihr mit Rat und Tat beiseite stehen konnte, dann Arthur Crow. Das spürte sie instinktiv.
    Dem General seinerseits rührte die junge Frau das Herz und das Hirn. Das Herz, weil sie ihn an seine verstorbene Tochter erinnerte und seine Beschützerinstinkte weckte, und das Hirn, weil er spürte,

Weitere Kostenlose Bücher