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1711 - Der Mond-Mönch

1711 - Der Mond-Mönch

Titel: 1711 - Der Mond-Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das nahm ich in Kauf.
    Wieder hörte ich die Schüsse. Ich zog den Kopf ein und die Beine an, aber diesmal galten die Kugel nicht mir, sondern einem anderen Ziel.
    Ich dachte sofort an Karina Grischin und hoffte inständig, dass sie der Gefahr ebenfalls hatte ausweichen können. Ich jedenfalls hatte im Moment Ruhe.
    Noch immer lag ich im Schnee. Nicht weit von mir entfernt stand eine Mauer, die einen Schatten warf. Wenn ich nach vorn blickte, sah ich die Lichtflut, die sich vor der Kapelle ausgebreitet hatte. Sie bildete zusammen mit dem Schnee ein gleißendes Feld. Darüber schwebte der Hubschrauber, der nicht eben zu den kleinen Maschinen gehörte. Er konnte schon mehrere Menschen aufnehmen.
    Ob dort eine Tür oder eine Luke geöffnet war, sah ich nicht, weil das Licht zu sehr blendete. Ich bekam nur mit, dass sich an der Seite etwas bewegte und im nächsten Augenblick etwas aus der Luft nach unten fiel.
    Es war ein langer Gegenstand, der fast den Schneeboden berührte. Und er war genau im richtigen Augenblick nach unten gelassen worden, denn plötzlich öffnete sich die Tür der Kapelle und aus ihr hervor lief der Mond-Mönch …
    ***
    Bisher hatten wir nur von ihm gehört. Nun aber sah ich ihn zum ersten Mal.
    Ja, er war schon eine besondere Erscheinung. Größer als ein normal gewachsener Mensch. Ich schätzte ihn auf mindestens zwei Meter. Er trug eine bis zu den Knöcheln reichende Kutte, aus deren Halsausschnitt sein Schädel hervorragte.
    Ja, es war ein Schädel, so musste man ihn schon bezeichnen. Völlig blank, kein einziges Haar war zu sehen, und im hellen Licht sah ich eine sehr dünne Haut, als hätte man eine Folie über die Knochen gespannt.
    Ich sah die Augen, die Nase, den breiten Mund, aber alles wirkte wenig menschlich. Man hätte sich auch eine Comic-Figur darunter vorstellen können, mit der man Kindern Angst einjagen konnte.
    Er stand im Licht. Er ging einen Schritt vor, und ich hockte neben der Mauer in Deckung.
    Sobotin stand vor mir wie auf dem Präsentierteller. Ich dachte daran, auf ihn zu schießen, aber die Entfernung war etwas zu weit, und von Karina hörte ich auch nichts.
    Der Mond-Mönch blieb nicht mehr lange stehen. Durch seinen Körper ging ein Ruck, und er musste nur einen langen Schritt gehen, um die Strickleiter zu erreichen.
    Das tat er.
    Dann folgte der zielsichere Griff, und er hielt eine Holzsprosse fest.
    Sofort danach wurde sie mit ihrer Last in die Höhe gezogen. Auch der Hubschrauber nahm wieder Fahrt auf und stieg in die Höhe. Ich glaubte sogar, Schüsse zu hören, die nicht ich abgegeben hatte, sondern Karina Grischin.
    Und dann war er so hoch gestiegen, dass auch Pistolenkugeln ihn nicht mehr erreichen konnten. Der Mond-Mönch stand auf der Leiter. Er schaute nach unten, als wollte er uns einen letzten Gruß zuschicken. Dann aber kletterte er in die Höhe und der Hubschrauber drehte ab. Es sah aus, als würde er dem runden Vollmond entgegen fliegen.
    Ich erhob mich. Der Schnee klebte an meiner Kleidung, was mich nicht weiter störte. Jedenfalls wusste ich jetzt, mit wem wir es zu tun hatten, und mir war klar, dass es kein leichter Gegner war …
    ***
    »Mist, ich könnte mich selbst irgendwohin beißen, aber das bringt mich auch nicht weiter. Er ist weg, und er hat eine verdammt gute Rückendeckung.«
    Diese Worte stammten nicht von mir, sondern von Karina Grischin, die auf mich zukam. Das Licht war verschwunden, die fahle Dunkelheit der Nacht hatte wieder die Überhand gewonnen und uns zu Schattenwesen gemacht.
    Ich ging nicht auf ihre Bemerkung ein und fragte nur: »Ist dir was passiert?«
    Karina schüttelte den Kopf. »Nein, ich hatte Glück.« Dann lachte sie.
    »Da lag ein mit Schnee bedeckter Steinbrocken im Weg, über den ich gestolpert bin. Es war mein Glück, denn er war eine gute Deckung für mich. Geschossen habe ich auch. Leider nicht getroffen. So ist er eben entkommen.« Sie schnaufte durch. »Jedenfalls wissen wir jetzt, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Und was sagst du?«
    »Nichts. Was soll ich schon sagen?«
    »Du hast ihn also noch nicht vorher gesehen. Sein Anblick ist dir neu.«
    »Absolut neu, John. Ich habe gar nicht gewusst, dass so eine Person auf dem Markt ist.« Sie lachte selbst über ihre lockere Bemerkung. »Nur frage ich mich, wie wir ihn einschätzen sollen. Ist er noch ein Mensch oder ein Zwischending zwischen Mensch, Dämon und einem aus der Erde gestiegenen Toten?«
    »Ich tendiere zum Menschen hin.«
    »Der aber schon

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