1712 - Verflucht bis in den Tod
Lautlosigkeit vor sich gehen, denn er wollte nicht daran gehindert werden, zu seinem großen Meister Rasputin zu gelangen, dessen Nähe er deutlich spürte.
Sie waren schon damals so etwas wie Blutsbrüder gewesen, hatten den gleichen Weg eingeschlagen, konnten sich aufeinander verlassen und waren sich auch geistig verbunden.
Das merkte er jetzt wieder. Aber diesmal war die Verbindung stärker als sonst. Es konnte nur bedeuten, dass der große Rasputin hier irgendwo auf ihn wartete.
Er drückte die Wagentür wieder zu. Im Innern war es stickig gewesen. Jetzt atmete er die kalte Schneeluft ein und freute sich darüber wie ein kleines Kind über seine Geschenke.
Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Dabei zog er den Mund in die Breite und stieß die Luft zischend aus.
Wenig später machte er sich auf den Weg und tappte mit schweren Schritten durch den Schnee.
Sein Ziel war die Kapelle und damit auch Rasputin …
***
Das Glück war in diesem Moment auf meiner Seite. Der Fahrer war in den Schnee gefallen, wobei einige Kristalle aufgewirbelt wurden und in seinem Gesicht landeten.
Ich dagegen hatte freie Sicht und sah die Waffe in seiner Hand. Sie hatte er schon vorher gezogen gehabt. Also musste er mich auch im Spiegel gesehen haben.
Mein Tritt erwischte seine rechte Hand. Er traf so wuchtig, dass es die Pistole nicht festhalten konnte. Sie wurde ihm aus der Hand geschleudert und landete im Schnee.
Ich warf mich auf ihn. Das war ein Fehler, denn ich hatte nicht mehr daran gedacht, dass er ein eiskalter Kämpfer war und auch blitzschnell reagieren konnte.
Bevor ich auf ihn fiel, hatte er die Beine angezogen und wieder nach vorn gestoßen.
Füße rammten in Magenhöhe in meinen Leib. Ich verlor das Gleichgewicht und ruderte mit den Armen, um nicht zu Boden zu stürzen.
Es gelang mir nicht, zudem hatte ich jetzt das Pech, auf der glatten Fläche auszurutschen.
Der Kerl witterte Morgenluft. Er warf sich herum, aber er griff mich nicht mehr an, sondern suchte seine Waffe. Dabei reichte ihm ein Blick, dann hatte er sie entdeckt und kroch wie ein großes Insekt auf sie zu.
Ich war nicht mehr in seiner Nähe, sondern gegen die Innenseite der noch offenen Tür geprallt. Okay, ich hätte alles mit einem einzigen Schuss verändern können, doch das war der falsche Weg.
Den richtigen ging Karina Grischin. Sie musste dem Mann wie ein Gespenst vorkommen, als sie plötzlich hinter der Kühlerhaube auftauchte und dicht vor ihm erschien.
Das geschah in dem Moment, als er nach seiner Pistole schnappen wollte, doch ihr Fuß war schneller.
Er stellte sich auf seine Hand und drückte sie in den Schnee.
»Njet!«
Dieses eine Wort ließ den Kerl erstarren. Er lag auf dem Bauch, drehte den Kopf nach rechts und hob ihn dann an, um sehen zu können, wer da neben ihm stand.
»Du hast verloren!«
Der Mann zischte einen Fluch.
Karina zielte auf seinen Kopf. Dann sagte sie mit leiser Stimme. »Steh auf!«
Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich hatte befürchtet, dass sie abdrücken würde. Doch auch sie konnte denken und wusste, in welcher Lage wir uns befanden.
Ich ging auf die beiden zu, schlug einen Bogen und nahm die fremde Waffe an mich. Die Folgen des Tritts spürte ich schon, denn mir war leicht übel geworden.
Der Fahrer stand. Er zog seine Nase hoch und wischte sich über die Lippen, denn sein Gesicht war durch den Schnee nass geworden. In seinen Augen las ich, dass er noch nicht aufgegeben hatte. Sein Blick war hasserfüllt, aber er sah auch, wie Karina nickte.
Und dann schlug sie zu.
Bevor der Typ seinen Kopf zur Seite nehmen konnte, traf ihn die Waffe an der Stirn, riss dort die Haut auf und hinterließ eine kleine Wunde. Der Mann taumelte zurück, fiel und hatte das Glück, von einem Baumstamm aufgehalten zu werden. An ihm rutschte er langsam zu Boden und blieb im Schnee liegen.
Karina Grischin nickte mir zu. »Gute Arbeit«, sagte sie lächelnd. »Wir können es noch immer.«
»Sicher. Aber das war erst das Vorspiel.«
»Stimmt.«
Ich massierte meinen Körper in Magenhöhe. Der Schmerz zog sich allmählich zurück, und ich dachte daran, dass wir höllisch auf der Hut sein mussten.
War er der einzige Aufpasser, den man zurückgelassen hatte? Wir gingen davon aus, denn die übrigen befanden sich in der Kapelle.
Karina hatte kurz nachgedacht. »Jetzt sind es noch zwei Helfer plus Chandra.«
»Ja, und die ist kugelfest.«
»Stört dich das?«
»Nein, ich muss nur immer daran denken.«
»Das
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