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1713 - Carlotta und die Vogelmenschen

1713 - Carlotta und die Vogelmenschen

Titel: 1713 - Carlotta und die Vogelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verhalten würde.
    Das war das Problem, und Johnny konnte ihn auch nicht fragen, denn vorgeschickt hatte er seine Helfer.
    Der Mann mit der Adlermaske fing wieder an zu sprechen. »Es ist die Nacht, in der du sterben wirst. Wir haben dir alles gesagt und werden dich jetzt freigeben.«
    »Was?«, schrie Edwin.
    »Ja, du hast richtig gehört. Wir geben dich frei. Du kannst hingehen, wohin du willst, aber ich glaube nicht, dass du es schaffst, den Wald lebend zu verlassen. Das hat nichts mit deiner Blindheit zu tun. Es wird Jäger geben, die sich auf deine Fährte setzen. Jäger aus der Luft, die dir schon das Augenlicht genommen haben. Auch sie gehorchen dem großen Mandragoro, und wir haben dich als Nahrung für die Vögel ausersehen.«
    Edwin hatte alles verstanden. Er kniete jetzt, drehte den Kopf in alle Richtungen, rang flehentlich die Hände und schien bei seinen Bewegungen jeden Einzelnen der Maskierten anschauen zu wollen, obwohl er nichts mehr sah und weiter unter irrsinnigen Schmerzen leiden musste.
    »Du kannst gehen!«
    »Nein, nein, ich will nicht! Bitte, das könnt ihr doch nicht machen! Ich habe nichts getan und …« Er verstummte, kippte nach vorn und drückte sein Gesicht in den Schnee.
    Johnny lag in seiner Deckung und wusste nicht, was er tun sollte. Einige Gedanken rasten durch seinen Kopf. Unter anderem dachte er an Carlotta, die in irgendeinem Baum saß, und er fragte sich, ob auch sie alles mitbekommen hatte.
    Wahrscheinlich, aber auch Carlotta befand sich in einer schlechten Position. Wenn sie eingriff, würde es Zeugen geben, die genau sahen, wer sie war. Und ob sie das Leben des Mannes retten konnte, stand ebenfalls in den Sternen, denn es gab nicht nur die Menschen am Boden als Feinde, sondern auch die mutierten Vögel, die sich irgendwo in der Höhe versteckt halten mussten und darauf lauerten, eine Treibjagd beginnen zu können.
    Zwei der Maskierten waren es leid. Sie liefen auf den im Schnee liegenden Mann zu, rissen ihn in die Höhe und stellten ihn auf die Beine.
    Edwin schrie auf. Er konnte aber nichts an seinem Schicksal ändern, weil die anderen Männer ihn festhielten. Von zwei Seiten sprachen sie auf ihn ein.
    »Du sollst verschwinden, verflucht noch mal! Wir wollen, dass du endlich weggehst.« Sie unterstrichen ihren Befehl mit einem harten Stoß, der den Blinden nach vorn stolpern ließ und er noch Glück hatte, auf den Beinen zu bleiben.
    Aus seinem offenen Mund lösten sich leise Schreie, die von einem Jammern begleitet wurden. Er wusste jetzt, dass es keinen Sinn mehr hatte, wenn er sich zu Boden warf. Sie würden ihn immer wieder packen und auf die Beine zerren.
    Und so stolperte er vor und hob dabei seine Beine bei jedem Schritt recht hoch an. Er hatte den Oberkörper nach vorn gebeugt, hielt die Arme ausgestreckt und ruderte mit ihnen. Es sah aus, als würde er gegen einen unsichtbaren Feind boxen.
    Johnny hatte das Glück gehabt, noch immer nicht entdeckt worden zu sein. Jetzt musste er sich auf eine neue Situation einstellen, denn er sah, dass dieser Edwin genau auf ihn zulief. Es war Zufall, aber nicht zu ändern. Er würde Johnny auch nicht erreichen, sondern zunächst gegen den Baumstamm laufen, den er nicht sah.
    Johnny konnte ihn nicht warnen. Er hatte hinter dem Stamm eine gute Deckung gefunden und sich flach auf dem Schneeboden gepresst. Davon würde er bald nicht mehr profitieren können, das war ihm klar.
    Dort, wo der Blinde den Baum erreichen würde, wuchsen kaum Äste oder Zweige, die ihn aufhielten. Deshalb rannte er direkt gegen den Stamm, schrie auf, verlor das Gleichgewicht und kippte über das Hindernis hinweg.
    Johnny war jetzt so nah, dass er ihn hätte auffangen können. Das tat er nicht. Stattdessen zog er sich schlangengleich auf dem Bauch liegend und durch den Schnee zurück.
    Edwin blieb liegen. Er hob nur den Kopf an und schluchzte wieder.
    »Reiß dich zusammen und lauf weiter!«, peitschte hinter ihm eine Stimme auf.
    Er hatte den Befehl gehört und führte ihn auch aus. Er konnte Johnny nicht sehen, aber Johnny sah ihn und auch das augenlose Gesicht, in dem jetzt der Schnee klebte.
    Einen kleinen Vorteil hatten sie. Die Männer mit den Vogelköpfen waren dort geblieben, wo sie den Kreis gebildet hatten. Und nur da brannten die Fackeln. Ihr Licht reichte nicht bis zu der Stelle, wo sich Edwin und Johnny befanden.
    Der Blinde wurde von der Panik beherrscht. Er kroch weiter. Er suchte dabei einen Halt, an dem er sich abstützen konnte, um auf die

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