1713 - Im Bann der Abruse
Rippen und ebenfalls eine Gehirnerschütterung, er kam nur kurz zu sich. Ebenso Gucky, der erschreckend desorientiert war; anscheinend hatte er noch unter den Nachwirkungen der Projektion zu leiden, die seine Parasinne empfindlich gestört hatte.
„Die drei fallen noch länger aus", sagte Mila hinterher. „Wir bleiben weiterhin allein, Nadja. Wir werden also nicht darum herumkommen, unsere Sinne einzusetzen, da sich keine Suche erfolgreich gezeigt hat."
Nadja nickte. „Gehen wir in die Zentrale zurück."
9.
Beobachtung, Mila sah sich kritisch in der Zentrale um. „Und wo sollen wir hier anfangen?"
Nadja mußte unwillkürlich lachen. „Willst du etwa den Müll rauswerfen?"
„Natürlich nicht. Aber es sieht so aus, als ob hier nichts mehr ganz sei.
Wir müssen zumindest die Trümmer irgendwie beseitigen, um festzustellen, was noch verwendbar ist."
Nadja nickte, und sie machten sich gemeinsam an die Arbeit.
„Da sieht man mal wieder, was Roboter wert sind", murmelte sie einmal, und Mila pflichtete ihr bei.
Nach einiger Zeit waren die größten Trümmer in der Zentrale beseitigt, und die Zwillinge zogen sich in ihre Unterkunft zurück.
Nach dem kurzen, erholsamen Schlaf, in dem die Zellaktivatoren geholfen hatten, den Körper zu regenerieren, sahen sie bei ihren „Patienten" vorbei. Alle lagen in tiefem Schlummer.
„Gut so", sagte Nadja. „So sind sie am besten aufgehoben; helfen könnten sie uns ohnehin nicht."
Sie kehrten in die Zentrale zurück, und Mila setzte sich in den einzigen funktionsfähigen Kommandosessel.
„Wir müssen irgendwie versuchen, ein Selbstdiagnoseprogramm aufzurufen", meinte sie.
„Tut mir leid, wenn ich schon wieder skeptisch wirke, aber ich glaube, das wird nicht funktionieren", entgegnete Nadja.
„Warum nicht?"
„Wenn dafür nicht irgendwelche Leiter unterbrochen wären, hätte es sich bestimmt längst selbst aktiviert und alles Nötige vorgenommen, denkst du nicht?"
Mila stutzte und nickte dann. „Ich werde aber trotzdem versuchen, mit dem System in Verbindung zu treten. Vielleicht können wir den Weg abkürzen, indem wir gleich an der richtigen Stelle einsetzen können."
Sie bewegte die rechte Hand zu den Sensorfeldern und hielt inne, als Armlehne und Felder verschwammen und sich von ihr zu entfernen schienen. Sie wandte den Kopf zu Nadja und bewegte stumm die Augen.
Nadja nickte. „Schon die ganze Zeit. Ich ignorierte es."
„Das ist mir bisher nicht aufgefallen, Nadja."
„Es verhielt sich bisher auch sehr unauffällig, Schwester. Ich bemerkte es bei meinem Rundgang ohne dich, eine kaum merkliche Verschiebung der Perspektiven, als ich durch die Schotten ging."
Mila zog die Hand zurück, als fürchte sie, sich zu verbrennen, verließ lautlos den Stuhl und ging zu ihrer Schwester.
„Denkst du, das ist - sie!"
Nadja hob leicht die Schultern.
„Ich vermute es", gab sie ebenso leise zurück. „Es würde zumindest erklären, weshalb wir nicht mehr angegriffen werden. Wahrscheinlich beobachtet sie uns schon die ganze Zeit."
„Ja..." Milas Stimme wurde heiser vor Aufregung. „Beobachtet. Das ist es. Mir ist - mir ist etwas in der Art aufgefallen, doch zog ich keine Schlüsse daraus. Irgendwie hatte ich schon die ganze Zeit das ungute Gefühl, beobachtet zu werden. Ich schob es auf meine Überreizung, sah es als eine Art Verfolgungswahn - du weißt schon. Plötzlich sieht man hinter jeder Ecke einen Spion stehen" Mir ging es auch so. Aber wir haben nicht miteinander geredet-, sagte Nadja düster. „Das darf uns nicht noch einmal passieren."
„Nadja, wir hätten nichts daran ändern oder uns anders verhalten können. Wir sind beide davon ausgegangen, daß wir durch die Geschehnisse selbst halluzinieren - weil weder eine Schneeflocke noch ein Diamant in der Nähe ist. Aber wir stecken offensichtlich schon so tief in der Todeszone, daß sie ihre Fühler direkt ausstrecken kann. Nun sag mir - warum beobachtet sie uns?"
Keine von beiden sprach den Namen aus: Abruse. Ein Name für ein Etwas, über das nichts bekannt war, außer, daß es alles Leben in Kristalle verwandelte. Es steckte irgendwo in der Todeszone des Arresums und wurde nur durch Schneeflocken, und Projektionen sichtbar. Und - durch die Diamanten. Aber darüber wußte noch keiner etwas außer dem Team der CA-DRION. Wie die Dinge derzeit standen, würde es ihnen auch versagt bleiben, dieses Wissen weiterzugeben.
Warum mochte ein so fremdes Wesen, dessen Gedanken oder Vorstellungen
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