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1713 - Im Bann der Abruse

Titel: 1713 - Im Bann der Abruse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gelbliche, schweflig riechende Dunstschleier waberten umher, als wären sie auf der Suche nach etwas.
    Wie bin ich hierhergekommen?
    Unwillkürlich begann Nadja loszugehen, wahllos in irgendeine Richtung.
    Das Licht kam gleichmäßig von allen Seiten, es war nicht feststellbar, welche Tageszeit herrschte.
    Das ist doch alles gar nicht wahr. Es ist wieder nur eine Projektion, stärker als sonst. Ich darf mich nicht beeinflussen lassen. Wenn nur Mila hier wäre, sie könnte leicht durch diesen Trug hindurchschauen.
    Aber Mila war nicht da, aus welchem Grund auch immer. Nadja konnte die Schwester nicht einmal fühlen wie sonst stets.
    Für einen panischen Moment glaubte sie, daß Mila entführt und aus dem sicheren Bereich des 900-Meter-Radius gebracht worden war. Was für ein Grauen mußte sie jetzt durchleben, und Nadja war nicht bei ihr.
    Doch dann beruhigte sie sich wieder. Wenn Mila tatsächlich mehr als 900 Meter entfernt wäre, würde sie es wissen. Also war etwas anderes mit ihr geschehen. Oder die Schwester stand immer noch in der Zentrale, und Nadja war auf geheimnisvolle Weise an einen anderen Ort versetzt worden.
     
    *
     
    „Nadja!" rief Mila. „Wo bist du? Hast du dich in Luft aufgelöst?"
    Kopfschüttelnd sah sie sich in der Zentrale um. Hatte sie sich so sehr auf das Struktursehen konzentriert, daß sie nicht bemerkt hatte, wie sich Mila entfernte?
    Aber nein, das konnte nicht sein. Nicht jetzt, während sie gemeinsam daran arbeiteten, die CADRION zu reparieren.
    „Nadja!"
    Sie rief fordernd, laut, auch in Gedanken.
    Keine Antwort.
    Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. Als wäre Nadja... überhaupt nicht mehr da. Sie fühlte sich seltsam leer, eine Lücke, ein Loch war in ihren Gefühlen, das sie nicht schließen konnte.
    Nadja war fort.
    „Nein!" rief Mila. „Nein!"
    In blinder Wut und Furcht schlug sie auf das Schaltsystem ein und rannte aus der Zentrale.
    Rufend lief sie durch die Gänge, versuchte verzweifelt. Nadjas Gefühle, ihre Anwesenheit aufzufangen und die Lücke zu schließen.
    Doch Nadja war nirgends.
    Mila blieb schließlich stehen, atemlos und niedergeschlagen. „Das kann nicht sein", flüsterte sie. „Nadja, ich muß dich doch spüren können. Mir geht es gut, daher kannst du nicht weiter als 900 Meter von mir entfernt sein. Du hast keine Möglichkeit, das Schiff zu verlassen. Du mußt dasein, irgendwo. Ich weiß nicht, wie sie es schaffen, dich so völlig abzuschirmen.
    Aber ich werde dich finden. Denn ich kann dich sehen, wenn ich mich nur richtig konzentriere."
    Sie zwang sich, ruhig zu werden, tiefer zu atmen. Warum ließ sie sich immer wieder hereinlegen? Selbstverständlich war es eine Projektion, die sie narrte. Durch die Projektionen konnte sie hindurchsehen, das hatte sie inzwischen gelernt. Und die Abruse war zu überlisten.
    Kühl bleiben, Mila. Ganz ruhig nachdenken. Dir bleiben viele Möglichkeiten, während die Abruse nur eine hat. Dies ist nur ein weiterer Trick von ihr, den du überwinden kannst wie jedesmal davor. Was immer auch mit Nadja geschehen sein mag, konzentriere dich jetzt nur auf dich. Du kannst es.
    Langsam ging sie zurück zur Zentrale. Und während sie ging, öffnete sie ihre Sinne und unternahm den ersten, vorsichtigen Versuch.
    Ja.
    Nadja war noch hier, sogar sehr nahe. Denn Mila hatte keine Schwierigkeiten, sich in die Strukturleiter einzufädeln und zu sehen, was in den Dingen lag.
    Sie betrat gerade wieder die Zentrale, als sie etwas störte. Wieder eine Projektion, wie schon so oft. Jedesmal bisher, wenn sie sich gerade vertieft hatte, hatte die Abruse sie dabei gestört, als könnte sie spüren, daß Milas Geist auf eine andere Ebene abschweifte - und ihr möglicherweise damit schaden könnte.
    Die Abruse hatte dabei abwechselnd irgendwelche ekelhaften Biester, rotierende Spiralen, stinkende, betäubende Nebel oder ähnliches projiziert. Wer immer - oder was! - auch die Abruse war.
    Nicht so dieses Mal.
    Mila stutzte, sie fiel ganz in die Realität zurück und starrte den immateriellen Auswuchs des tödlichen Gegners entgeistert an.
    „Was willst du jetzt?" fragte sie.
     
    *
     
    Der Arm juckte und brannte fast unerträglich. Nadja kam kaum mit dem Kratzen nach. Die fiebrige Entzündung hatte sich inzwischen schon bis fast zur Schulter ausgebreitet, und sie begann zu zittern, als der Schüttelfrost einsetzte.
    Sie durfte nicht in Hysterie ausbrechen. Wenn sie dabei wieder unbewußt ihre Fähigkeiten einsetzte, waren die Folgen

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