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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wissen.«
    »Das kann ich nur unterstreichen.«
    »Und wie gehen wir vor?«
    Jane erhielt noch keine Antwort von mir. Ich schaute aus dem Fenster nach draußen. Auf der Straße gab es nichts zu sehen, was nicht in die Normalität hineinpasste. Mein ungutes Gefühl blieb trotzdem bestehen. Ich ging davon aus, dass wir noch einige Überraschungen erleben würden.
    »Ich werde mich um das Bild kümmern«, sagte ich, nachdem ich mich wieder umgedreht hatte.
    »Dachte ich mir, John. Willst du das Kreuz zum Einsatz bringen?«
    Der Gedanke war mir auch schon durch den Kopf gegangen, doch ich war mir nicht sicher. Das Kreuz war mein Anker, meine beste Waffe, die retten, aber auch zerstören konnte.
    Ich hatte die Befürchtung, dass ich das Bild zerstörte, wenn ich es mit dem Kreuz konfrontierte. Außerdem hatte es mich nicht angegriffen, es befand sich nur im Zustand der Veränderung, wobei ich nicht an eine Auflösung glaubte.
    »Da, John, die Augen!«
    Jane Collins hatte den Satz leise, aber sehr intensiv ausgesprochen, sodass ich nicht anders konnte, als mich auf die Augen zu konzentrieren. Damit geschah wirklich etwas, denn tief in den Pupillenschächten entstand so etwas wie eine Glut, denn da war ein rotes Licht zu sehen oder ein roter Glanz.
    Jane trat etwas zurück. »Spürst du was?«
    »Was meinst du?«
    »Dein Kreuz. Warnt es dich?«
    »Bisher noch nicht.«
    »Dann ist die Kraft auch nicht so stark – oder?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Im Gegensatz zu Jane war ich dicht vor dem Bild stehen geblieben. Noch hatte ich dieses Gesicht nicht berührt, das wollte ich jetzt tun. Vorsichtig und das Gemälde immer im Auge behaltend, streckte ich meine Hand aus. Ich wollte mit den Fingerkuppen über die Wangen streifen, um zu spüren, ob dort alles normal war oder ob wir etwas anderes vor uns hatten.
    Jane beobachtete mein Vorhaben und warnte mich mit leiser Stimme: »Sei bitte vorsichtig.«
    »Keine Sorge, ich passe auf.«
    »Gut.«
    Meine Fingerkuppen schwebten dicht über der Ikone. Hier war ja nichts auf eine Leinwand gemalt worden, sondern auf Holz. Es würde mir wohl einen gewissen Widerstand entgegensetzen.
    Ich nahm mir die rechte der beiden Wangen vor. Die Kuppe des ausgestreckten Mittelfingers berührte wenig später das Holz und blieb dort.
    Holz?
    Die Frage schoss mir durch den Kopf. Das war Holz, aber ich spürte nicht den Widerstand, mit dem ich eigentlich gerechnet hatte. Die Gesichtshaut fühlte sich tatsächlich an wie Haut, und erst dahinter gab es den Gegendruck.
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Als ich den Finger wieder zurückgezogen hatte, sprach mich Jane Collins an.
    »John, ich sehe dir an, dass etwas nicht stimmt.«
    »Kann sein.«
    »Und was ist es?«
    »Ich habe das Gefühl gehabt, richtige Haut berührt zu haben.«
    »Was?« Jane riss Augen und Mund auf. »Das kann doch nicht sein. Wir haben es hier doch nur mit einem Gemälde zu tun, oder?«
    »Ja, das habe ich auch gedacht. Aber dem scheint nicht so zu sein.«
    »Und wie lautet dein Fazit?«
    Das konnte ich ihr leider nicht sagen, weil ich mir nicht absolut sicher war. Allerdings war mir der Gedanke an ein normales Bild vergangen. Hier lag etwas Besonderes vor uns. Unter Umständen hatte man das Gesicht eines Toten konserviert.
    Ein verrückter Gedanke, den ich aber trotzdem nicht gänzlich zur Seite schob. Ich konnte mir vorstellen, dass der Bischof mehr wusste und dass er aus diesem Grunde den Job an Jane Collins abgegeben hatte.
    Auch fragte ich mich, wie weit sich das Bild noch verändern würde? Bisher sah es ja noch relativ normal aus, aber das konnte sich ändern, wobei sich dann die Frage stellte, wie der Kopf danach aussah.
    Jane sprach mich an. »Du willst also dein Kreuz nicht einsetzen und einen Versuch starten?«
    »So ist es.« Ich hob die Schultern. »Ich fürchte, dass ich es zerstören könnte. Und genau das will ich nicht. Ich will hinter das Geheimnis kommen, verstehst du?«
    »Alles klar.« Jane wischte eine blonde Strähne aus ihrer Stirn. »Dann solltest du aber einen Plan haben, wie es jetzt bei uns weitergehen soll.«
    »In der Tat.«
    »Und?«
    Ich drehte mich so weit um, dass ich sie anschauen konnte. »Was hast du mit dem Bischof vereinbart? Wie wäre es bei dir weitergegangen, wenn die Drohungen ich gewesen wären?«
    »Das ist einfach. Ich hätte mich mit ihm in Verbindung gesetzt, nachdem ich die Ikone ersteigert hätte.«
    »Super. Dann tue es.«
    Jane nickte, sah allerdings aus wie jemand, der noch nachdenken

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