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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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musste. Sie gab zu, dass es nicht leicht für sie war, und fragte dann: »Soll ich ihm die Wahrheit sagen?«
    »Nein, nichts über die Veränderung. Sie wird er erst sehen, wenn er die Ikone vor sich liegen hat. Da bin ich dann auf seine Reaktion gespannt.«
    »Du willst mit zu ihm?«
    »Was hattest du denn gedacht? Wenn ich einmal Blut geleckt habe, dann aber richtig.«
    »Okay, ich versuche es.«
    Jane hatte die Telefonnummer des Bischofs nicht programmiert. Sie hatte die Zahlen auf einem Zettel notiert und tippte sie jetzt der Reihe nach ein.
    Plötzlich war es in der Küche sehr still geworden. Wir atmeten beide nur flach. Außerdem wurde unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn so schnell meldete sich der Bischof nicht.
    Ich hörte das Tuten und sah es Jane an, dass sie die Verbindung abbrechen wollte, als sich doch noch etwas tat.
    Eine weiche, soeben noch verständliche Stimme meldete sich. »Bitte, wer spricht dort?«
    Jane warf mir einen bezeichnenden Blick zu, bevor sie eine Antwort gab.
    »Hier ist Jane Collins.«
    »Miss Collins, Himmel, schon jetzt? Ich habe nicht damit gerechnet. Eine Auktion dauert normalerweise länger und ich …«
    »Moment, Herr Bischof, wir haben Glück gehabt, denn die Ikone war bei den ersten drei Kunstwerken, die zur Versteigerung anstanden.«
    »Und Sie haben den Zuschlag erhalten?«
    »Ja, für vierzigtausend Pfund.«
    »Wunderbar.«
    »Nun ja, ich weiß nicht, ob das alles so wunderbar ist. Die Summe ist nicht eben niedrig und …«
    »Keine Sorge, Sie werden Ihr Geld bekommen. Wichtig ist, dass Sie die Ikone besitzen.«
    »Das schon. Und es ist der Mystiker Isidor, den ich vor mir sehe, wenn ich die Ikone betrachte?«
    »Natürlich ist er das.«
    »Ist er wirklich ein Heiliger?«
    Der Bischof druckste herum. »Das kann ich Ihnen so genau nicht sagen. Für manche ist er ein Heiliger, für andere nicht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.«
    »Okay, jedenfalls habe ich das Bild, und ich denke, dass auch Sie es so schnell wie möglich haben wollen.«
    »Das war Sinn der Sache.«
    »Dann werden wir es Ihnen bringen. Sie müssen mir nur den Ort sagen, wo wir uns treffen können.«
    Der Bischof schwieg. Die Frage hatte ihn offenbar überrascht.
    »Sind Sie noch dran?«
    »Ja, ja. Miss Collins. Ich denke nur nach.«
    Sie zwinkerte mir zu, bevor sie sagte: »Ich kann gern zu Ihnen kommen, Mister Makarew.«
    »Ja, daran habe ich auch schon gedacht.«
    »Sie wohnen doch bei der Kirche?«
    »Stimmt. Da stehen mehrere Häuser, und in einem der Häuser lebe ich.« Er stöhnte auf. »Wissen Sie, Miss Collins, es ist so. Ich weiß, dass dieses Bild etwas Besonderes ist und auch andere Menschen hinter ihm her sind.«
    »Das habe ich bereits bemerkt.«
    »Und?«
    »Lassen wir das Thema. Wir müssen uns treffen. Wir werden zu Ihnen kommen und das Bild mitbringen.«
    Der Bischof atmete heftiger. Noch überlegte er und stimmte dann zu, aber mit schwerem Herzen, wie er sagte.
    »Wunderbar«, lobte Jane, »ich weiß ja, wie ich zu Ihnen finde.«
    »Eines noch, Miss Collins.«
    »Ja bitte?«
    »Sie haben immer in der Mehrzahl gesprochen. Sind Sie nicht allein?«
    »So ist es. Ein Freund ist bei mir. Sie werden sicher nichts dagegen haben, dass ich ihn mitbringe?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Das klang nicht eben begeistert.«
    »Ich habe auch meine Gründe. Und eine Warnung noch. Denken Sie immer daran, dass es Menschen gibt, die uns oder mir diese wunderbare Ikone nicht gönnen.«
    »Das verspreche ich Ihnen.«
    »Dann erwarte ich Sie.« Es war Schluss, und Jane Collins warf mir einen Blick zu, bevor sie mich fragte: »Ist dir aufgefallen, dass der Bischof nicht gerade vor Begeisterung gejubelt hat?«
    »Stimmt.«
    Jane deutete einige Male mit dem Zeigefinger auf das Bild. »Der Mann weiß mehr, John. Und er hat es geschafft, mich vor seinen Karren zu spannen. Und weil dem so ist, will ich ihn auch aus dem Dreck ziehen. Ist doch legitim – oder?«
    »Kein Einspruch, Euer Ehren.«
    »Dann packen wir das Bild wieder ein und machen uns auf den Weg. Ich bin mal gespannt, wie es aussieht, wenn wir es uns das nächste Mal anschauen …«
    ***
    Das wertvolle Stück war wieder eingepackt, und wir hatten das Haus verlassen. Wir hatten den Schutz locker um die Ikone geschlungen und auf den Rücksitz meines Rovers gelegt.
    Jane Collins saß bereits im Wagen. Ich stand noch seitlich daneben und warf einen Blick in die Umgebung. Ich rechnete immer noch damit, dass wir unter Beobachtung

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