1717 - Die Fratze der Angst
Stützpunkt und zugleich ein Ort, wohin sie sich zurückziehen konnten.«
»Um auf was zu warten?«, fragte Harry Stahl.
»Keine Ahnung, ob sie noch weitere Pläne hatten. Die traue ich den Kreaturen der Finsternis allerdings zu.«
»Das denke ich auch.«
Wir fuhren weiter und erreichten bereits die ersten Häuser. Der Kirchturm war nicht zu übersehen. In seiner Nähe hatte das Grauen begonnen, als der Pfarrer zu einer Beute eines dieser verfluchten Dämonen geworden war.
Wir hatten unterwegs nicht von einem Ziel gesprochen, aber dieses Thema kam jetzt auf, und Harry Stahl fragte: »Glaubst du, John, dass es einen Ort hier in der Nähe gibt, an dem wir auf den Ghoul warten können?«
»Nein. Er wird derjenige sein, der die Zeichen setzt. Wir müssen leider darauf warten, dass etwas passiert, und das gefällt mir gar nicht.«
Harry lenkte den Wagen auf den Parkplatz vor unserem Hotel und stellte den Motor aus.
»Kann sein, dass wir bis zur Dunkelheit warten müssen. Das ist für einen Ghoul die beste Zeit für einen Angriff«, sagte ich.
»Und wo warten wir?«
Ich wusste auch keine genaue Antwort. Dafür schlug Harry vor, dass wir uns nicht verstecken, sondern uns besser offen im Ort zeigen sollten, was dem Ghoul dann sicherlich nicht verborgen blieb und er sich hütete, einen Menschen anzugreifen.
»Das wäre nicht mal schlecht«, sagte ich. »Hoffentlich läuft dieses Untier nicht Amok.«
»Traust du ihm das zu?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt, Harry.« Meine Antwort war aus einem Frust entstanden. Ich war echt sauer, dass uns dieses Wesen entwischt war. Es konnte überall auf der Lauer liegen und auf den richtigen Moment warten, um sich jemanden zu holen.
Auch Harry Stahl und Georg Prantl stiegen aus. Prantl schlug vor, im Hotel einen Kaffee zu trinken, aber dazu kam es nicht, denn ein Wagen, der vom oberen Teil der Straße nach unten fuhr, wurde plötzlich gestoppt. Ein Mann stieg aus und rief Prantl etwas zu.
Der drehte sich um. »Was ist denn?«
Der Fahrer lachte scharf. »Schauen Sie mal, wen ich hier im Wagen habe. Einen jungen Mann, der überfallen worden ist. Man hat ihm seinen Roller abgenommen und ihn durch einen Schlag am Kinn verletzt.«
Wir gingen auf den Mann zu, bei dem die hohen Stiefel auffielen.
»Ich habe ihn am Straßengraben gefunden. Er braucht ärztliche Behandlung, ich werde ihn auch zum Doktor fahren, damit er sich um ihn kümmert. Aber das wollte ich Ihnen gar nicht sagen. Dieser Mann hat behauptet, dass derjenige, der ihn niedergeschlagen hat, nach Verwesung stank. Nach altem Fleisch oder so. Und das haben wir ja leider hier bei uns erleben müssen, der Gestank ist ja nicht neu.«
»Was ist dann passiert?«, fragte Prantl.
»Der Stinkende hat sich den Roller genommen und ist weggefahren.«
»Wohin?«
»Woher soll ich das wissen?« Er hob einen Finger an. »Aber ich glaube, dass er sich das mit dem Leichengestank nicht eingebildet hat.«
»Das sehen wir auch so.« Prantl bedankte sich für die Auskünfte und ließ den Mann ziehen.
Wir schauten uns gegenseitig an. »Er hat also einen Roller«, sagte ich mit leiser Stimme. »Dabei denke ich, dass er sich hier im Ort schon länger aufhält.«
»Leider«, meinte Harry. »So kann er in aller Ruhe seine Vorbereitungen treffen. Außerdem gibt es genügend Verstecke für ihn. Sowohl auf als unter der Erde.«
Waren wir einen Schritt weiter gekommen?
Im Prinzip nicht. Höchstens einen halben. Wir konnten jetzt davon ausgehen, dass sich der Ghoul hier aufhielt, denn dass er an dem Ort vorbeigefahren war, glaubten wir nicht.
Die Suche begann von vorn, aber keiner von uns wusste, wo er damit anfangen sollte.
»Ich bin nur überrascht, dass es keine Zeugen gegeben hat«, murmelte Harry.
»Er wird sich tarnen«, sagte ich.
»Und wie?«, fragte Prantl.
»Ich weiß nicht, ob er sich in seiner zweiten Gestalt blicken lässt, denn die hat nichts Menschliches mehr an sich. Da kann ihm seine Ghoulgestalt schon besser gefallen, selbst wenn sie monströs aussieht.«
Georg Prantl hatte uns sehr genau zugehört. »Wieso sprechen Sie von zwei Gestalten?«
»Zwei in einer«, erwiderte ich.
Prantl lachte. »Aber das geht doch nicht. Man kann keine zwei Gestalten haben.«
»Doch, man kann, aber es würde zu weit führen, wenn ich jetzt zu einer Erklärung ansetze. Wichtig ist allein, dass wir diesen Unhold vernichten.« Ich nickte Prantl zu. »Die entsprechenden Waffen befinden sich in unserem Besitz.«
»Das beruhigt mich
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