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1717 - Die Fratze der Angst

1717 - Die Fratze der Angst

Titel: 1717 - Die Fratze der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einigermaßen.«
    »Aber wir wissen noch immer nicht, wo wir mit unserer Suche beginnen sollen.« Harry Stahl hatte den Satz gesprochen. Es war ihm anzusehen, wie sauer er war.
    »Vielleicht dort, wo der Einstig in diese Unterwelt ist? Auf dem Fabrikgelände?«
    »Wäre eine Möglichkeit, Georg«, gab ich zu.
    Harry dachte anders. »Daran kann ich nicht glauben. Dieser Ghoul wird sich zeigen. Er braucht Nahrung, die ihm dein Vater nicht geben konnte.«
    Es war wirklich eine verdammte Lage. Wir standen vor dem Hotel wie drei Männer, die nicht wussten, wie sie sich entscheiden sollten. Die Bedrohung war da. Leider wussten wir nicht, wo wir sie finden konnten, und so blieb uns nur das Warten übrig.
    Wie so oft in meiner Laufbahn schlug sich das Schicksal auch hier auf unsere Seite. In diesem Fall waren es die lauten Rufe einer Frau, die uns aufschreckten. Sie waren in unserer Nähe aufgeklungen, und wir drehten uns gemeinsam in die entsprechende Richtung.
    Da wir etwas erhöht standen und unser Blick zur Kirche hin frei war, sahen wir die Frau, die aus der Kirche gekommen war und schrie: »Es riecht in der Kirche nach Leiche! Ja, nach Leiche, nach Leiche …«
    Das reichte uns. Ich war schneller als Harry und Georg. Sekunden später eilte ich die Treppe an der Seite hoch und blieb neben der älteren Frau stehen, die am ganzen Leib zitterte. Eine Hand umkrampfte den Riemen der Handtasche, die andere Hand hielt sie gegen den Leib gepresst.
    Sie wollte noch mal schreien, als ich bei ihr war und sie fragte: »Wo haben Sie es gerochen? In der Kirche?«
    »Ja, ja …«
    »Haben Sie dort jemanden gesehen?«
    »Nein, aber gerochen.«
    Auch Harry Stahl und Georg Prantl standen jetzt neben mir. Wir waren gemeinsam der Ansicht, dass uns die Frau nichts mehr sagen konnte, was uns weiterbrachte.
    Prantl kannte sie. Er schob sie auf die Treppe zu und riet ihr, zu gehen.
    Das bekam ich nicht mehr mit, denn ich hatte die Kirche bereits betreten, öffnete den Mund, atmete die Luft ein und schnupperte dabei, aber den Leichengestank bemerkte ich nicht.
    Ich ging trotzdem weiter vor. Ein Ghoul in einer Kirche, das passte irgendwie nicht, wobei ich auch nicht glaubte, dass sich die ältere Frau geirrt hatte.
    Ich schickte meinen Blick in die verschiedenen Richtungen. Hinter mir hörte ich die Schritte meiner Begleiter. Sie flüsterten miteinander. Ich verstand nichts, roch auch nichts, bis Georg Prantl etwas sagte, das in diesem Fall schon Gewicht hatte.
    »Hinter der Kirche liegt der Friedhof …«
    Ich blieb stehen und drehte mich um. »Kommen wir von hier aus auch zu ihm, oder müssen wir erst um die Kirche herumlaufen?«
    »Nein, es gibt einen zweiten Ausgang. Ich gehe vor. Wir müssen in die Sakristei.«
    »Okay.«
    Jeder von uns spürte, dass wir nahe dran waren. In Höhe des Altars bogen wir nach rechts ab. Dort war es dunkler, aber die offene Tür war trotzdem zu sehen, und genau in diesem Moment nahmen wir auch den widerlichen Gestank wahr.
    Ich hatte mir mein Kreuz vor die Brust gehängt und betrat als Erster die Sakristei.
    Er war hier gewesen.
    Aber er war wieder weg.
    Und zwar durch eine zweite Tür gelaufen, die ins Freie führte und damit zum Friedhof, dem Lieblingsplatz der Leichenfresser.
    Die Duftnote hatte er hinterlassen, und die war auch von der Frau wahrgenommen worden.
    Wir nahmen die Einladung an und glitten hinaus ins Freie. Noch standen wir seitlich an der Kirche. Bis zu ihrem Ende waren es nur wenige Schritte, und dort begann der Friedhof.
    Er war klein. An seiner Rückseite wurde er von einer Steinmauer begrenzt. Dort hielt sich jemand auf. Eine Gestalt, die von einer dünnen Schleimschicht bedeckt war und nicht auf uns achtete. Wichtiger war dem Ghoul das Grab, auf das er starrte. Er hielt eine Schaufel fest und es war klar, was er vorhatte. Durch einen Fluchttunnel unter dem Friedhof verschwinden. Er hatte ihn bestimmt nicht erst zu graben brauchen, der hier war längst fertig und er hatte nur den Zugang freischaufeln müssen.
    Uns hatte er noch nicht gesehen, weil er zu stark in seiner Arbeit vertieft war.
    »Bleibt ihr zurück«, flüsterte ich meinen Mitstreitern zu, »den hole ich mir allein …«
    ***
    Ich hatte nicht laut gesprochen, und der Ghoul hatte mich auch nicht hören können. Aber er hatte mich trotzdem irgendwie wahrgenommen, denn er zuckte aus seiner leicht gebückten Haltung hoch.
    Jetzt sahen wir uns beide!
    Nichts geschah. Wir standen uns gegenüber, wir mussten über die Grabsteine

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