1717 - Die Fratze der Angst
wenden kann, wenn ich Probleme habe. Jetzt ist es so weit. Ich jedenfalls fühle mich in diesem Fall überfordert.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen.«
»Und? Willst du dagegen etwas tun?«
Harry dachte an seine kranke Partnerin. Er ließ sie ungern allein. Noch stand nicht fest, ob er nach Salzburg reisen würde, aber innerlich schwenkte er bereits um. Er dachte daran, dass diese Ghouls die widerlichsten aller Dämonenarten waren und dass man sie auf keinen Fall frei herumlaufen lassen konnte.
»Wenn ich mich entscheide, dir zu helfen, Georg, dann werde ich wahrscheinlich nicht allein kommen.«
»Wie? Möchtest du deine Dagmar mitbringen?«
»An die habe ich nicht gedacht. Ich werde wohl einen Freund in London anrufen und …«
Prantl unterbrach ihn. »Meinst du diesen – ähm – diesen John Sinclair, von dem du gesprochen hast?«
»Genau den meine ich.«
Der Mann aus Salzburg stieß einen Pfiff aus. »Das wäre natürlich ein Hammer. Und du bist der Meinung, dass sich dieser Einsatz auch lohnt?«
»Ja, das bin ich. Deine Beschreibung deutet auf einen Ghoul hin, und ich kann mir vorstellen, dass er nicht allein ist. Meistens ist es so, dass sie in Gruppen auftreten und sich ihre Opfer suchen. Oft ist es ihnen egal, ob das Fleisch tot oder noch lebendig ist. Man muss sie vernichten, der Meinung ist auch John Sinclair. Ich denke nicht, dass er ablehnen wird, falls er nicht an einem anderen Fall arbeitet.«
»Das wäre natürlich mehr als super. Du hast meine Handynummer?«
»Klar.«
»Gut.« Prantls Stimme klang erleichtert. »Und noch etwas, ihr könnt beide in einem schönen und romantischen Hotel wohnen, direkt neben der Kirche.«
»Also nicht in Salzburg direkt?«
»Nein, etwas außerhalb.«
»Alles klar, ich melde mich wieder.«
»Danke schon jetzt.«
Das Telefonat war beendet. Harry Stahl atmete tief durch. Er hatte sich mal wieder rumkriegen lassen. Denn wenn es stimmte, was der Kollege berichtet hatte, war Holland in Not. Dann kam es darauf an, schnell zu handeln, bevor der Ghoul oder auch mehrere dieser Leichenfresser Tote hinterließen.
Es gab noch ein Problem. Weniger John Sinclair, sondern Dagmar Hansen, seine Partnerin. Sie war krank, und sie allein zu lassen, fiel Harry mehr als schwer.
Er ging wieder zu ihr. Dagmar hatte ihn schon erwartet, ihr Blick sprach Bände. Bevor Harry noch etwas sagen konnte, stellte sie bereits eine Frage.
»Es gibt Ärger – oder?«
»Das könnte man so sagen, wenn ich mich reinhänge.«
»Rück schon raus mit der Sprache.«
Harry nahm kein Blatt vor den Mund. Er beschönigte nichts, er fügte auch nicht hinzu oder ließ etwas weg, während Dagmar aufmerksam zuhörte, hin und wieder den Kopf schüttelte und zum Schluss eine Frage stellte.
»Du hast doch sicherlich zugesagt – oder?«
»Noch nicht so voll.«
»Warum nicht?«
Harry verzog die Lippen. »Ich – ähm – wollte erst mal abwarten, was du zu dem Thema sagst. Schließlich bist du krank und …«
»Brauche wohl Pflege, wie?«
Harry lachte. »Das ist vielleicht zu viel gesagt. Aber es könnte schon sein.«
»Quatsch mit Soße. Meine Schwester bleibt noch ein paar Tage. Außerdem ist es Ehrensache, dass du losziehst.« Sie ballte eine Hand zur Faust.
»Gegen einen widerlichen Ghoul, da hilft nur die volle Manpower, wobei ich John Sinclair mit einschließe.«
»Ja, das wollte ich auch.«
»Wann willst du ihn anrufen?«
»Sofort.« Harry grinste. »Auch wenn es ein Sonntag ist.«
»Wie ich ihn kenne, langweilt er sich sowieso.«
»Das sage ich ihm aber nicht.«
»Nein. Dafür kannst du ihm einen schönen Gruß von mir bestellen.«
»Werde ich nicht vergessen.«
Harry Stahl war froh, dass seine Partnerin so reagiert hatte. Wenn jemand Verständnis aufbrachte, dann sie, denn oft genug waren beide schon in Kämpfe gegen Schwarzblüter verwickelt gewesen, das war für Dagmar nicht neu.
Ein wenig Herzklopfen hatte Harry Stahl schon, als er die Nummer seines Freundes wählte, wobei er hoffte, dass John auch die nötige Zeit mitbrachte …
***
Was tut man nicht alles für seine Freunde? Man hört sich das Problem an und entscheidet dann, ob man mitmacht oder die Sache von sich weist. Ich kannte Harry Stahl ja und wusste, dass er kein Spinner war. Schon öfter hatte er bei mir angerufen, um sich danach mit mir zusammen in einen Fall zu stürzen.
Ich hatte mir alles angehört und Harry erklärt, dass im Moment wirklich nichts anlag, es mir auch körperlich gut ging und ich
Weitere Kostenlose Bücher