1717 - Die Fratze der Angst
durchaus zu ihm kommen konnte.
»Nein, nein, John, nicht zu mir. Wir treffen uns in Salzburg. Perfekt, nicht wahr?«
»Kann man sagen.«
»Schneien soll es dort auch nicht. Es scheint sogar die Sonne. Perfekte Bedingungen.«
»Willst du mir einen Urlaub schmackhaft machen?«
»Klar. Und nebenbei jagen wir Ghouls.«
Ich lachte. »Es ist ja eine unserer leichtesten Aufgaben. Ich werde sehen, dass ich ein Ticket für morgen bekomme und …«
»Ich habe bereits nachgesehen, wann du fliegen kannst, wir treffen uns am Salzburger Flughafen, ich lande eine Stunde früher und besorge einen Leihwagen.«
»Und wo treffen wir deinen Freund?«
»Im Hotel. Er wohnt dort und nicht bei seinen Eltern.«
»Dann ist ja alles klar.«
»Bis später.«
Vor dem Später hatte noch eine Nacht gelegen, in der ich gut geschlafen hatte. Mein Chef, Sir James, wusste ebenso Bescheid wie Suko, der mir eine gute Reise wünschte und ansonsten hier in London die Stellung halten musste.
Das ging mir alles durch den Kopf, als die Maschine zur Landung auf dem Salzburger Flughafen ansetzte.
Harry Stahl hatte bei seinem Anruf gestern von einem blauen Himmel erzählt. Der hatte sich tatsächlich bis heute gehalten. Er bot ein wunderbares Bild und die wenigen hellen Wolken wirkten wie Verzierungen auf der Fläche.
Ich sah auch die nahen mit Schnee bedeckten Berge, die in den Strahlen der Sonne zum Funkeln gebracht wurden. Ein einmalig schönes Bild, das Lust auf Urlaub machte, aber nicht auf die Jagd nach Ghouls, diese dämonische Abart, die ich hasste wie die Pest. Und das schon über Jahre hinweg.
Die Berge verschwanden aus meinem Blick, als die Räder aufsetzten und ein Rumpeln durch die Maschine ging. Es lief alles glatt, wir rollten aus, standen irgendwann still, und wie immer war ich der letzte Passagier, der den Flieger verließ. Vom Piloten ließ ich mir meine Pistole geben.
»Soll ich sagen viel Spaß, Mr Sinclair?«
»Nein. Lieber viel Erfolg.«
»Den wünsche ich Ihnen.«
»Danke.«
Ich stieg aus, und als ich auf der Gangway stand, atmete ich die frische Luft tief ein. Sie tat mir gut, ebenso wie ein Blick in die Umgebung, denn jetzt waren wieder die Berge zu sehen, die Salzburg praktisch von drei Seiten umschlossen.
Ich hatte noch mal mit Harry Stahl telefoniert. Falls etwas bei ihm nicht so geklappt hatte, wollte er mir eine SMS schicken oder mich anrufen.
Beides war nicht der Fall, und so freute ich mich darauf, meinen Freund zu begrüßen.
Er wartete auf mich und winkte mit beiden Armen, nachdem ich meinen kleinen Trolley vom Gepäckband geholt hatte. Wenig später schlugen wir uns lachend auf die Schultern und fanden es toll, uns mal wieder abklatschen zu können.
»Alles glatt über die Bühne gegangen, John?«
»Super.«
»Bei mir auch.«
»Und der Leihwagen?«
»Ist aufgetankt und startbereit.«
»Dann kann ja nichts schiefgehen.«
»Das denke ich auch.« Er boxte mir in die Seite. »Einen Kaffee können wir im Hotel trinken.«
»Das denke ich auch.«
Wir gingen zu den Parkplätzen, wo die Leihwagen standen. Unterwegs erfuhr ich, dass sich Dagmar Hansen eine Grippe eingefangen hatte, aber bereits auf dem Weg der Besserung war.
»Außerdem hat sie Besuch von ihrer Schwester, die sich um sie kümmern will.«
»Perfekt.«
Der Leihwagen war ein schwarzer Opel Corsa. So klein der Wagen aussah, ich wunderte mich über den Platz, den ich als Beifahrer hatte. Als Harry den Wagen startete, fragte ich: »Hast du dich kundig gemacht? Weißt du, wie wir fahren müssen?«
»Nein, aber es gibt ein Navi.«
»Noch besser.«
Wir mussten raus aus der Stadt in Richtung Norden fahren. Es war die Straße, die auch nach Obertrum führte, wo drei Seen dicht beieinander lagen.
Nicht mal nach einem Drittel der Strecke hatten wir den Ort erreicht, durch den sich die Straße in Kurven schlängelte. Es ging bergauf, und wir mussten langsamer fahren, weil vor uns ein Bus hoch kroch, der jedoch bald an einer Haltestelle stoppte, die dem Hotel und einer Kirche praktisch gegenüberlag.
Als ich die Kirche sah, wurde ich wieder an Harrys Erzählung erinnert.
»Dort ist es passiert – oder? Da an der Kirche.«
»Genau.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ein Ghoul, der einen Pfarrer angreift, der soeben eine Messe gelesen hat, das habe ich noch nie erlebt.«
»Ich auch nicht. Wer weiß, was noch alles in diesem Fall auf uns zukommt.«
»Sieht gar nicht so gut aus.«
Harry lachte. »Den Gedanken hatte ich auch. Hier ist alles so
Weitere Kostenlose Bücher