1719 - Totenmarsch
gingen.
Es verging nicht viel Zeit, da sahen sie das Flackern des Feuers. Besser konnte es für sie nicht kommen. Die Menschen würden nicht in den Wagen sein, diese laue Nacht würden sie im Freien verbringen.
Hill sorgte dafür, dass sich die Gruppe nur langsam und vor allen Dingen auch lautlos näherte. Nichts sollte ihr Erscheinen verraten, aber wenn sie das Ziel erreicht hatten, würde die Hölle losbrechen.
Wenige Minuten später hielt Hill die anderen zurück. Sein Plan stand fest, er musste ihn nur noch erklären.
»Hört zu. Ich denke, dass sie sich vor dem Feuer versammelt haben. Wir bleiben in Deckung und im Dunkeln. Auf mein Zeichen hin wird geschossen.«
»Gut. Dann sehen sie uns nicht.«
»Genau, Teddy.« Hill grinste böse und ließ den Riemen, an dem die Maschinenpistole hing, langsam über die Schulter und den Arm rutschen. Die Waffe hatte er einem Soldaten abgekauft. Für ihn war sie das perfekte Mordwerkzeug.
Ein knappes Kopfnicken reichte, und die Männer setzten sich wieder in Bewegung.
Sie teilten sich jetzt auf, sodass sie einen Halbkreis bildeten, der sich durch die Nacht bewegte. Und es vergingen nicht mal zwei Minuten, da sahen sie, wie recht ihr Anführer gehabt hatte, denn die Männer und die wenigen Frauen hielten sich tatsächlich draußen auf.
Sie hatten sich um das Feuer gesetzt und die meisten von ihnen hielten sogar ihre Instrumente bereit.
Es waren Flöten, Trommeln, auch Rasseln und sogar eine verstimmte Geige, die am lautesten zu hören war. Der klagende Ton schwang den Lauernden entgegen, als wäre er das Totenlied für diese Gruppe.
Allistair Hill fragte: »Alles bereit?«
»Ja!«
»Dann legt an!«
Auch das taten die Männer. Es scherte keiner von ihnen aus. Sie alle wollten den Tod bringen. Aber sie überließen es Allistair Hill, den Anfang zu machen.
Er besaß die Maschinenpistole, deren Magazin geladen war. Sekunden später nicht mehr. Da peitschten die Schüsse auf, die die Menschen am Feuer völlig überraschten. Sie brachen unter den Geschossen zusammen, und Hill war es, der sich besonders hervortat.
Nach zwei Minuten war alles vorbei. Niemand regte sich mehr. Auch die Schreie waren verstummt. Aber Hill hatte noch nicht genug. Er inspizierte die beiden Wagen und schoss dort auch noch einige Male. Als er wieder ins Freie trat, nickte er.
»Erledigt!«
»Und nun?«, rief jemand.
Hill lachte. Es hörte sich widerlich an, aber es passte zu ihm. »Das ist ganz einfach. Wenn wir sie in das Grab geworfen haben, werden wir ihre Wagen verbrennen. Nichts soll mehr an das verdammte Pack erinnern.«
So dachte Hill. Dass er allerdings auch falsch denken konnte, das kam ihm nicht in den Sinn, denn es gab Mächte, die nichts vergaßen, gar nichts …
***
Als wir eine Ortschaft mit dem Namen Clogham passierten, wussten wir, dass es nur noch ein paar Kilometer waren. Die Galty Mountains lagen zum Greifen nahe. Eine dunkle Bergkette, die nicht sehr hoch aus der Landschaft ragte und eher mit einer höheren Hügellandschaft zu vergleichen war.
»Dann hätten wir es bald hinter uns«, sagte Suko, und er hatte sich nicht geirrt. Ein erstes Hinweisschild tauchte auf, und kurze Zeit später grüßte der Turm einer Kirche, die als steinernes Bauwerk den Ort überblickte.
Die Kirche war unser Ziel. Sie war fast immer der Mittelpunkt eines Ortes. Beim Näherkommen erkannten wir, dass sie sogar noch höher stand, als es aus der Ferne gewirkt hatte. Sie schien über dem kleinen Ort zu schweben, als wäre sie ein Vermittler zwischen dem blauen Himmel und den auf der Erde lebenden Menschen.
Von außerhalb des Ortes her war sie schlecht zu erreichen. Wir mussten schon nach Quimlin hineinfahren, um den Weg zu finden, der zu ihr führte.
Er wurde an der rechten Seite von einer Hecke geschützt. Zur linken hin war der Blick frei. Er fiel gegen einen Hang, der nicht leer war, denn dort standen einige Ziegen und auch eine Handvoll Schafe. Dazwischen sahen wir kleine Hütten, die den Tieren als Unterkunft dienten.
Wir hatten das Ziel noch nicht erreicht, als uns die Menschen auffielen. Sie standen nahe der Kirche und machten den Eindruck von Leuten, die von einer Beerdigung gekommen waren und sich jetzt zusammenfanden, um das Erlebte miteinander zu besprechen oder über den Verstorbenen zu reden.
Es war tatsächlich ein Friedhof, auf dem sie sich versammelt hatten. Wir sahen die oberen Hälften einiger Grabsteine, in deren unmittelbarer Nähe sich die Menschen aufhielten.
Uns
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