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1719 - Totenmarsch

1719 - Totenmarsch

Titel: 1719 - Totenmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Erfolg.
    Plötzlich löste sich die Leiche so schnell aus der Graberde, dass es uns nach hinten trieb. Das Gleichgewicht erlangten wir wieder, indem wir uns gegenseitig stützten. Ich stieß noch mit dem Rücken gegen den Grabstein, dann war es geschafft.
    Wir ließen die Beine los, und der Mann lag vor den Augen der zahlreichen Zuschauer, die zunächst nichts sagten, weil der Anblick sie einfach zu stark mitnahm.
    Der feuchte Lehm hatte das Gesicht verschmiert, aber der Mund stand offen – und auch die Augen waren nicht geschlossen. Ich glaubte, den Ausdruck einer wahnsinnigen Angst darin zu lesen, was nicht ungewöhnlich war, denn wer tatsächlich auf Matthias traf, der musste dies empfinden. Da sprach ich aus Erfahrung.
    Der Tote lag auf dem Rücken, jeder konnte ihn sehen, und nicht wenige Zuschauer nickten.
    Suko wandte sich an Graham Hill. »Ist das der Mann, von dem Sie gesprochen haben?«
    »Ja, das ist Tom Dury. Er hat sich schon einige Tage hier bei uns aufgehalten. Soviel mir bekannt ist, wohnte er bei Helen Lannigan. Sie ist nicht hier bei uns. Helen vermietet Zimmer.«
    »Was wollte er genau?«
    Graham Hill holte ein Tuch aus der Manteltasche und wischte seine Stirn trocken.
    »Er wollte etwas aufklären. Er fragte herum, es ging ihm um den Tod des Fathers …«
    »Ja, das denken wir uns auch. Aber wir fragen uns, weshalb Father Gregor sterben musste. Was ist der Grund gewesen? Es muss einen gegeben haben. Es geschieht nichts grundlos auf der Welt, und vielleicht war der Mann schon auf der richtigen Spur.«
    »Wenn Sie meinen.«
    Suko lachte leise. Er hatte immer mehr das Gefühl, dass ihm Graham Hill nicht alles gesagt hatte. Dieser Mann war verschlossen, und diese raue Schale musste erst mal aufgebrochen werden, deshalb fragte Suko auch: »Was wissen Sie?«
    »Nichts, Sir. Keiner von uns hier weiß, warum Father Gregor sterben musste.«
    »Wirklich nicht?«
    Graham Hill senkte den Kopf und hob seine Schultern an. Es kam Suko und mir vor, als wollte er uns etwas verschweigen. Zudem wurde sein Verhalten von der Angst diktiert.
    Jetzt mischte ich mich ein. »Ich an Ihrer Stelle würde offen sein, Mister Hill. Man muss kein großer Menschenkenner sein, um zu erkennen, dass Sie etwas bedrückt. Und das könnte auch auf Ihre Mitbewohner zutreffen. Warum halten Sie die Wahrheit zurück?«
    »Welche Wahrheit?«
    »Das fragen wir Sie. Das ist auch Ihr Problem. Wir gehen davon aus, dass Sie etwas wissen, es uns jedoch aus Angst verschweigen, was einerseits verständlich ist, aber auch völlig falsch sein kann.«
    »Was wollen Sie denn?«, blaffte er mich an.
    Ich blieb ruhig und stellte ihm die Frage, die ausgesprochen werden musste.
    »Sagt Ihnen der Name Matthias etwas?« Ich hatte so laut gesprochen, dass mich auch die anderen Menschen hatten hören können, und ich sah, dass einige von ihnen leicht zusammenzuckten.
    Hill gab eine Antwort, die mir allerdings nicht gefiel. »Ja und nein.«
    »Was heißt das?«
    »Ich kenne einen älteren Mann, der sich Matthias nennt. Er arbeitet nicht mehr und lebt hier bei seiner Familie, von der er gepflegt wird.«
    »Den meine ich nicht.«
    »Dann tut es mir leid.«
    Ich wusste, dass er nicht die Wahrheit sagte, aber wie sollte ich sie aus ihm herausbekommen?
    Hilfe bekamen wir von einer Frau, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Jetzt drängte sie sich vor. Ihr Gesicht war gerötet, das leicht ergraute Haar hing ihr in die Stirn. Sie trug einen blauen Pullover und darüber einen roten Parka. Neben dem Mann blieb sie stehen.
    »Warum sagst du nicht die Wahrheit, Graham?«
    Der Mann knurrte böse, bevor er eine schroffe Antwort gab. »Geh weg, Mandy, das ist nicht deine Sache.«
    »Doch, es ist meine Sache. Ich bin deine Schwester, ich wohne auch hier, und ich will, dass wir wieder normal leben können und nicht von der Furcht gepeitscht werden.« Sie stieß ihren Bruder an. »Möglicherweise hat uns der Himmel die beiden Männer geschickt, als Zeichen, dass wir etwas unternehmen müssen. Und diese Chance sollten wir nicht vertun. Ich will endlich wieder ruhig schlafen können und in der Nacht nicht wach liegen und beten, dass es mich nicht erwischt. Dass sie da sind, ist eine Tatsache. Wir haben sie nicht getötet, aber wir müssen dafür zahlen. Father Gregor haben sie sich geholt. Dieser Tom Dury war der Zweite. Ich möchte nicht das dritte Opfer sein, und deshalb müssen wir uns wehren.«
    Graham Hill hatte nichts gesagt und sich die Anschuldigungen seiner

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