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1722 - Flucht in die Finsternis

1722 - Flucht in die Finsternis

Titel: 1722 - Flucht in die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sprach von einem Amoklauf, und das reichte aus. Die Leute verzogen sich, obwohl weder Suko noch ich diesen Begriff bestätigt hatten.
    Es war uns allerdings recht, dass wir jetzt allein waren und freie Bahn hatten. Allerdings war nicht sicher, ob sich die restlichen drei noch hier im Haus befanden. Zumindest nicht hier in der unteren Etage. Dann hätten wir sie gesehen. Es gab auch keine Schreie aus anderen Wohnungen, und so bewegten wir uns in Richtung Haustür. Ich erklärte Suko, dass Jean Katanga sich um die geschockte Frau kümmerte, was er begrüßte.
    Aber wo verbargen sich die restlichen Typen?
    Wir hatten den Flur erreicht und schauten die Treppe hoch. Viel war von ihr in dem schwachen Licht nicht zu sehen, doch wir entdeckten den Umriss einer sitzenden Person auf der fünften oder sechsten Stufe.
    Ein Zeuge?
    Wenn die drei nach oben gegangen waren, dann hatten sie ihn passieren müssen, falls er schon so lange hier saß. Suko und ich hatten die gleiche Idee. Wir brauchten uns nicht gegenseitig abzusprechen und betraten die Treppe.
    Erst hatte ich vorgehabt, die Person mit meiner kleinen Lampe anzuleuchten, dann ließ ich es bleiben, denn wir sahen, dass es sich um ein Mädchen oder eine junge Frau handelte.
    Suko drängte sich vor. »Darf ich dich was fragen?«
    »Kannst du.«
    »Okay. Wie lange sitzt du schon hier?«
    Die Kleine lachte. »Lange genug.« Sie schaute über ihre Knie. Die Beine hatte sie angezogen.
    »Und du hast auch die Tür im Auge behalten.«
    »Vielleicht.«
    »Bitte, es ist nicht nur für uns wichtig, sondern bestimmt auch für dich. Wir sind hier nicht zum Spaß. Es geht um Verbrechen, die völlig aus dem Rahmen fallen, und es wäre toll, wenn du uns helfen würdest.«
    »Ihr seid doch Bullen.« Das klang verächtlich.
    »Klar. Aber jeder hat seinen Job.«
    »Ich nicht. Und manchmal bin ich blind.«
    Suko wollte keine langen Diskussionen. Aus seiner Hosentasche holte er einen Geldschein. »Würde der dir die Augen öffnen?«
    »Kann sein. Zumindest eines.«
    »Wunderbar.« Suko streckte ihr die Hand entgegen, und der Schein verschwand blitzschnell. »Wir suchen vier Personen, die das Haus hier zusammen betreten haben. Hast du sie gesehen?«
    »Klar.«
    »Und du kennst sie?«
    »Zwei davon.«
    »Die anderen nicht?«
    Sie winkte ab. »Habe ich doch gesagt.«
    »Ja, ja. Ich wollte nur sicher sein.«
    »Und du hast auch gesehen, wo die beiden hingegangen sind?«
    »Habe ich. In den Flur.«
    »Wunderbar. Bleiben die anderen beiden. Wo sind sie denn hingegangen? Die Treppe hoch?«
    »Nein.«
    »Wohin dann?«
    »Das eine Auge sitzt noch zu.«
    So etwas hatten wir erwartet. Diesmal griff ich in die Tasche und holte einen Schein hervor. Auch den schnappte sie blitzschnell weg. Dann waren beide Augen offen. Ich wollte von ihr wissen, wohin die restlichen beiden gegangen waren. Ich rechnete damit, dass die höheren Etagen ihr Ziel gewesen waren, und wunderte mich dann über die Antwort, die zunächst mit einem Kopfschütteln begann. Dann sprach sie.
    »Die sind nicht nach oben gegangen. Jedenfalls kamen sie nicht an mir vorbei.«
    »Sind sie noch hier unten?«
    »Nein, auch nicht.«
    Ich wurde allmählich sauer, doch da sprach unsere Zeugin bereits. »Die sind abgehauen. Nach draußen gegangen. Ein Kerl und eine Frau. Ihn kenne ich. Es ist Gregor mit der Glatze. Ein Schwein, kann ich euch sagen. Der hat eine Freundin von mir fast abgestochen in seinem Wahn.«
    Das passte ins Bild. »Und was ist mit seiner Begleiterin?«
    »Sie habe ich hier auch schon mal rumlaufen sehen. Aber ich weiß nicht, woher sie gekommen ist. Die muss irre sein, sich mit der Glatze abzugeben.«
    Wir hörten zu, doch zumindest meine Gedanken bewegten sich schon weiter. Es war etwas eingetreten, womit wir nicht gerechnet hatten. Wir waren davon ausgegangen, die Bande hier im Haus zu finden, wo sie sich wirklich hätte austoben können. Dem aber war nicht so. Zwei waren wieder ins Freie gelaufen.
    Warum?
    Möglicherweise hatten sie miterlebt, was hier abgelaufen war, und hatten deshalb die Konsequenzen gezogen. Dieses Verschwinden allerdings entsprach nicht ihrem normalen Handeln.
    »Und das trifft tatsächlich zu?«, wollte Suko wissen.
    »Ich bin nicht mehr blind.«
    »Schon gut.«
    »Mehr habe ich nicht gesehen.« Unsere Informantin erhob sich und lief die Treppe hoch. Gleich darauf hatte die Dunkelheit sie verschluckt.
    Ich schaute Suko an.
    Er nickte mir zu und sagte: »Ich denke, dass wir uns auch dort umschauen

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