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172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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Cheeseburger oder einen FischMac? Mach mal beides«, hatte er gesagt und sich geschämt.
Er starrte weiter in den unbeleuchteten Waldabschnitt und meinte dort die Ursache seines Unbehagens orten zu können.
»Was bist du?«, fragte er zwischen zwei Bissen und erschrak, als er seine eigene Frage gehört hatte. Er wurde wahnsinnig. Er sah Dinge oder Wesen, die ihn verfolgten und begann, mit ihnen zu reden. Dinge, die nicht existierten. Oder vielleicht doch?
Die letzte Frage des Beamten. Sie saßen zusammen in einem Polizeibus und Viktor glaubte, alles überstanden zu haben.
»Die ältere Dame, die Beifahrerin des vor ihnen fahrenden Fahrzeugs, war sehr mitgenommen. Sie sagte aus, eine Gestalt sei aus dem Wald Richtung Straße gelaufen.«
Viktor erinnerte sich, dass er trocken schlucken musste und nachgefragt hatte: »Ein Tier?«
»Nein, die Dame behauptete, es sei zweibeinig, aber kein Mensch gewesen.«
Er hatte es nicht alleine gesehen, aber zu dem Beamten hatte er nichts gesagt.
Wieder schluckte Viktor. Dass es sich nicht um eine Einbildung handelte, die er sich durch seine Abnehmbemühungen zugezogen hatte, freute ihn einerseits. Auf der anderen Seite beunruhigte es ihn, denn es bewies die Existenz dieses Wesens, welches er bei sich im Garten und nun hier im Wald gesehen hatte. Welches ihm folgte. Und welches imstande war, zu töten.
Er überlegte, während er vom Cheeseburger und vom FischMac abwechselnd abbiss. Warum tötete es? Der BicMac war beinahe kalt geworden, mit großen Bissen und Vanillemilch-Shake-Schlucken verschlang er ihn unbewusst in rekordverdächtiger Zeit. Hatte es den Radfahrer getötet, weil er es sich gewünscht hatte? Viktor verharrte und kniff die Augen zusammen. Das konnte er sich nicht vorstellen. Vor allem aber konnte er sich so ein Wesen generell nicht vorstellen. Woher kam es, was wollte es? All diese Fragen waren an diese Existenz gekoppelt. Wenn er sich länger darüber Gedanken machte, wurde es absurd, und er nahm sich selbst nicht mehr ernst. Er lachte auf, schlürfte den Rest seines Shakes, knüllte Papppackungen und Papier zusammen und stopfte alles in eine der Papiertüten. Eine Gurke mit Barbecuesauce klebte auf seinem Oberschenkel. Er klaubte sie auf und schob sie in den Mund. Mit Papiertüchern versuchte er seine Hose zu säubern. Er wollte losfahren und verharrte plötzlich. Das Gefühl, beobachtet zu werden, war verschwunden. Aufmerksam suchte er den Waldrand ab, versuchte den Quell seines Unbehagens zu ergründen, aber nichts. Es war weg. Viktor schüttelte den Kopf und wieder nährte sich in ihm die Gewissheit, dass er seiner Überforderung aufgesessen war und sie ihn in die Irre schickte. Er legte den ersten Gang ein und rollte langsam auf die Straße.
*
Er schob den Schlüssel ins Haustürschloss und sammelte sich, bevor er die Tür öffnete. Was für ein Tag! Insgeheim hoffte er, dass Larissa und Daniela schon schlafen würden. Er würde dann fernsehen und versuchen, dadurch zur Ruhe zu kommen. Es knackte metallen, er sah zum Carport. Der Motor seines Wagens kühlte ab und das Material arbeitete im Dunkeln vor sich hin.
Er schloss die Haustür auf, zog seine Schuhe und seine Jacke aus und ging auf Zehenspitzen zur Tür zum Wohnzimmer. Licht. Larissa saß unter einer Wolldecke auf dem Sofa und las Zeitung. Sie sah auf und lächelte. Viktor merkte, dass er davon ausgegangen war, sie wäre schon zu Bett, daher fiel seine Begrüßung verzögert und knapp aus.
»Hallo«, sagte er überrascht.
»Hey Vic!«, begrüßte sie ihn, legte die Zeitung und die Decke weg, stand auf und kam zu ihm. Sie gab ihm einen Kuss und drückte ihn an sich.
»Oh, Vic, wie furchtbar für dich«, sagte sie.
Er fühlte sich … sonderbar distanziert, nicht nach Mitleid. Er verweilte in ihrer Umarmung.
»Ich …«, fehlten ihm die Worte. Er hatte Larissa während der Zeugenbefragung kurz anrufen können und ihr den Grund seines Zuspätkommens geschildert. Sie strich ihm über den Kopf und sah ihn an.
»Alles gut?«, fragte sie.
Er stellte seine Tasche ab und schob seine Schuhe mit den Füßen unter die Heizung.
»Na ja, es war schon hart. Ich bin völlig aufgekratzt«, antwortete er.
»Magst du was essen?«, fragte Larissa und lächelte ihn an. »Ich habe Salat gemacht.«
Warum hatte sie Salat gemacht? Die ganze Zeit über hatte sie seine Bemühungen nicht unterstützt, sogar schon sein Verhalten deswegen kritisiert, und ausgerechnet heute bereitete sie ihm einen Salat vor?
»Warum?«, fragte er

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