Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
Vom Netzwerk:
bedrohlicher werdenden Menge Blut nach, die er sekündlich verlor.
»Sascha?«, hörte er Dennis auf dem Flur rufen. Ihm war schwindelig, er hatte Lust, sich einfach nur hinzulegen.
»Hier«, rief er mit brüchiger Stimme und bemerkte, dass sein Herz plötzlich raste.
»Schnell«, flehte er und bemerkte nicht, dass seine Stimme dünner wurde. Er versuchte sich auf die Seite zu drehen, damit er es bequemer hatte. Den Schmerz nahm er kaum noch wahr. Das Blut, welches seinen Ärmel nässte und am Automaten herunter rann, hatte seine Bedrohung verloren. Ihm wurde etwas kalt und er hatte Mühe seine Augen offen zu halten. Besser, er schloss sie kurz.
Ein Ruck. Dennis, der ihn schüttelte. Dennis, der aufgeregt war. Sascha lächelte. Ein aufgeregter Dennis. Na so was.
»Schnell«, hauchte er. Aber es war zu spät.



155,3
Erstaunlich. Fast vier Kilo an einem Tag verloren. Aber gestern war viel passiert. Zwei Mal hatte Viktor Sport getrieben, kaum etwas gegessen und er hatte sich sexuell betätigt (gewichst!). Wenn auch nicht so, wie er es erwartet hätte. Mit einem Ton zwischen Brummen und Stöhnen stieg er von der Waage und war wütend und beschämt zugleich. Er war früher aufgestanden als Larissa. Und gerne wollte er vor ihr das Haus verlassen. Daniela hatte bei David übernachtet. Larissa hatte beschlossen, dass es in Ordnung sei – ohne ihn zu fragen. Da musste man sich nicht wundern, wenn so etwas passierte, wie gestern Abend, wenn ihm kein Vertrauen entgegen gebracht wurde. Er zog sich an und schlich in die Küche. Auf dem Flur stand Larissa. Erwartete ihn.
»Wolltest du dich aus dem Haus schleichen?«, fragte sie.
Er konnte ihren Ton nicht deuten. War er freundlich oder eiskalt? Schwang verborgen eine Absicht mit?
»Ja«, antwortete er ehrlich.
Sie überlegte. Am liebsten wäre Viktor an ihr vorbei nach draußen und zur Arbeit gegangen. Dem Konflikt aus dem Weg.
»Was war das gestern?«, fragte Larissa und schluckte, bemüht, sich zu beherrschen. Er atmete ein, sah an ihr vorbei und eine kalte Wut tobte sich in ihm hoch. Was sollte diese Tour? Woran sollte er wieder Schuld gewesen sein?
»Du sahst verdammt scharf aus und ich wollte dich nicht stören. Aber beherrschen konnte ich mich auch nicht mehr.«
Er zuckte mit den Schultern und unbewusst veränderte sich seine Haltung. Anstatt mit eingesunkenen Schultern vor ihr zu stehen, brachte er seinen Körper unter Spannung. Larissa wurde von seiner Antwort überrascht und überdachte sie.
»Also… ich weiß nicht, Viktor. Ich komme mir dabei benutzt vor«, entgegnete sie und sah ihn ernst an.
Seine impulsive Wut verpuffte, als er sie so vor sich stehen sah. Sie musste ihn lieben. Er wollte sie umarmen, ging einen Schritt auf sie zu, blieb stehen.
»Larissa, ich liebe dich. – Aber momentan ist das alles ein bisschen schwer für mich. Das Abnehmen und …« Er brachte es nicht hervor. Sein Glaube daran, dass ihm etwas folgte, das möglicherweise andere töten konnte. Sein Hirngespinst. Sie kam auf ihn zu und umschloss ihn mit ihren Armen. Sie liebte ihn, sonst würde sie ihm nicht verziehen haben. Er erwiderte ihre Umarmung, drückte sie an sich und so blieben sie stehen, als würden sie sich für eine lange Zeit voneinander verabschieden.
Sie frühstückten gemeinsam (Milchkaffee, einen Apfel, eine Banane = 3 ½ Propoints), telefonierten mit Daniela, die schon den letzten Tag vor ihren Ferien in der Schule war, und dann verließ Viktor mit einer vollen Mülltüte das Haus durch die Terrassentür. Auf dem Weg zum Carport und der kleinen in Holz eingefassten Nische für ihre verschiedenen Mülleimer blieb er plötzlich stehen. Was waren das für Flecken auf dem Fenstersims des Badezimmers? Viktor brachte den Müllbeutel weg und machte kehrt. Leicht angewidert näherte er sich den dunklen, dickflüssigen Flecken, die auf dem Holzpaneel schimmerten. Er hob einen kleinen Stock auf, um damit darin herum zu stochern. Wie geronnenes Blut. Wie die Spuren, die er im Wald gefunden hatte. Zwei tote Fliegen lagen am Rande der Flecken. Viktor überkam ein ungutes Gefühl. Hatte der Homunculus gestern Nacht auf dem Sims gestanden, während Larissa gebadet und er … sich befriedigt hatte? Hatte dieses Wesen ihn beeinflusst, es zu tun? Viktor wurde unwohl bei dem Gedanken, Hitze wallte in ihm auf. Im Streifenbeet unter dem Fenster fand er Fußabdrücke. Nahezu unkenntlich durch den feuchten Mulch, aber mit Phantasie und dem nötigen Vorwissen, ergaben die Abdrücke einen Sinn.

Weitere Kostenlose Bücher