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1727 - Der Kristallkopf

Titel: 1727 - Der Kristallkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schien. Als lehne sie gegen eine Wand, die jählings nachgab und umkippte; das Gefühl eines Sturzes in nichts wurde immer stärker.
    Mila kannte dieses Gefühl von ihren wenigen Ausflügen mit einem SERUN in den freien Weltraum. Scheußlich, wenn man jeden Halt verloren zu haben schien, ein Alptraum für Höhenängstliche - und in vielen Fällen ironischerweise das beste Mittel, Höhenangst loszuwerden.
    Dies hier war schlimmer, viel schlimmer. Es war kein Schweben, es war ein unaufhörliches Fallen und Stürzen, man verlor nicht äußerlich, man verlor innerlich den Halt dabei und kippte ins Bodenlose...
    So schnell wie möglich zog Mila ihre Hand zurück.
    „Kannst du dieses Ding erfassen?" fragte sie ihre Schwester.
    Nadja schüttelte heftig den Kopf. „Nicht im geringsten", gab sie zu. „Und du?"
    „Auch nichts."
    Wie ein riesiger zerfaserter Wattebausch diffundierte ein weiterer Phantomnebel in das Labor, noch einer und noch einer. Mila schluckte heftig.
    „Wir sollten..."
    Sie kam nicht dazu, ihren Vorschlag auszusprechen. Die Zentrale der MANAGA meldete sich bei den Zwillingen.
    „Mila, Nadja, habt ihr..."
    Myles Kantor verstummte rasch, da er sehen konnte, wonach er gefragt hatte. Mila mußte zu ihrem Schrecken feststellen, daß die unheimlichen Nebel offenbar auch die Zentrale erreicht hatten. Sie waren zahlreich, einer schob sich gerade zwischen Myles Kantor und die Aufnahmeoptik, und Mila konnte das Gesicht des Wissenschaftlers nur noch schwach erkennen.
    „Was ist das, Myles?"
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung", antwortete Myles Kantor schnaubend. „Ich weiß nur, daß wir sie weder mit Wänden noch mit Schirmfeldern aufhalten können. Und es werden immer mehr."
    Mindestens vier dieser Kreaturen tummelten sich inzwischen im Labor, sie füllten es beinahe zur Gänze aus. Immer wieder wurden die beiden Frauen von diesen Nebeln berührt, und jedesmal lief ein kalter Schauer durch die Körper der Zwillinge.
    „Legt vorsichtshalber die SERUNS an!" rief Perry Rhodan aus dem Hintergrund. Mila kannte Rhodan inzwischen gut genug, um seiner Stimme die innere Anspannung anhören zu können.
    Aus einem der Nachbarräume des Labors erklang ein lauter, schriller Schrei. Offenbar waren nicht nur das Labor und die Zentrale von dem Phänomen betroffen, sondern das gesamte Schiff.
    Ein paar Augenblicke glitt das Schott auf, und Uhns Torbig kam hereingestürzt, gefolgt von Herrea Dinah; der Mann zitterte am ganzen Leib, und die Frau machte keinen stabileren Eindruck.
    „Sie sind überall", stieß Torbig hervor. „In jedem Raum, und es werden immer mehr."
    „Ist das schon Hyzzak?" fragte Herrea Dinah beklommen.
    „Ich weiß es nicht", antwortete Mila Vandemar.
    Sie konnte die beiden Ankömmlinge kaum erkennen; der ganze Raum schien mit einem starken Dunst erfüllt zu sein, der die Sicht nahm und sich auf den Atem legte. Es waren nicht die Schwaden, es war die langsam aufkriechende Angst, die das Atmen schwermachte. Ohne daß man dies an irgendwelchen physikalischen Gegebenheiten hätte festmachen können, verbreiteten die Gespenster aus dem Hyperraum Angst und Schrecken.
    Sie schienen Vorboten von etwas zu sein, dessen Schrecken sich die Menschen nicht auszumalen wagten; es war ihre eigene Phantasie, die ihnen zusetzte, die Furcht vor einem nicht mehr kontrollierbaren, grauenvollen Geschehen.
    „Wo kommen diese Dinger her?" fragte Uhns Torbig erschüttert. „Hat irgend jemand eine Theorie, so etwas wie eine Erklärung?"
    „Niemand", antwortete Nadja Vandemar. Ihre Schwester konnte sie hören, dumpf und hohl, die Gespenster beeinträchtigten auch die Schalleistung.
    Beeinträchtigen auch die Schalleistung, dachte Mila, lachhaft. Wir klingen, als sprächen wir aus dem Inneren eines offenen Grabes heraus.
    Die Schemen bewegten sich, sie vollführten einen langsamen Tanz umeinander, und jedesmal, wenn sie einen Menschen einhüllten, umklammerten oder gar durchdrangen, hinterließen sie ein Gefühl innerer Leere, das auch die stärksten Gemüter an den Tod denken ließ.
    Mila biß die Zähne zusammen.
    Oft genug in den letzten Jahren hatte sie mit ihrer Angst kämpfen müssen. Stück für Stück hatte ihr Mut dieser Angst den Boden abgetrotzt, und Mila wollte sich auch in dieser beklemmenden Situation nicht unterkriegen lassen. Sie schob sich nach vorn, auf die Projektion zu, die den Kristallkommandanten in seiner Kabine darstellte.
    Wenigstens gab es jetzt so etwas wie eine Erklärung...
    Nach dem letzten

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