1728 - Luzifers Botin
es gewohnt, mit allen neuen Techniken umzugehen. Die gab es hier auch, aber sie waren nur für die Profis erreichbar. Die jungen Gäste schliefen ansonsten in einem der beiden Schlafsäle, die groß genug waren, dreißig Betten fassen zu können.
Dieser Tag war besonders anstrengend gewesen. Und das nicht nur für die Schüler, auch für die beiden Lehrpersonen, die froh waren, sich hinlegen zu können.
So war Kate Hamilton allein, denn auch die Hausherren waren unterwegs und würden vor Mitternacht nicht zurück sein. Das Ehepaar wollte seinen Sohn besuchen, der einige Kilometer weiter wohnte und dort einen Job gefunden hatte.
Kate hatte versprochen, wach zu bleiben. Sie war nicht in ihr Zimmer gegangen, sondern hatte im Bereich des Eingangs hinter der Rezeption Platz genommen. Von dort aus schaute sie durch ein großes Fenster nach draußen und übersah einen Teil des Geländes vor der Eingangstür.
Die beiden Schlafräume lagen in einem Seitentrakt der Herberge. Von dort war nichts zu hören, obwohl die Dunkelheit noch nicht vollständig über das Land gefallen war.
In ihrer Nähe stand ein Fernseher, und sie wollte sich einen Film anschauen, der erst gegen zweiundzwanzig Uhr begann. Zuvor aber musste sie einen Blick in den Schlafraum werfen, um sich von der Ruhe zu überzeugen.
Sie verzichtete darauf, das Licht einzuschalten, aber ganz ohne wollte sie auch nicht sein, deshalb nahm sie eine Taschenlampe mit, die sie erst einschaltete, als sie vor der Tür des Schlafraumes stand. Sie wollte öffnen, als sie hinter sich ein Geräusch hörte.
Erschrocken fuhr sie herum.
Ein Mann stand vor ihr. Er trug nur eine kurze Hose. In der Hand hielt er ein Tuch, mit dem er sich das nasse Haar trocken rieb.
Es war einer der beiden Lehrer, der sich noch kurz geduscht hatte. Auch er hatte auf das Licht verzichtet, stand jetzt allerdings im Schein der Taschenlampe.
»Sorry, ich wollte Sie nicht erschrecken, Kate.«
»Ach, das war nur für einen kurzen Moment. Vergessen Sie es.«
Er ließ die Hand mit dem Tuch sinken. »Wollten Sie noch mal nach den Jungs schauen?«
»Ja, das hatte ich vor.« Kate lächelte. »Es ist so eine Angewohnheit, mit der ich den Tag immer gern abschließe.«
»Finde ich gut.« Der Lehrer nickte ihr zu. »Dann wünschen wir uns eine ruhige Nacht.«
»Das können Sie laut sagen.«
Der Lehrer verschwand in dem Zimmer, das er sich mit dem Kollegen teilte, und Kate konzentrierte sich auf die Tür, hinter der der Schlafsaal lag.
Sie bewegte sich sehr vorsichtig. Auf keinen Fall wollte sie zu einem Störfaktor werden. Die Kinder sollten schlafen. Für Dunkelheit war längst gesorgt, denn Kate hatte persönlich die Vorhänge vor die Fenster gezogen und war jetzt gespannt, ob es dabei geblieben war, denn hin und wieder wurden sie aufgezogen.
Nicht an diesem Abend.
Sie öffnete die Tür, die sich recht lautlos bewegte und warf von der Schwelle aus einen Blick in den Saal.
Es war nicht still, obwohl die Jungs schliefen. Der eine schnarchte, der andere sprach im Schlaf, und es gab auch welche, die noch ihr Stofftier in den Armen hielten.
Der Saal war durch den Mittelgang geteilt. Rechts und links davon standen die Betten, in denen die Schüler schliefen.
Das Licht aus der Lampe glitt über manches Gesicht oder Körper hinweg, ohne dass der Schlafende gestört wurde.
Kate trat so leise wie möglich auf, was bei dem harten Boden nicht einfach war.
Kein Vorhang war zurückgezogen worden. Die Fenster waren gekippt worden, um frische Luft in den Raum zu lassen, weil sich dort nach einer Weile immer ein bestimmter Schlafgeruch ausbreitete.
Kate Hamilton ließ sich fast fünf Minuten Zeit, bevor sie den Schlafsaal wieder verließ. Leise schloss sie die Tür hinter sich.
Auch jetzt schaltete sie das Licht im Flur nicht ein. Sie folgte dem hellen Lichtstrahl der Taschenlampe und war froh, als sie ihren kleinen Bereich an der Rezeption wieder erreichte.
Es gab eine Theke, auf der einige Prospekte lagen, aber kein Computer stand. Der befand sich in einem Nebenraum. Dort stand auch der Fernseher.
Die Tür war nicht ganz geschlossen. Sie stand spaltbreit offen, und Kate dachte darüber nach, ob sie die Tür offen gelassen hatte oder nicht. Sie wusste es nicht.
An der Wand hing ein alter Spiegel, der auf seiner Vorderseite einige Rostflecken zeigte. Davor blieb Kate für einen Moment stehen und schaute sich ihr Gesicht genauer an.
Sie sah nicht gut aus, irgendwie erschöpft. Das konnte an den
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