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1728 - Luzifers Botin

1728 - Luzifers Botin

Titel: 1728 - Luzifers Botin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich sicher, dass er auch dann nicht verschwinden würde, wenn er zu Staub zerfiel.
    Sie ging weiter.
    Jeden Schüler schaute sie sich genau an. Es gab keinen, der wach geworden wäre, und so erreichte sie auch das letzte Bett auf der rechten Seite.
    Hier war alles anders.
    Der Junge schlief nicht. Er war wach geworden und saß in seinem Bett. Die Augen hielt er offen. Er sah Jamila und nahm sie trotzdem nicht richtig wahr.
    Aber er wollte anfangen zu sprechen, und das konnte Jamila nicht zulassen. Als der Junge den Mund öffnete, legte sie ihm einen Finger auf die Lippen.
    »Nichts sagen!«, flüsterte sie.
    Der Schüler nickte.
    Jamila nahm langsam ihren Finger von seinen Lippen und ging dabei in die Knie. Der Junge, der hinter ihr schlief, hörte nichts.
    »Wer bist du?«, wurde sie leise angesprochen.
    »Ich heiße Jamila.«
    »Aha.«
    »Und wie heißt du?«
    »David.«
    »Ein schöner Name.«
    David sagte nichts darauf. Er blieb zwar sitzen, aber er drehte dabei den Kopf, denn er hatte etwas bemerkt, das er sich genauer ansehen wollte.
    »Was ist das auf deinem Rücken?«
    »Oh, hast du es gesehen?«
    »Klar.«
    »Es sind zwei Flügel.«
    Der Junge sagte zunächst mal nichts. Er starrte Jamila nur an, dann lächelte er verkrampft, schüttelte den Kopf und fragte mit leiser und leicht zitternder Stimme: »Bist du ein Engel?«
    »Sehe ich so aus?«
    »Ja, denn Engel haben Flügel. Du hast sie auch, das habe ich gesehen. Also musst du ein Engel sein.«
    »Da kannst du schon recht haben, ich bin ein Engel.«
    Davids Augen weiteten sich. Er konnte es noch immer nicht fassen. Dabei drang der Atem pfeifend aus seinem Mund, doch so leise, dass niemand erwachte.
    Sie lächelte ihn an. »Wolltest du etwas sagen, mein Kleiner?«
    »Ja, ja…«
    »Bitte!«
    Er musste erst nachdenken. Dies war zu plötzlich auf ihn eingestürmt und er wusste nicht, ob er nur träumte oder die Wahrheit erlebte. Endlich hatte er die richtigen Worte gefunden. »Engel leben im Himmel, nicht wahr?«
    Jamila lachte leise. »Das denkst du, David, das hat man dir so gesagt. Aber nicht immer leben die Engel im Himmel. Sie können auch woanders her sein.«
    »Ja?« Er war jetzt neugierig geworden. »Wo denn?«
    »Aus der Hölle!«
    Mit dieser Antwort hatte der Junge nicht gerechnet. Er zuckte zusammen und wollte auf seinem Bett von der Besucherin wegrutschen, was diese nicht zuließ.
    Sie hielt ihn fest, und David wehrte sich heftig, weil es ihm wehtat.
    Ein falsches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie leise fragte: »Glaubst du mir denn?«
    »Das weiß ich nicht. In der Hölle gibt es keine Engel. Da ist nur der Teufel.«
    »Oh – wer sagt das denn?«
    »Mein Dad. Auch meine Tante. Die Hölle ist böse, Engel sind es nicht, deshalb können sie auch nicht in der Hölle leben. Wenn du das tust, bist du kein richtiger Engel.«
    Jamila wusste im Moment nicht, was sie darauf erwidern sollte. Bis ihr etwas einfiel.
    »Doch, ich bin ein richtiger Engel. Ich kann es dir sogar zeigen.«
    »Wie denn?«
    Sie winkte mit dem linken Zeigefinger. »Steig aus deinem Bett.«
    »Und dann?«
    »Wirst du schon sehen.«
    Die Gedankengänge des Jungen bewegten sich in eine ganz andere Richtung. Damit hielt er nicht hinter dem Berg.
    »Warst du auch bei meinen Lehrern?«
    »O ja, da bin ich gewesen.«
    »Und was haben sie gesagt?«
    »Gar nichts.« Sie kicherte, ging aber nicht näher auf ihre Antwort ein und forderte den Jungen auf, endlich das Bett zu verlassen, was er auch tat.
    Jamila hatte sich ein Stück vom Bett entfernt. Sie stand an einer freien Fläche und wartete auf den Jungen, der nur bis zu seinem Bettende ging und dort stehen blieb.
    »Jetzt, David, schau genau zu, was passiert. Denn du sollst erleben, dass es wirklich Engel gibt…«
    Der Junge sagte nichts. Er schaute auf die Frau und bekam große Augen, als er sah, wie sich die Flügel zu beiden Seiten anhoben und dann leicht bewegt wurden.
    Mehr brauchte nicht zu passieren, denn die schwachen Bewegungen reichten völlig aus, um den Körper vom Boden zu erheben, wobei er senkrecht der Decke entgegen stieg.
    David konnte nichts mehr sagen. Er stand da und staunte. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Über Engel hatte er nur gelesen und in Erzählungen gehört. Seine Großmutter hatte immer von einem Schutzengel gesprochen, und jetzt kam ihm in den Sinn, dass ihn sein Schutzengel besucht hatte.
    Das wollte er genau wissen. Jamila schwebte noch immer in der Luft, als er seine Frage

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