1729 - Kristallbrand
den Rückweg machen."
„Das ist doch lächerlich", versetzte sie. „Der Antrieb beschleunigt uns nicht auf Lichtgeschwindigkeit. Wir wären ganz sicher länger als 50 Tage unterwegs. Und was das bedeutet, weißt du: Wir sind tot, bevor die Reise zu Ende ist."
5.
Gucky materialisierte auf der Oberfläche des Planeten nahe dem Nordpol; inmitten einer felsigen Landschaft, die teilweise mit Schnee und Eis überzogen war. Ein kalter, unangenehmer Wind strich über die Felsen.
Er war so stark, daß der Ilt sich gegen ihn stemmen mußte.
Etwa zweihundert Meter von ihm entfernt erhob sich eine Kristallkuppel, die einen Durchmesser von etwa sechzig Metern hatte. Die Kuppel hatte das gleiche Aussehen wie jene, aus der die Galaktiker den abrusischen Standortkommandanten Smezz entführt hatten.
Gucky versuchte in die Kuppel zu springen, doch es gelang ihm nicht.
Danach hielt er sich nicht länger auf und kehrte in die Zentrale der CADRION zurück. In seinem Sessel materialisierte er.
„Da ist eine Kristallkuppel", berichtete er. „Sie hat aber eine energetische Absicherung, die mich abgewehrt hat."
„Wir bleiben im Orbit", entschied Bully. „Der Kristallreflektor gibt uns eine ausreichende Tarnung. Die Beausoleils kommen zum Einsatz."
„Und wir sind natürlich dabei", stellte Mila fest.
„Ohne euch Zwillinge geht es nicht", bestätigte Bully. „Ohne euch kommen wir nicht in die Kuppel."
Er übermittelte seinen Auftrag an Joseph Broussard jr. und sagte ihm, daß er mit den Beausoleils in zwei Space-Jets starten sollte.
Mila und Nadja Vandemar legten ihre SERUNS an und verließen wortlos die Zentrale. In einem Hangar trafen sie die ersten Beausoleils in voller Kampfausrüstung.
Joseph Broussard stand groß und stämmig vor der Schleuse seiner Space-Jet. Er strich über seine hohe Stirn und seinen grauen Haarkranz.
„Endlich, Freunde!" sagte er. „Die Zeit der Langeweile ist vorbei. Jetzt geht es los. Ich freue mich, daß die Zwillinge mit mir fliegen wollen."
Er lachte breit und zufrieden, als ginge es nicht in einen gefährlichen Einsatz, sondern zu einer sportlichen Veranstaltung.
Mila fand wieder einmal, daß er übermütig war. Sie verzichtete aber darauf, es ihm zu sagen oder ihn einzubremsen. Sie hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Die Mutantin mußte an die Toten unter den Beausoleils denken, die es bisher gegeben hatte. Für einen Moment keimte der Gedanke in ihr, die Truppe der Beausoleils stehe unter einem unglücklichen Stern.
Sie verdrängte den Gedanken und stieg zusammen mit Nadja zur Zentrale der Space-Jet auf.
Während Broussard sich auf den Sitz des Piloten sinken ließ und den Start vorbereitete, blickten die beiden Schwestern sich an. Mila merkte, daß Nadja ähnlich empfand wie sie selbst. Sie legte ihr die Hand auf den Arm.
„Es wird gutgehen", sagte sie leise. „Ganz bestimmt." Doch sie glaubte selbst nicht so recht daran.
Die Space-Jet glitt in den Weltraum hinaus, und zusammen mit einer zweiten Jet stürzte sie auf den Planeten hinab. Broussard steuerte den Nordpol direkt an; es dauerte nicht lange, bis sie die schimmernde Kristallkuppel sehen konnten.
Mila blickte auf die Ortungsschirme. Weit von ihnen entfernt startete ein Pulk von Schneeflocken und verschwand im Weltraum. Niemand schien sich für die beiden Space-Jets zu interessieren. Doch gerade das beunruhigte sie. Sie schützten sich mit einem Kristallreflektor, doch mußte es nicht Aufmerksamkeit erregen, daß sie sich der Kuppel näherten?
Die Space-Jets landeten etwa zweihundert Meter von der Kuppel entfernt. Mit den Gravo-Paks ihrer SERUNS schwebten die Beausoleils und die beiden Zwillinge auf das schimmernde Ziel zu.
Kurz davor ließen sich Mila und Nadja auf den Boden sinken. Dann gingen die Mutantinnen in gleicher Weise vor wie schon einmal.
Mila und Nadja standen dicht beieinander, und ihre Gehirne traten in eine Wechselbeziehung ein. Hinter ihnen wachte Joseph Broussard jr. der sehr wohl wußte, daß die beiden zu körperlichen Handlungen nun nicht mehr fähig waren.
Milas Blick richtete sich auf die Kristallwand der Kuppel, und sie gewann ein holistisches Bild von ihr. Nadja filterte jenen Teil aus Milas Wahrnehmung heraus, der sich nicht mit dem Anblick der Kristallwand, sondern mit deren Struktur befaßte. Danach war sie in der Lage, sich auf die Struktur zu konzentrieren und diese zu verändern.
Nadjas wahres Element war die Welt der Kristalle. In ihr konnte sie gestalterisch
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