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1731 - Der Zwitter

1731 - Der Zwitter

Titel: 1731 - Der Zwitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gehörte nach, und sie musste zugeben, dass sie für den Zwitter ein gewisses Verständnis aufbrachte. Egal, was auch passiert war, das Vogelmädchen hatte eine Aufgabe übernommen. Es fühlte sich als Beschützerin für Kim.
    »Warum schaust du mich so an?«
    Carlotta lächelte. »Das kann ich dir sagen. Ich denke darüber nach, warum du zur einen Hälfte ein Mann bist und zur anderen eine Frau. Was steckt dahinter?«
    »Ich weiß es nicht genau. Da kann ich nur raten. Man wollte mich zeichnen. Ich durfte weder zur einen noch zur anderen Seite gehören. Der Engel und der Dämon haben mich geteilt. Jedem gehört eine Hälfte. Keiner will darauf verzichten.«
    »Ja«, sagte Carlotta, »das ist äußerlich. Aber wie sieht es in deinem Innern aus?«
    »Was meinst du?«
    »Nun, ich kann mir vorstellen, dass zwei Seelen in deiner Brust existieren. Dass die eine zur positiven Seite tendiert und die andere zur negativen. Oder sehe ich das falsch?«
    Kim dachte etwas länger nach. Er schaute dabei an dem Vogelmädchen vorbei und ließ seinen Blick über die Oberfläche des kleinen Sees gleiten, dann hoben sich seine Schultern.
    »Weißt du es nicht?«
    Kim hustete. »Ich habe es noch nicht so richtig gespürt. Kann sein, dass es noch kommt. Dass ich innerlich einen harten Kampf ausfechten muss, um mich dann für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Es ist alles möglich, denn ich glaube, dass ich erst am Anfang stehe. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Carlotta lächelte. »Mal sehen, wie es weitergeht. Wir werden schon irgendwie einen Weg finden. Für mich ist es wichtig, dass wir uns in Sicherheit befinden.«
    »Meinst du?«
    »Du nicht?«
    Kim sah sehr nachdenklich aus, als er antwortete. »Ich kann es dir nicht genau sagen. Wir dürfen die andere Seite nicht unterschätzen. Sie sind mir auf der Spur, und ich denke nicht, dass es für uns ein Versteck gibt, wo sie uns nicht finden. Da mache ich mir keine falschen Hoffnungen.«
    »Und hier?«
    »Vergiss es. Wenn sie wollen, werden sie uns finden.« Seine Stimme sackte ab. »Sie könnten es sich einfach machen und mit ihrer geballten Macht zuschlagen. Aber das werden sie nicht tun. Wie ich sie kenne, haben sie Spaß an der Jagd. Sie sind die großen Trickser und Blender. Sie schaffen Dinge, die für andere unmöglich sind. Sie können ihre wahre Gestalten verbergen, und da hat Maxine ja schon den Beweis erhalten. Sie sah sich einem Kind gegenüber und wenig später hat sich dieses Kind in ein Monster verwandelt. Das gehört zu ihrem Spiel. Da sind sie sehr kreativ.«
    Kim blickte Carlotta fast traurig an. »Ich gehe davon aus, dass wir auch hier nicht in Sicherheit sind. Wenn sie wollen, schlagen sie mit ihrer geballten Macht zu. Warum sie das noch nicht getan haben, weiß ich auch nicht. Aber es ist so, das musst du akzeptieren.«
    »Das hört sich an, als hättest du keinerlei Hoffnung.«
    Kim nickte betrübt. »Das ist auch so. Wer das erlebt hat wie ich, der kennt das Wort nicht mehr. Der wird zu einem Spielball, den man von einer Seite zur anderen treten kann.«
    Carlotta fragte jetzt direkt: »Ist dieser Ort hier falsch?«
    Mit der Antwort war sie nicht zufrieden. »Du hast es nur gut gemeint.«
    »Falsch oder nicht?«
    Kim senkte den Blick und legte seine Hände zusammen. »Sie finden uns überall.«
    »Dann hätten wir auch im Haus bleiben können?«
    »So ist es. Durch unser Verschwinden verlängern wir das Elend leider nur.«
    Das hörte sich nicht hoffnungsvoll an. Carlotta ließ sich die Antworten mehrmals durch den Kopf gehen. Schon während des Fluges war ihr ein bestimmter Gedanke gekommen, den sie dann zurückgedrängt hatte, ihn jetzt aber wieder aufnahm.
    »Wenn deine Mutter ein Engel gewesen ist, hättest du auch äußerlich etwas von ihm mitbekommen müssen.«
    »Das habe ich auch. Schau mich an. Es sind meine Brüste.« Kim hob seinen Pullover hoch. »Da, sieh hin!«
    »Das meine ich nicht.«
    Der Pullover fiel wieder in seine alte Lage. »Sondern?«
    »Es geht mir um den Begriff Engel. Ich weiß, dass Engel Flügel haben, aber das ist bei dir nicht der Fall.«
    »Stimmt. Da hast du es besser.«
    »Hast du schon mal über den Grund nachgedacht, warum das bei dir nicht so ist?«
    »Ja, das habe ich. Aber nur kurz. Ich weiß, dass es Engel gibt, die keine Flügel haben, manche haben welche, andere wiederum nicht. Das ist eben so, und wir werden es nicht ändern. Ich habe mich damit abgefunden.«
    »Okay, das muss ich dann wohl auch.«
    »Mach dir

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