1733 - Tempel der Unsichtbaren
haben.«
»Woher willst du das wissen?«
»Das nehme ich mal an.«
Sie überlegte. »Und was?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls wird sie wissen, dass wir ihr auf der Spur sind, und sie wird sich entsprechend verhalten. Darauf gehe ich jede Wette ein.«
»Wir werden es sehen. Hier im Rover steckt sie jedenfalls nicht. Das hätte ich schon bemerkt.«
Da gab ich ihr recht, ohne ihr allerdings zuzustimmen. Jedenfalls war diese Kira Simmons ein Problem und würde es auch weiterhin bleiben. Von Jane wollte ich erfahren, was Cyril Parker ihr alles über die Person gesagt hatte.
»Hm – kaum was.«
»Aber er hat doch mit ihr zusammengelebt.«
Jane schaute auf eine Reihe von Straßenlaternen, die am Rand der Straße aufgereiht standen. Schließlich sagte sie: »Ich weiß nicht, ob die beiden zusammengelebt haben. Davon hat er nichts erzählt. Sie waren liiert, okay. Das bedeutet nicht, dass sie unter einem Dach gewohnt haben müssen.«
»Klar, man hat da seine Spielräume. Aber er hat Angst bekommen. Er fürchtete um sein Leben, und ich frage mich, ob er seine Freundin schon in Verdacht gehabt hat.«
»Das hat er, denn sie hat ihn bedroht«, sagte Jane. »Aber ich weiß nicht, ob er voll und ganz über ihre Fähigkeiten informiert gewesen ist. Da muss ich leider passen.«
»Dann solltest du ihn nur beschützen?«
»Genau. Ich sollte so etwas wie ein weiblicher Bodyguard sein. Aber kann man ihn überhaupt gegen so eine ungewöhnliche Gefahr beschützen? Gegen einen Feind, der nicht sichtbar ist? Das glaube ich nicht. Er hat Kiras Rache gefürchtet, aber er wird nicht gewusst haben, dass sie sich unsichtbar machen kann. Möglicherweise hat er es geahnt, mehr aber nicht.«
Da hatte ich kein Gegenargument. Wir befanden uns noch auf der Fahrt zu einem Ziel, das Jane Collins bisher auch nicht gesehen hatte. Sie kannte nur die Adresse, doch getroffen hatten sich die beiden an einem neutralen Ort.
Das Haus stand auf einem Eckgrundstück. Eine helle Mauer wuchs in die Höhe, und ein Gittertor stand weit auf, sodass wir auf das Grundstück fahren konnten.
Es war erhellt. Laternen verteilten sich an verschiedenen Stellen und das Licht breitete sich bis zum Haus hin aus, wo einige Fahrzeuge parkten, mit denen die Kollegen der Spurensicherung gekommen waren. Wie ich Tanner kannte, hatte er die Männer über unsere Ankunft informiert.
Ich stoppte neben einer Laterne. Wir stiegen aus und nahmen uns die Zeit, das Haus von außen zu betrachten.
Es war ein Würfel, ja, ein großer, kantiger Würfel mit hell gestrichenen Wänden. Unter der Farbe zeigten sich die Konturen der einzelnen Steine. Das Haus stand auf einem pflegeleichten Grundstück, denn um es herum wuchs nur Gras. Da war ein großzügiger Rasen angelegt worden, nur unterbrochen von der Zufahrt, einem breiten grauen Band. Jetzt standen auf dem Rasen die beiden Autos. Der Bereich des Eingangs war ebenfalls taghell erleuchtet. Die Glastür stand offen, und als wir das Haus betraten, schritten wir über einen Steinboden aus schwarzen und weißen Fliesen.
Eine helle Treppe führte hoch in die erste Etage. Ein Mann im weißen Schutzanzug kam uns entgegen. Er blieb stehen und nickte, bevor er uns ansprach.
»Tanner hat uns bereits informiert, dass Sie hier erscheinen werden.«
Ich nickte. »Eine Frage zuvor. Wie weit sind Sie mit Ihren Untersuchungen?«
»So gut wie fertig.«
»Und? Was von Bedeutung gefunden?«
»Das ist schwer zu sagen. Natürlich jede Menge Fingerabdrücke. Ansonsten muss man weitersehen. Wenn Sie wollen, können Sie gleich loslegen. Die untere Etage hier ist zumindest frei.«
»Danke.«
Wir legten nicht los, wir schauten uns nur um. Die Farbe weiß herrschte vor, nur hin und wieder gab es einen anderen Farbklecks, mal eine rote Vase oder ein Bild. Alles wirkte klinisch sauber, auch die anderen Räume im Erdgeschoss boten kein anderes Bild.
Die Mannschaft kam aus der ersten Etage zurück. Uns wurde noch erklärt, dass man die Spuren untersuchen würde, aber etwas Gravierendes war den Leuten nicht aufgefallen.
»Wir werden uns trotzdem hier mal umschauen«, sagte ich.
»Ja, tun Sie das.«
Wenig später hörten wir, dass die beiden Fahrzeuge gestartet wurden. Innen war es sowieso ruhig, jetzt verschwanden auch draußen die letzten Geräusche.
Jane und ich schauten uns an.
»Gehen wir nach oben?«
Ich nickte und machte den Anfang. Natürlich waren auch die Stufen der Treppe hell gestrichen. Das Geländer ebenfalls, aber in der ersten Etage lag
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