1733 - Tempel der Unsichtbaren
kannten Jane. Und wir kannten auch ihren Dickkopf. Wenn sie sich etwas vorgenommen hatte, dann setzte sie es auch durch, daran gab es nichts zu rütteln. Wir mussten uns geschlagen geben.
Jane lächelte. »Dann ist ja alles klar.« Sie stand auf. »Ich lasse mich nach Hause fahren.«
Genau das wollte ich nicht. »Keinesfalls. Du wirst hier übernachten. Denk daran, auf wessen Liste du stehst. Das könnte tödlich enden.«
»Moment mal, ich muss noch was einpacken. Ich kann nicht in Sommerklamotten losdüsen.«
»He«, sagte Shao, »wenn es dir nichts ausmacht, kann ich dir etwas von mir geben. Ich denke, dass dir sogar meine Schuhe passen müssen, zwar nicht perfekt, aber immerhin.«
Die Privatdetektivin überlegte noch eine Weile. Schließlich hob sie die Schultern.
»Und?«, fragte ich.
»Überstimmt.«
»Okay, dann bleibst du hier.«
»Und ich packe mal was zusammen. Komm mit rüber, Jane.«
Beide Frauen verließen meine Wohnung, in der Suko und ich allein zurückblieben. Wir schauten uns an, nickten und Suko sprach davon, dass es eine gute Idee war, so zu handeln.
»Was meinst du?«
»Dass Jane hier bei dir bleibt.«
»Und ihr Mitkommen?«
Er breitete die Arme aus. »Dazu kann ich nichts sagen. Das kann positiv sein, aber auch negativ. Ich denke allerdings eher, dass Jane uns schon zur Seite stehen wird. Sie ist ja kein Teenager mehr.«
»Das stimmt.«
Es dauerte nicht lange, da tauchte Jane Collins wieder auf. Über ihren Armen hing wetterfeste Kleidung, denn auf den Inseln herrschte oft ein rauer Wind und warm war es dort auch nicht unbedingt.
Sie nickte uns zu. »Ich hin bereit. Der Rest ist dann eure Sache.«
»Werden wir schon in die Reihe bekommen«, meinte Suko. Er nickte uns zum Abschied zu. »Schlaft gut.«
»Haha«, sagte ich nur, denn ich wusste, dass wir kaum Schlaf finden würden.
»Wie ist es mit dir?«, fragte ich Jane.
Sie winkte ab. »Ich probiere erst mal die Klamotten an. Dann sehen wir weiter.«
»Gut.«
Sie verschwand im Bad. Ich haute mich in einen Sessel und streckte die Beine aus, wobei ich mich immer wieder fragte, was da wohl auf uns zukam.
Und ich dachte darüber nach, ob es nur eine Unsichtbare gab oder noch mehr davon. Und deshalb war ich ungeheuer gespannt auf den Tempel der kalten Sonne.
Jane kehrte aus dem Bad zurück. Allerdings trug sie nicht Shaos Klamotten. Ihr Gesichtsausdruck zeigte mir, dass sie zufrieden war. »Es passt alles leidlich. Zwar sind mir einige Sachen zu eng, aber das macht nichts.«
»Okay. Und jetzt?«
Sie lächelte. »Hast du einen Drink? Den könnte ich jetzt wirklich gebrauchen.«
»Whisky oder Cognac?«
»Ich nehme den Franzosen.«
»Okay.«
Wenig später prosteten wir uns zu. »Auf dass wir auch diesen Fall lösen«, sagte Jane.
»Wir packen es schon.«
Wirklich überzeugt war ich davon nicht. Es ist etwas anderes, ob man gegen Dämonen kämpft oder gegen unsichtbare Gegner.
»Du hast kein gutes Gefühl«, stellte Jane fest.
»Du denn?«
»Nein.« Sie schaute sich um. »Ich werde einfach den Eindruck nicht los, aus dem Unsichtbaren beobachtet zu werden.«
»Das glaube ich nicht. Diese Kira Simmons wird sich zurückgezogen haben.«
Jane verzog die Mundwinkel. »Auf die Insel?«
»Möglich ist alles...«
***
Wieder einmal mussten wir vor Sir James den Hut ziehen. Unser Chef hatte alles perfekt in die Wege geleitet. Der Flug bis Plymouth war kein Problem und auf dem Flughafen würde ein Hubschrauber für uns bereitstehen, der uns auf die Insel brachte, wo man uns erwartete.
Ins Büro brauchten wir nicht, wir erledigten alles telefonisch und konnten schon recht früh zum Flughafen fahren. Wir starteten von Croydon aus. Ein Dienstwagen war engagiert worden, der uns zum Ziel brachte. Das Erlebnis der vergangenen Nacht hatten wir nicht vergessen. Die Unsichtbare spukte auch weiterhin in unseren Köpfen herum, und so verhielt sich vor allen Dingen Jane Collins, die angespannt auf ihrem Sitz hockte, als würde sie jeden Moment einen Angriff erwarten.
Da wir recht zeitig unterwegs waren, gab es auch keine Probleme mit dem Verkehr. Als wir Croydon erreichten, hatten wir noch Zeit, einen Kaffee zu trinken, beziehungsweise einen Tee, den Suko zu sich nahm.
Die Maschine stand bereit. Wir stiegen zusammen mit einigen Geschäftsleuten ein, die allesamt graue Anzüge trugen und wirkten, als wollten sie zu einer Beerdigung gehen.
Ich hatte mir vorgenommen, die Augen zu schließen, denn der Rest der vergangenen Nacht war nicht
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