1735 - Handelszentrum Eastside
Timo Mulyan, der älteste und erfahrenste ihrer Schüler. „Verantwortung kommt jedoch weit davor."
„Und was bedeutet dies im Fall der Hamamesch?" wollte Stury wissen.
„Aufbruch bedeutet es. Daß wir hinfliegen zu diesem Basar und uns ein Bild von den Hamamesch und ihren Waren machen."
„Ein solches Bild birgt Gefahren in sich", warnte Alessa Gerino.
„Warum es in sich aufnehmen? Nichts stört mehr als fremde Bilder im Herzen."
„Jemand muß es tun. Ich habe meine Absicht den anderen Friedensstiftern bekundet, und sie sind einverstanden."
„Du willst allen Ernstes zu VORACHEM fliegen?"
„Die PRIONAS steht bereit. Die Besatzung erwartet, daß wir gegen Abend an Bord gehen, dort schlafen und kurz vor dem Morgengrauen aufbrechen. Möchte jemand verzichten und auf Lingora bleiben?"
Niemand meldete sich.
*
Im Bereich der Eihaut war wenig los. Warenmuster und Übersichtspläne interessierten niemanden. Ein paar Hamamesch vom dritten, vierten und fünften Händlergrad standen gelangweilt herum und saßen auf ihren sperrigen Sitzen. Sie bewachten die Eingänge zu den Kaufhallen. Ab und zu warfen sie sich Bemerkungen in ihrer Muttersprache zu, und Dilja Mowak lauschte aufmerksam dem Flüstern in ihrem Helm. Der Pikosyn übersetzte und ließ sie an dem teilhaben, was die Fremden bewegte.
Einige hatten um ihre Versetzung in einen anderen Basar der Milchstraße beantragt, doch Stivvak ließ sich nicht erweichen. Wenn er einen ziehen ließ, mußte er alle ziehen lassen. Dann verfügte der Basar nicht mehr über genügend Personal, und das wurde allem Anschein nach dringend gebraucht.
„Von den neu angekommenen Fremdschiffen wird vieles abhängen", mutmaßte ein Händler vierten Grades, erkennbar am rosa Emblem auf der linken Brustseite der grauen Kombination. „Darunter befinden sich zwei Schiffe aus der Galaxis Hangay."
Die Oxtornerin wurde hellhörig. Beim Anflug hatte sie keine Schiffe identifiziert, die sie Völkern Hangays wie den Hauri oder den Karaponiden und anderen Völkern der ehemaligen Kansahariyya zuordnen konnte. Es bedeutete, daß sie sich irgendwo in einem toten Winkel hinter dem Konglomerat aus zwölf überdimensionalen Eiern aufhalten mußten.
Vorsichtig bewegte sich Dilja weiter und verließ ihre Deckung hinter dem Informationsterminal. Wenige Zentimeter über dem Boden schwebte sie quer durch die Halle. Die Hamamesch starrten teilweise durch sie hindurch, ohne auch nur andeutungsweise zu ahnen, daß sie eine heimliche Zuhörerin hatten.
„Wesen mit der Bezeichnung Galactic Guardians verhandeln mit Stivvak", wußte ein Händler dritten Grades zu berichten. „Ihnen sind die Schiffe ohne Embleme zuzuordnen. Der Basarleiter sollte ein Verbot für emblemlose Schiffe verhängen."
Offensichtlich traute der Hamamesch nur Wesen mit einem Emblem.
Wenn es sich zudem auf der linken Brustseite befand, brachte er ihm vermutlich vorbehaltlose Zuneigung und grenzenloses Vertrauen entgegen.
„Dann wird es in VORACHEM noch langweiliger."
Dilja Mowak hielt an und wartete, ob die Hamamesch weitere Informationen austauschten. Sie hatte Pech. Schweigen senkte sich über den Eingang.
Die Oxtornerin passierte den Durchgang endgültig und lauschte nach einem irgendwie gearteten Alarm. Nichts geschah. Die Automaten, sofern es sie hier überhaupt gab, vermochten nicht, die Tarnung der Hanse-Spezialistin zu durchschauen.
Sie machte sich an die Durchsuchung der Kaufhallen. Slüram Tylüyit hatte sie eingehend über die Struktur des Basars mit seinen verschiedenen Schichten informiert. Demzufolge hatte sie die Schale und die Eihaut durchquert und befand sich jetzt im Eiweiß-Bereich. In einem einzigen Ei gab es vierzig verschiedene Etagen, sorgsam der inneren Struktur eines Eies angepaßt. Die Wände wölbten sich jeweils einem Ende des Bauwerks zu, und die Hallen besaßen eine langgezogene und gebogene Grundfläche. Wenn Dilja die Übersichtspläne richtig interpretiert hatte, gab es auf einer Etage rund dreißig solcher Hallen. Pro Ei also zwölfhundert.
Die Hamamesch trugen in der Tat der Information Rechnung, daß es sich bei den Blues um eine bedeutsame Population handelte. Allein auf Gatas lebten zirka zwanzig Milliarden, und ein Großteil der Industrie und auch des alltäglichen Lebens spielte sich in tiefen Anlagen unter der Oberfläche ab. Auf den Seen und Meeren des sehr wasserreichen Planeten schwammen riesige Städte, und unter den Ozeanen existierte eine ausgedehnte Wohn- und
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