1735 - Handelszentrum Eastside
Freizeitlandschaft. Lediglich die Gebirge mit den Geburts- und Eireife-Zentren sowie den Domänen zur Aufzucht des Nachwuchses blieben traditionell unberührt.
Dilja Mowak beschleunigte den SERUN und eilte durch die Kaufhallen. Sie hütete sich, die riesigen Regale, Körbe und Warenlager auch nur anzusehen. Nur zu gut wußte sie um die Gefährlichkeit dieser Dinge; sie hätte viel darum gegeben, endlich zu wissen, was dahintersteckte.
Eine Halle nahm ihre besondere Aufmerksamkeit in Anspruch. Hier gab es keine Waren im herkömmlichen Sinn, keine Teppiche, keine Freizeitgeräte, keine Gegenstände des täglichen Gebrauchs.
Überall standen Körbe, gefüllt mit Eiern. Sie waren in den Farben der Hamamesch-Embleme bemalt, mit ähnlichen Kodemustern, und erinnerten Dilja an bestimmte Gepflogenheiten, die sie auf Terra kennengelernt hatte.
Aber sie hielt vergeblich nach dem obligatorischen Osterhasen Ausschau.
Hier gab es nur Eier, und leise Stimmen aus den gewölbten Wänden und der Regenbogenfarbendecke flüsterten unentwegt ihren monotonen Text.
„In jedem dritten Ei - macht ein Ding dich frei."
Es war merkwürdig. Unbewußt starrte sie die Waren an und wunderte sich nach einiger Zeit, daß keines der Eier eine Anziehungskraft auf sie ausübte. Schließlich hielt sie an, trat an einen der Körbe und griff im Schutz ihres Deflektorfeldes hinein. Sie nahm eines der Eier und betrachtete es. Dabei lauschte sie aufmerksam nach innen. Da war nichts.
Weder Begeisterung noch irgendeine andere Form des Überschwangs ergriff sie.
Nacheinander fischte sie zehn Stück aus dem Korb und wog sie in der Hand. Sie schüttelte jedes und stellte fest, daß sich tatsächlich in jedem dritten Ei ein Gegenstand befand.
Plötzlich vernahm Dilja in ihrem Helmempfänger mehrere Stimmen.
Hamamesch unterhielten sich über die Meldung eines Eierkorbs. Jemand hatte nacheinander zehn Eier herausgenommen und neun wieder zurückgelegt. Die Messung erfolgte offensichtlich aufgrund des jeweils lokalen Gewichtsverlusts im Korb. Da sich keine Besucher in diesem Teil des Basars aufhielten, merkten die beiden Händler den Korb zur Routineinspektion vor.
Die Oxtornerin suchte nach einem Öffnungsmechanismus. Er funktionierte denkbar einfach: Die Eier bestanden aus zwei Hälften und ließen sich in der Mitte trennen. Der Inhalt kam zum Vorschein, die Skulptur eines Hamamesch, halb durchsichtig und in dunklem Rot.
Vorsichtig betastete Dilja Mowak die Figur. Das Material war ihr unbekannt. Es ähnelte terranischem Smaragd, besaß jedoch deutlich sichtbare Trübungen. Feine Kanten entlang des Körpers deuteten darauf hin, daß es sich um eine Art Kunststoffguß handelte.
Sie verpackte die Figur wieder und legte das Ei in den Korb zurück.
Diesmal kommentierte niemand im großen Basar die Meldung des Korbes. Die Hamamesch hatten offensichtlich alles andere zu tun, als sich um etwas zu kümmern, was nicht der Wirklichkeit entsprechen konnte.
Dilja setzte ihren Weg durch das Basarsegment fort. Ab und zu traf sie auf versperrte Übergänge in ein benachbartes Ei. Einmal erblickte sie in der Ferne einen Container, der durch einen breiten Schacht in Richtung Zentrum glitt. Hamamesch begleiteten ihn, aber Dilja entdeckte auch zwei Springer und gut ein Dutzend Roboter, die nie und nimmer zu den Typen gehörten, die man bereits in Magellan als Hamamesch-Roboter identifiziert hatte.
Eine Weile überlegte die Hanse-Spezialistin, wem sie die Maschinen zuordnen sollte. Schließlich fiel es ihr auf, wo es diese Typen gab, die im waagrechten Flug gekrümmten Schlangen glichen.
Die gefiederte Schlange zählte zu einem der Hinweise auf die einst zerschlagene Blaue Legion. Die Eigentümer dieser Roboter also waren Akonen.
Dilja wußte nicht, welche Art Sicherung die Hamamesch den Durchgangssperren verpaßt hatten. Sie wich aus und suchte sich einen anderen Weg.
Die Oxtornerin drang tiefer in den Komplex aus Hallen und Verbindungskorridoren vor. Sie wechselte mehrmals die Etage und erreichte nach einer knappen Stunde den Übergang in den Bereich, den sie als Eidotter charakterisieren konnte.
Übergangslos endeten die Kaufhallen. Breite und hohe Korridore wiesen eine Unzahl an Schleif spuren auf, Zeichen dafür, daß es sich um Transportwege handelte. Dilja folgte ihnen und prüfte die Tore, die links und rechts aufragten. Sie besaßen einen Kode-Mechanismus, der den Mustern auf den Kombinationen der Hamamesch ähnelten. Für den Pikosyn stellte es kein
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