1735 - Haus der Verfluchten
weiter.
Dann meldete sich mein Handy.
»Geh nicht ran!«, sagte Bill.
Ich befolgte seinen Rat nicht, meldete mich und war froh, es getan zu haben, denn ich hörte Johnny Conollys Stimme, die gedämpft klang.
»Ist alles okay bei euch?«
»Ja.«
Bill wollte wissen, wer der Anrufer war.
»Dein Sohn«, flüsterte ich und legte dann einen Finger auf die Lippen.
Bill sah aus wie jemand, der eine Frage stellen wollte, behielt sie für sich und schwieg.
»Weshalb hast du angerufen, Johnny?«
Johnny sprach schnell und leise. »Erst mal stehe ich hier am Zaun mit Benny.«
»Und weiter?« Vorwürfe, dass sie ihren Platz verlassen hatten, machte ich ihm nicht.
»Da kommen welche.«
»Bitte?«
»Ja, Besucher.«
»Und wer?«
»Die haben wir nicht gesehen, nur gespürt. Aber ich glaube wirklich daran.«
Etwas kroch über meinen Rücken hinweg. Ich dachte daran, was uns Gary Ross gesagt hatte. Dass die Verfluchten unterwegs waren, um ihn zu holen. Und jetzt rief Johnny Conolly an und sprach von Gestalten, die unterwegs, aber nicht sichtbar waren.
Das musste er mir erklären, was er auch versuchte. Er hatte deutlich das Fremde gespürt, das sich Benny und ihm genähert hatte. Das ihm Angst gemacht hatte, obwohl sie nicht angegriffen worden waren.
»Ich denke mir, John, dass sie zum Haus wollen, wo ihr seid. Sicher wollen sie zu Mister Ross.«
»Das kann gut sein, denn er hat ähnlich reagiert.«
»Wie denn?«
»Er hat sie gespürt.«
»Dann sind sie vielleicht schon da. Ich hörte auch ihre Stimmen, sie wollen ihn holen.«
Das war mir neu. »Ach, die Stimmen kann man hören?«
»Ja.«
»Danke für die Warnung, Johnny.« Ich sah Bill an, der mitgehört hatte. Er sah aus, als wollte er mit seinem Sohn sprechen, ließ es dann aber bleiben. So redete ich in seinem Sinne.
»Bitte, Johnny, bleibt, wo ihr seid.«
»Ja, John.«
»Gut. Dann hören wir wieder voneinander.« Als ich das Handy wegsteckte, hörte ich Bills Kommentar.
»Da kommt was auf uns zu, John. Unsichtbare.« Er schüttelte den Kopf. »Was soll das denn wieder bedeuten?«
»Es sind die Verfluchten.«
»Das weiß ich auch. Aber warum sind sie unsichtbar?«
Auf diese Frage konnte ich ihm keine Antwort geben. Aber Gary Ross musste es können. Er stand noch immer wie eine Statue vor dem Fenster und schaute hinaus. Ich näherte mich ihm leise und schaute ihn von der Seite an.
Er sagte nichts. Er ignorierte mich auch. Sein Blick blieb weiterhin starr nach vorn gerichtet. Es war kaum zu hören, dass er atmete.
»Wo sind sie?«, fragte ich. »Wo befinden sich die Verfluchten? Sind sie zu sehen?«
»Nein, ich spüre sie nur.« Plötzlich zitterte er. »Sie kommen, um mich in ihren Kreis aufzunehmen.«
»Und dann?«
»Gehöre ich zu ihnen.«
Die Antwort konnte mich nicht zufriedenstellen.
In diesem Fall traten wir auf der Stelle, und das ärgerte mich.
Durch meinen Kopf wirbelten viele Gedanken. Ich überlegte, ob ich Bill nach vorn schicken sollte, um dort Ausschau zu halten. Nein, das war Unsinn. Ob sich die Unsichtbaren von vorn oder von der Rückseite her näherten, wir würden sie trotzdem nicht zu Gesicht bekommen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten.
Keiner von uns kannte deren Anzahl. Wir mussten nur davon ausgehen, dass es Verfluchte waren, die sich möglicherweise auf zwei Ebenen bewegten. Auf der unsichtbaren und der sichtbaren. In diesem Fall hielt ich alles für möglich.
Noch waren sie nicht da. Noch hatten wir nichts von dem erlebt, was Johnny mir am Handy gesagt hatte.
Sekunden später änderte sich alles. Zwar spürten oder hörten wir sie nicht, sie waren aber trotzdem da, und das Wissen verdankte ich meinem Kreuz.
Urplötzlich erwärmte es sich!
Und da wusste ich, dass es losging...
***
Ich war nicht der Einzige, der die anderen bemerkt hatte. Auch Gary Ross war es offenbar aufgefallen. Er stand noch immer am Fenster, doch er schaute nicht mehr nach vorn, sondern drehte sich mit einer scharfen Bewegung um.
Bill und ich schauten in sein Gesicht. Zum Glück reichte das Licht aus, um es gut zu erkennen. Es hatte sich verändert. Die Starre war zwar nicht völlig verschwunden, aber seine Augen hatten einen anderen Ausdruck angenommen.
Sie funkelten voller Erwartung. Jetzt hörten wir ihn auch wieder atmen. Er nickte uns sogar zu und flüsterte: »Sie sind da! Ja, sie haben uns erreicht.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich kann es spüren. Sie sind nah.«
»Und wo?«
»Hier sind sie.«
Das reichte mir
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