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1735 - Haus der Verfluchten

1735 - Haus der Verfluchten

Titel: 1735 - Haus der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich herum entstand ein Bild. Was als Geist hier eingedrungen war, hatte seine Unsichtbarkeit verloren. Etwas entstand um mich herum. Nebelhaft rahmten mich die Fratzen ein. Sie erschienen, tauchten dann wieder weg, waren erneut in meiner Nähe. Sie sahen irgendwie menschlich aus, auch wenn die Gesichter bis ins Groteske verzogen waren. Man konnte davon ausgehen, dass sie entstanden waren, um Menschen Angst einzujagen.
    Sie wollten ein Opfer. Sie hatten sich Gary Ross ausgesucht, der zu Boden gefallen war. Ich sah ihn vor meinen Füßen liegen. Er wand sich, er sprach sprudelnd und hielt die Arme nach vorn gestreckt, als wollte er nach den Gestalten greifen.
    Dann waren sie weg.
    So plötzlich, wie sie sichtbar geworden waren, hatten sie sich wieder zurückgezogen. Ich sah nichts mehr von ihnen, auch nicht, als ich mich um die eigene Achse drehte.
    »He, das war ein Ding!«, hörte ich Bill Conolly murmeln.
    »Hast du sie auch gesehen?«
    »Schwach, aber sie waren da.«
    Ich wollte noch etwas hinzufügen. Vom Boden her hörte ich ein leises Stöhnen. Mein Blick fiel nach unten und ich sah Gary Ross am Boden liegen. Er hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen und berührte dabei auch seine Lippen. Deshalb klang das Stöhnen abgeschwächt.
    Ich beugte mich über ihn. »Kommen Sie wieder hoch. Es ist vorbei. Sie müssen sich nicht mehr fürchten.«
    Ich musste meine Bitte zweimal wiederholen, erst dann reagierte er.
    Der Mann richtete sich auf. Er blieb zunächst sitzen und drehte den Kopf, weil er sich davon überzeugen wollte, ob ich recht hatte.
    Bill ließ ihn in Ruhe. Er schaute sich um und sah ein leeres Zimmer. Es gab weder sichtbare noch unsichtbaren Gestalten.
    Ich reichte dem Mann die Hand. »Kommen Sie hoch.«
    Als er schließlich stand, ging er sofort bis zu einem Sessel, auf den er sich niederließ. Dabei schaute er ins Leere und vermied es, einen Blick auf die Leiche zu werfen.
    Wenn mir einer Auskunft geben konnte, dann war es dieser Mann. Wir hatten zwar so etwas wie einen Angriff erlebt, doch das brachte uns nicht weiter. Wir wollten mehr wissen.
    »Jetzt sind Sie an der Reihe, Mister Ross«, sprach ich ihn an und bückte mich. »Nur Sie können uns aufklären. Was genau wird hier gespielt? Reden Sie!«
    Er hob den Blick. Sein Zittern war nicht zu übersehen. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt und gab dann mit kratziger Stimme die erste Antwort.
    »Ich bin verflucht!«
    Ich nickte. »Ja, das wissen wir. Aber wie ist das möglich? Es muss einen Grund geben. Man wird nicht so einfach verflucht und basta. Was war los?«
    »Ich war bei ihnen.«
    »Gut. Und wo?«
    Er schüttelte den Kopf und senkte den Blick. Ein Zeichen, dass er nicht mehr sprechen wollte.
    Bill stellte sich an meine Seite. »Verdammt noch mal, Sie müssen reden. Was hat man mit Ihnen gemacht? Wozu hat man Sie gemacht? Zu einem Mörder. Ja, Sie sind ein Mörder. Sie haben Ihre Frau getötet, und ich denke mir, dass Sie auch von Ihrem Sohn nicht haltmachen würden.«
    Ross hatte die Anklage gehört und hob den Kopf, um dem Reporter in die Augen zu schauen. Er wiederholte, dass er verflucht war und dazu auch stand.
    »Ich komme nicht mehr weg. Ich weiß das. Ich gehöre zu ihnen und werde bald ganz zu ihnen gehören.«
    »Frag weiter!«, flüsterte Bill mir zu. »Ich habe heute nicht die nötigen Nerven.«
    »Okay. Wer hat Sie verflucht, Mister Ross? Und wo ist das geschehen?«
    »Nicht hier.«
    »Das kann ich mir denken. Wo dann?«
    »Sie haben ein Haus. Sie sind dort. Dort fühlen sie sich wohl. Man sieht sie nicht, aber sie sind da. Es ist das Haus der Verfluchten, und dort bin ich gewesen.«
    Haus der Verfluchten? Das war mir neu. Wie auch Bill Conolly, denn er zuckte mit den Schultern.
    »Wo steht es?«
    Gary Ross runzelte die Stirn. »Es liegt einsam, aber nicht weit von hier.«
    »Genauer.«
    »In einem Wald.«
    »Und Sie kennen den Weg?«
    »Ja.«
    »Läuft besser, als ich dachte«, meinte Bill.
    Der Meinung war ich auch. Manchmal muss man eben Glück haben, und diese Spur würden wir nicht mehr aus den Augen lassen, sondern ihr bis zu ihrem Ende folgen.
    Dass er ein Mörder war, wussten wir. Normalerweise hätten wir ihn den Kollegen übergeben müssen, das aber wollten wir nicht sofort, denn wenn uns jemand zum Ziel führen konnte, dann war er es.
    »Es gibt also ein Haus«, fasste ich zusammen.
    »Ja, ja...«
    »Und es liegt nicht weit von hier.«
    Er nickte.
    »Dann können wir hinfahren.«
    Diesmal gab er noch keine

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