174 - Die Katastrophe von Basajaun
abwehren zu können. Er streckte ihn nieder. Coco hatte jetzt alle Mühe, den schweren Mann auszukleiden und ins Bett zu legen. Jetzt mußte sie Czersky doch die Stiefel ausziehen.
Sie wuchtete ihn ins Bett. Czersky stöhnte dumpf und fing dann übergangslos an zu schnarchen. Er würde vor dem Morgengrauen nicht wieder aufwachen und stellte für Coco vorerst keine Gefahr mehr dar.
Coco atmete erleichtert auf. Bis dahin hatte sie ihre Hexenkräfte zurück. Sie stellte die Flamme der Öllampe klein und zog sich bis auf die fremdartige Unterwäsche aus.
Weil es nur ein Bett gab und sie nicht auf dem Boden schlafen wollte, legte sich Coco neben Czersky. Ihn wollte sie auch nicht aus dem Bett werfen, er wäre sonst noch zu früh aufgewacht. Nach einer Weile war auch Coco eingeschlafen. So verlief die Nacht, von der sich Czersky soviel erwartet hatte.
Gegenwart, Basajaun, Andorra:
Die Burg Basajaun bestand nur noch aus dem Hauptgebäude mit einem u-förmigen Grundriß. Die Vorderfront war 80 Meter lang, die Seitentrakte kürzer. In der Mitte des Innenhofs stand der vierkantige, wuchtige Burgfried, der Torre del Homenaje, und überragte das Hauptgebäude. Es gab Türmchen und Zinnen. Die wuchtigen runden Ecktürme hatten Wendeltreppen, und durch die Ecktürme wie durch den Burgfried konnte man die unterirdischen Gewölbe erreichen, die ein wahres Labyrinth bildeten.
Die Burg der Quintanos, auch Castillo Basajaun genannt, war um 1550 erbaut und 1768 von den blutrünstigen Inquisitoren der Familie Quintano übernommen worden. Den letzten Quintano, Isidor, hatte Dorian Hunter als entmenschten Hexenjäger und Folgerknecht töten müssen. Bei einem Anschlag auf Dorian war Quintano in eine Fallgrube gestürzt und zerquetscht worden.
Einige Gebäude und die Ringmauer, die die Burg einst umgeben hatte, waren zerfallen. Den Rest hatte man erhalten, und er war nach der Übernahme durch das Dämonenkiller-Team restauriert und modernisiert worden. Trotzdem war Castillo Basajaun kein lauschiger Ort geworden. Im Gegenteil. Durch die zahlreichen in Stein gemeißelten und gemalten Darstellungen von Dämonen und Fabelwesen und durch ihre Geschichte hatte die Burg eine unheimliche Atmosphäre. Hier glaubte man noch, den Nachhall der Schreie der hier Gemordeten zu hören. Empfindliche Gemüter hatten hier seit jeher ein Gruseln verspürt.
Obwohl Arbeits- und Forschungsräume, Labors, ein Vortrags- und Diskussionsraum eingerichtet waren und die modernste Technik ihren Einzug gehalten hatte, war das alte, düstere Gepräge der Burg noch immer erhalten. In den Gewölben befand sich ein Tempel der Magischen Bruderschaft und eine Krypta mit 449 Urnen in den Wandnischen.
Sie enthielten die Asche der von den Quintanos in zwei Jahrhunderten auf dem Scheiterhaufen verbrannten Hexen und Hexer. An sämtlichen Zugängen, auch den geheimen und unterirdischen, waren Dämonenbanner angebracht, magische oder geweihte Gegenstände, die eine starke Kraft gegen Dämonen abstrahlten und die bisher sämtlichen Heerscharen der Finsternis das Eindringen verwehrt hatten.
Jetzt war die Hölle los in der Festung. Die sieben Männer und die beiden Frauen rannten in die Zentrale im ersten Stock. Doch plötzlich erlosch das Licht. Castillo Basajaun verfügte über einen eigenen Haupt- und außerdem einen Notgenerator. Dennoch blieb es dunkel.
Gebrüll und schaurige Laute gellten durch die Gänge. Doch Abi Flindt und Yoshi Hojo wußten sich zu helfen. An verschiedenen Stellen steckten Fackeln in den eisernen Haltern an den Wänden. Die beiden ergriffen sie sofort und entzündeten sie.
Jaqueline Bonnet lief am Schluß durch den langen Korridor mit der Ahnengalerie der de Alicantes auf der einen und der der Quintanos auf der anderen Seite. Man eilte nach links zum Seitentrakt mit der Zentrale und den Büros. Die dunkelblonde, zweiunddreißigjährige Jaqueline Bonnet wollte gerade um die Ecke, als das Gemälde des ersten de Alicante zum Leben erwachte.
Eine Geisterfratze, schwach ähnlich dem Ahnherrn, schob sich aus dem Bild, und Skeletthände packten Jaqueline mit eisigem Griff, schnitten ihren Schrei ab und würgten sie.
Verzweifelt hielt Jaqueline ein silbernes Kreuz dagegen. Es nutzte nichts.
Schon wollten ihr die Sinne schwinden.
Das Kreuz fiel zu Boden. Auch andere Bilder zeigten gespenstisches Leben. Die Haushälterin wäre verloren gewesen, wenn nicht der Exmatrose Schauper, der sich ebenfalls eine Fackel besorgt hatte, einer Eingebung folgend noch
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