174 - Die Katastrophe von Basajaun
wie er wollte, nichts rührte sich.
Nicht mal ein Lämpchen flammte auf.
Flindt murmelte einen Fluch. Dann versuchte er sein Glück mit dem Landrover. Doch das Auto reagierte genausowenig wie ein seit zwanzig Jahren auf dem Schrottplatz stehendes Wrack. Niedergeschlagen verließ Flindt die Garage.
„Sohn des Bösen!" Vater Arias stand in einiger Entfernung im Mond- und Sternenlicht. Das nächste Feuer lag hinter ihm. Schattenhafte Wolfsgestalten duckten sich in seiner Nähe.
„Weiche in den Abgrund, aus dem du stammst!"
Arias' Stimme dröhnte. Flindt konnte sie verstehen, hätte aber nicht angeben können, in welcher Sprache Arias redete. Der Mönch hob einen Stein auf und warf ihn mit überraschender Kraft nach Flindt.
Der Stein krachte gegen Flindts Helm und ließ ihn wanken. Das Blut sickerte Flindt übers Gesicht. Er hob die Pistole, eine schwere Colt Government, 45er Kaliber.
„Dir werd' ich es geben!" knirschte Flindt.
Doch Arias sprang mit einer für seine Körperfülle überraschenden Schnelligkeit und Gewandtheit in Deckung. Zwei, drei Wölfe mit rotglühenden Augen rasten auf Flindt zu. Die Colt Government krachte, und zwei der Bestien überschlugen sich jaulend, von Silberkugeln getroffen, die ihr dämonisches Leben auslöschten. Der dritte Wolf floh mit eingekniffener Rute.
Bauern rannten herbei, und Abi Flindt zog sich mit schußbereiter Pistole zurück. Er grinste böse. Da zischte und fauchte es aus dem Tympanon. Flindt schoß zwei Kugeln hinein, ohne eine größere Wirkung zu erzielen. Er wollte durchs Burgtor springen, hinter dem Schauper und Kramer mit bleichen Gesichtern warteten.
Da erwachte der zwanzig Pfund schwere Türklopfer in Form eines Drachen jäh zum Leben und schnappte nach Flindt. Der Drache verschluckte Flindts linken Arm samt Stachelband und Faustring. Flindt verlor die Pistole und drosch wie ein Besessener mit der Rechten auf den Drachen ein. Die versilberten Stacheln am Armband und die Zacken an Flindts Kampfhelm trafen den Drachenkopf.
Doch da kam das ganze Tympanon mit allen eingemeißelten Dämonen und Unwesen herunter.
Gegenwart, Hof der dlfar, Island, 60 km von Reykjavik:
Dorian wachte an Ungas Bett. Der Cro Magnon war ohne Bewußtsein, und langsam verstrich die Nacht. Zwischen Wachen und Traum erinnerte sich Dorian an sein sechstes Leben zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, der für ganz Europa verheerende Wirkungen gezeigt hatte. In seinem sechsten Leben war Dorian 1610 geboren. Er erinnerte sich.
Vergangenheit, 1626 - Ende 1628, in Europa, Matthias Troger:
„Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg, deine Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer flieg…"
Ich ritt durch das verwüstete Dorf in der Pommerschen Seenplatte. Max Streydtlitz und Janusz Korfa begleiteten mich. Sie gehörten zu meinem Regiment. Wir gehörten zu Wallensteins Armee und waren am Requirieren, eine Tätigkeit, die ich nicht schätzte, die aber sein mußte. Ich kannte sie alle, die großen Herren, zumindest beim Namen, denn ein achtzehnjähriger Landsknecht wie ich stand natürlich rangmäßig weit unter den hohen Herren, deren Schlachtrosse ganz Europa zertrampelten. Ich wußte mittlerweile, daß ich mit vollem Namen Matthias Troger von Mummelsee hieß und von adliger Geburt war.
Ich wußte auch, daß es ein Schloß Mummelsee am gleichnamigen Gewässer an der Hornisgrinde im Schwarzwald gab, war aber bisher noch nicht dorthin gekommen.
Ich schaute auf die zerlumpten Kinder. Es war Spätherbst, naßkalt und stürmisch. Trotzdem gingen drei der sieben Kinder noch barfuß. Ihre zerlumpten, oftmals geflickten Kleidungsstücke wiesen auf schlimme Armut hin. Wir schrieben das Jahr 1628 - Anno Domini, doch manche vertraten die Ansicht, es solle besser Anno Diaboli heißen.
„Hier ist nichts zu holen", sagte ich zu den zwei Gefährten.
Sie kannten mich nur als Matthias Troger. Bei den derben Landsknechten wäre ich ausgelacht worden, hätte ich auf meinen Adel gepocht, über den ich schließlich selbst noch nichts Genaues wußte. Ich war noch ein Stück gewachsen, seit ich als magerer Sechzehnjähriger den Tod meiner Ziehmutter Bethela, der Zigeunerin, Ludomils Ende und den unglaublich traurigen Tod meiner geliebten Libussa erlebt hatte.
Damals war ich an Körper und Seele hart geworden. Mittlerweile maß ich gut 1,80m und hatte blonde, mittellange Haare und hellblaue Augen. Ich war kräftig und durchtrainiert und sprach sieben Sprachen fließend und konnte
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