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174 - Die Katastrophe von Basajaun

174 - Die Katastrophe von Basajaun

Titel: 174 - Die Katastrophe von Basajaun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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entgegnete Coco. „Ich bin doch nicht wahnsinnig. Hier bin ich in Sicherheit und muß nur mit Czersky und euch fertig werden. Draußen wäre ich Freiwild für alle Landsknechte."
    „Du weigerst dich? Auf sie, Luisa! Die Hure will sich nur bei Anton einschmeicheln und uns verdrängen. Die Sorte kenne ich!"
    Coco wich zurück. In dem geräumigen Zelt des Hauptmanns gab es einen gemauerten Herd, bei dem ein Bratspieß auf dem Schemel lag. Coco ergriff den Bratspieß, schlug Barbara auf die Hand, daß sie das Messer fallen ließ, und bedrohte Luisa mit dem Bratspieß.
    „Legt euch besser nicht mit mir an!" sagte Coco. „Jetzt will ich ein Kleid, oder ich werde ernsthaft böse. Ich habe mich nicht darum gerissen, hier im Zelt des Hauptmanns zu landen."
    „Bist du da sicher?" fragte Luisa.
    „Ganz sicher. Aber da ich nun einmal hier bin, müssen wir alle aus der Situation das Beste machen, finde ich. Wenn ihr euch nicht benehmt, werdet ihr mich kennenlernen - und den Hauptmann auch, wenn er es erfährt."
    Das warnte Luisa und Barbara. Anton von Czersky, ein böhmischer Freiherr, hatte eine lockere Hand. Er wollte Ruhe bei seinen Kebsen im Zelt, wie er sich ausdrückte, und wenn es Ärger gab, verteilte er Ohrfeigen und mehr. Barbara und Luisa schwenkten um.
    „Wir haben dich falsch eingeschätzt", sagte Barbara. „Wir hielten dich für eine eingebildete Gans, doch wir sehen jetzt, daß du ein Frauenzimmer mit dem Herz auf dem rechten Fleck bist. Nimm uns unser Verhalten nicht übel."
    Die beiden ließen Coco bereitwillig unter ihrer Garderobe auswählen, holten Wein und sorgten dafür, daß Coco im Zelt ein Bad nehmen konnte. Barbara wollte ihr sogar den Rücken schrubben und sie massieren.
    „Ich bin nämlich Bademagd in Augsburg gewesen", sagte sie kichernd. „Sogar der reiche Pieter Fugger hat meine Dienste mitunter in Anspruch genommen. Er ist allerdings ein schlimmer Knauser und auch als Mann nicht mehr gut beisammen."
    Das warme Badewasser entspannte Coco. Ganz traute sie Luisa und Barbara zwar nicht, aber fürs erste schien doch ein Waffenstillstand hergestellt zu sein. Die beiden Frauen - Barbara war 19, Luisa 23 Jahre - plauderten unbefangen und fröhlich mit Coco. Ihre Stimmung ihr gegenüber war rasch umgeschlagen.
    Sie lobten neidlos Cocos Schönheit.
    „Wenn ich einen Busen wie du hätte, wäre ich heute Frau Fugger", sagte Barbara. Die Fugger waren die Superreichen ihrer Zeit. Sie beliehen sogar Kaiser und Könige und verdienten auch am Dreißigjährigen Krieg. Es hieß, daß Wallenstein ohne die Fugger kein Feldherr und Ferdinand II nicht auf dem Thron gewesen wäre. „Ich habe aber schönere Beine als du."
    Das fand Coco nun nicht. Nachdem sie gebadet hatte, bei der Massage durch Barbaras kundige, feste Hände, fühlte sich Coco äußerlich wie innerlich gestärkt und war ruhiger.
    Sie hatte den schlimmen Schock überwunden, vom 20. ins frühe 17. Jahrhundert verschlagen zu sein.
    Ein Abgrund an Zeit klaffte zwischen ihr und denen, die sie im 20. Jahrhundert liebte. Coco hatte schon früher Zeitreisen unternommen, doch immer im Bund mit Merlin. Man brauchte ein Armband, das Merlin hergestellt hatte, und mußte die richtige Formel kennen und sich auf die betreffende Zeit konzentrieren. Nur so gelang es, durch die Zeitschächte zum gewünschten Zeitpunkt und auch wieder zurück zu gelangen.
    Jemanden, den ein Zeitschacht ohne die nötigen Mittel verschlang, den Prozeß zu steuern, schleuderte er sonstwohin. Coco begriff allmählich, wie sie an den Bodensee gelangt war und in die Vergangenheit.
    Das unzuverlässige Magnetfeld hatte sie bei der Reise von Dorian und den Kindern getrennt und - noch in der ursprünglichen Zeit im 20. Jahrhundert - an den Bodensee geschleudert, wo sie im Zeitschacht oder in dessen unmittelbarer Nähe gelandet war. Der Zeitschacht hatte sie eingesogen. Von dem Prozeß bemerkte Coco überhaupt nichts, da sie entmaterialisiert war.
    Sie landete dann im Jahr 1629, und es war Zufall, daß es ziemlich zur gleichen Jahreszeit geschah, wie zum Zeitpunkt des Zeitsprungs im 20. Jahrhundert. Und solange Coco im 17. Jahrhundert war, war das ihre Gegenwart mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.
    Wenn jemand sie im Jahr 1629 tötete, war und blieb sie tot. Sie konnte auch Verletzungen erleiden und war sämtlichen Gefahren, Mühen und Beschwerden ausgesetzt wie jeder andere Mensch. dieser Zeit auch. Am schlimmsten aber war, daß Coco diesmal kein Merlin-Armband bei sich hatte.

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