1741 - Die Shanghai-Falle
den Volvo und baute sich an der Fahrerseite auf. Eine Schusswaffe besaß sie nicht, aber man durfte sie nicht unterschätzen. Suko hatte sie in einige Kampftechniken eingeweiht.
Als er sah, dass Shao ihre Position eingenommen hatte, wandte er sich an Todd.
»Jetzt du!«
Todd grinste.
Diese Regung gefiel Suko nicht. Er schien noch einen Trumpf in der Hinterhand zu haben. Aber er gehorchte und schob sich aus dem Fahrzeug.
Suko stieg ebenfalls aus. Allerdings an seiner Seite. Und er war recht schnell, denn er wollte Todd weiterhin vor der Mündung haben. Er stand auf der Stelle, und nichts wies darauf hin, dass er etwas unternehmen wollte.
Trotzdem war Suko auf der Hut, als er näher auf ihn zuging und ihm dabei etwas auffiel.
Es hielten sich nur wenige Menschen in dieser Umgebung auf, doch diejenigen, die hier waren, wirkten nicht eben entspannt. Sie schauten aus einer gewissen Distanz zu, und manche standen so, als wollten sie in der nächsten Sekunde die Flucht ergreifen.
Sie schienen Angst vor diesem Mann zu haben, was Suko ihnen nicht verdenken konnte.
Todd tat nichts. Er wartete auf weitere Anordnungen, die er dann auch bekam.
»Wir gehen in den Bau. Das hattest du doch so geplant – oder?«
Todd nickte nur und ging vor.
Shao und Suko blieben hinter ihm. Die Mündung der Waffe zeigte auf Todds Rücken, was den Zuschauern egal war. Niemand stellte Fragen oder wollte Todd helfen.
»Hast du eine Vorstellung davon, was passieren könnte?«, flüsterte Shao.
»Nein, aber ich denke, dass wir so etwas wie ein Zentrum erreicht haben.«
»Hoffentlich.« Shao stieß hart den Atem aus. »Noch immer wissen wir nicht, worum es hier eigentlich geht.«
»Keine Sorge, das wird noch.«
Es gab auch einen Eingang. Eine recht große Holztür, die schon ziemlich ramponiert aussah.
Todd stand vor ihnen. Ihre Blicke waren auf die Muskelpakete seiner Schultern und Arme gerichtet. Dieser Mann durfte auf keinen Fall unterschätzt werden.
»Öffnen!«, befahl Suko.
Shao hatte sich umgedreht. Sie wollte die Umgebung im Auge behalten, denn die Menschen hier waren ihr nicht normal vorgekommen. Sie erinnerten sie mehr an Gestalten, die sich zurückhaltend verhielten, weil sie unter einer starken Angst litten.
Verschlossen war die Tür nicht. Es musste nur kräftig an ihr gezogen werden, dann bewegte sie sich, und die Angeln gaben ächzend klingende Geräusche von sich.
Drei Augenpaare starrten in die Baracke hinein und zugleich in ein Halbdunkel. Im Innern brannte kein Licht. Dass es nicht finster war, lag an den lukenartigen Fenstern, durch die das Tageslicht drang.
Todd musste nicht erst angesprochen werden. Er wusste genau, was man von ihm verlangte, und setzte den ersten Schritt über die Schwelle. Der Bau schien ihn zu schlucken, was auch wenig später bei Shao und Suko der Fall war.
Ein fremder Geruch erreichte sie. Oder war es schon ein Gestank? Jedenfalls etwas Unangenehmes, was den beiden sofort auffiel.
Shao fragte sofort: »Wonach riecht es hier eigentlich?«
»Ich habe keine Ahnung. Irgendwie alt.«
»Verwesung?«
»Kann auch sein.«
Es wäre besser für beide gewesen, wenn sie etwas mehr hätten erkennen können, aber das Halbdunkel sorgte für Schatten, die an verschiedenen Stellen sehr kompakt auftraten. Und doch sahen sie am anderen Ende des Baus einen helleren Umriss, der sich in der Wand abzeichnete.
»Eine zweite Tür«, murmelte Shao.
»Klar. Dahinter muss das Wasser liegen.«
Todd war stehen geblieben. Er hielt seine Arme gesenkt und machte im Moment einen friedlichen Eindruck. Suko fragte ihn: »Wohin führt die zweite Tür?«
Der Mann antwortete, ohne sich umzudrehen. »Dahinter liegt das Wasser.«
»Gut, und weiter?«
»Der Liegeplatz.«
Das konnte einiges bedeuten. Suko bat seine Partnerin, zu warten. Er selbst stieß Todd die Mündung in den Nacken und befahl ihm, auch die andere Tür zu öffnen.
Der Mann widersetzte sich nicht, beide Männer gingen über den schmutzigen Steinboden weiter und hatten den zweiten Ausgang innerhalb kurzer Zeit erreicht.
Todd zog sie auf.
Sofort hüllte die Helligkeit des Tages die beiden Männer ein. Sie hatten freie Sicht, und Suko zuckte etwas zurück, als er den mächtigen Schatten unmittelbar vor sich wahrnahm.
Etwas vom Ufer entfernt und am Ende eines Stegs dümpelte eine Dschunke auf dem flachen Wasser. Ob das Schiff alt oder neu war, sahen sie nicht, jedenfalls war es dunkel, und man hatte auch kein Segel gesetzt.
Suko drehte den Kopf zur
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