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1741 - Die Shanghai-Falle

1741 - Die Shanghai-Falle

Titel: 1741 - Die Shanghai-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seite, um einen besseren Blick zu haben. Er entdeckte nichts, was ihm gefährlich vorgekommen wäre. Das Wasser sah dunkel aus. Da kaum Wind herrschte, bewegte sich die Oberfläche so gut wie nicht.
    Wer die Dschunke entern wollte, der musste ein Fallreep benutzen, das wie eine Treppe aussah. Dicke Taue hielten das Schiff am Ufer fest.
    »Bist du zufrieden?«, fragte Todd.
    »Auf keinen Fall.«
    »Mehr kann ich nicht für dich tun.«
    »Doch.«
    »Und was?«
    »Du kannst mir sagen, warum du meine Partnerin und mich töten wolltest.«
    »Es war mein Auftrag.«
    »Das reicht mir nicht. Wer hat dir den Befehl gegeben? Das muss doch jemand gewesen sein, der...« Suko hielt inne, denn er sah, dass sich an Bord der Dschunke jemand bewegte. Sie lag zwar in seiner Nähe, aber nicht so nah, dass er Einzelheiten erkannte. Er sah nur, dass es ein Mensch war, aber der zeigte sich nicht am Schanzkleid und er traf auch keine Anstalten, das Schiff zu verlassen.
    Todd zeigte sich angespannt, als Suko von ihm wissen wollte, wer sich da an Bord aufhielt.
    »Ich weiß es nicht.«
    Suko glaubte ihm nicht. Er ging seinem Gefühl nach, und das sagte ihm, dass diese so nahe am Ufer liegende Dschunke etwas mit seinem Fall zu tun hatte.
    Er schaute noch mal nach, aber es war an Bord nichts mehr zu sehen. Es war logisch, dass er darüber nachdachte, sich auf dem Schiff umzusehen. Es zu entern wäre kein Problem gewesen, doch zuvor wollte er Informationen haben.
    »Wem gehört dieses Schiff?«
    »Weiß ich nicht.«
    Suko knurrte: »Du hast uns nicht grundlos hierher bringen lassen. Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass diese Dschunke so etwas wie ein Treffpunkt ist.«
    »Ich kann nichts sagen.«
    Du willst nichts sagen, dachte Suko. Je länger er nachdachte, umso mehr verstärkte sich der Verdacht, dass dieses Schiff der Dreh- und Angelpunkt war. Allein würde er nicht an Bord gehen. Er wollte Todd mitnehmen. Shao wollte er zurücklassen, und er hatte auch vor, sich nur an Deck umzuschauen.
    Irgendetwas störte ihn. Suko dachte jetzt darüber nach und fand auch eine Erklärung.
    Es war die Stille.
    Niemand kam, niemand ging weg. Keine Boote bewegten sich auf der dunklen Wasserfläche. Der Betrieb hier schien eingestellt worden zu sein, und genau aus diesem Grund hörte Suko den Schrei der Frau, der ihn von der Dschunke her erreichte...
    ***
    Allmählich wurde die Gefangennahme für Samantha Peck zu einer Qual. In der ersten Zeit hatte sie damit gerechnet, dass jemand kommen und sie aus dem Bauch des Schiffes holen würde. Das aber konnte sie sich abschminken. Es kam niemand. Sie war und blieb allein in diesem Verlies.
    Und sie merkte auch, dass ihr die Ketten allmählich zum Problem wurden. So dick sahen sie nicht aus, aber in der Masse hatten sie schon ihr Gewicht. Wenn sie die Arme bewegte, fiel ihr das schwer.
    Sie fing an, ihr Verlies zu hassen. Zudem wusste sie nicht, aus welchem Grund sie hier festgehalten wurde. Das hätte an ihrer Lage direkt zwar nichts geändert, aber für sie war es schon wichtig, ein Motiv zu kennen. Das war sie so gewohnt. Als Journalistin musste sie recherchieren, und sie ging stets davon aus, dass nichts grundlos geschah.
    Aber wessen hatte sie sich schuldig gemacht? Was war falsch gelaufen? Samantha konnte sich an nichts erinnern. Sie hatte in der letzten Zeit auch keinen brisanten Artikel verfasst, sondern nur über Firmen geschrieben, die im Großraum um Shanghai investieren wollten. Also alles recht positiv.
    Und jetzt?
    Jetzt hockte sie im Bauch dieser verfluchten Dschunke und kam sich vor wie ein Mensch, der von aller Welt vergessen worden war. Sie war auch nicht mehr so zuversichtlich wie am Beginn. Allmählich wichen ihre Forschheit und ihr Optimismus.
    Es lief nicht gut für sie. Im Spielkasino hätte man von einer Pechsträhne gesprochen. Und sie hatte auch den Eindruck, als kröche der Schmutz, der sie umgab, allmählich in ihre Kleidung und damit auch auf ihre Haut.
    Hinzu kam die Anwesenheit der Ratten, die ihr negatives Gefühl nicht eben minderten.
    Sie mochte auch die Luft nicht. Je mehr Zeit verstrich, umso verbrauchter kam sie ihr vor.
    Die Ratten schienen zu merken, dass es ihr schlechter ging. Sie trauten sich näher an sie heran, sodass sie immer wieder zutrat, um sie sich vom Leib zu halten.
    Hunger quälte sie weniger. Dafür der Durst. Einmal hatte sie etwas zu trinken bekommen, doch das schien Ewigkeiten zurückzuliegen. Je mehr Zeit verstrich, umso rauer fühlte sich ihre Kehle an.

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