1741 - Hamillers Alleingang
Myles Kantor lächelte beruhigend. „Das Feuermal von ES macht sich mal wieder bemerkbar."
„Hitze!" klang es aus der Kommunikationshilfe des Nakken. „Feuer!"
Myles schlüpfte aus der Jacke seiner Kombination und schob den Ärmel seines Hemdes hinauf bis zur Schulter.
Das Abzeichen einer Spiralgalaxis auf seinem linken Oberarm erzeugte in der Tat Hitze, so als habe er sich an dieser Stelle einen Sonnenbrand geholt. Er berührte das Mal mit den Fingerspitzen. Es besaß die normale Körpertemperatur, und doch war da das Empfinden einer heißen Stelle.
„ES!" klirrte die Sichtsprechmaske. „Indikator!"
Myles Kantor lachte auf.
„Du irrst. Dies ist kein Indikator dafür, daß ES sich in der Nähe befindet. Du darfst diesem blödsinnigen Geschwätz der verrückten Syntronik nicht auch noch Glauben schenken."
Du willst dich doch nur selbst beruhigen, redete er sich ein. In Wirklichkeit glaubst du gerade das. Du willst es nur nicht wahrhaben, selbst wenn alle Indizien darauf hindeuten.
*
„Falls es jemanden interessiert: Der völlig unnötige Rücksturz in den Normalraum erfolgt in wenigen Augenblicken", verkündete die vorlaute Syntronik Taravatos. Tolot quittierte es mit einem Fausthieb gegen die Verkleidung des Steuerterminals.
Rhodan sah auf die Uhr. Sieben Stunden befanden sie sich bereits unterwegs. Jetzt setzte die HALUTA zur ersten Unterbrechung ihres Fluges an.
Auf den Bildschirmen wurde es übergangslos dunkel. Die Schwärze des intergalaktischen Leerraumes umfing das Schiff, und die HALUTA begann mit höchster Leistung zu orten.
Die Insassen atmeten unwillkürlich auf. Sie befanden sich abseits jeder Todesblase; im Umkreis von mehreren hundert Lichtjahren gab es keine Anzeichen einer Anwesenheit von Rochenschiffen.
Dafür entdeckte Taravatos etwas anderes: die typischen Ortungsreflexe, wie sie von Kristallschiffen verursacht wurden. Die Schneeflocken irrten einzeln oder in kleinen Gruppen durch das All.
„Offenbar sind das versprengte Einheiten eines größeren Geschwaders", meinte Gucky und räkelte sich in seinem Sessel. „He, Perry! Wie wäre es, wenn wir ihnen einen Besuch abstatten würden?"
Philip fuhr herum. Seine Haare standen steil zu Berge.
„Nein, nein", schrillte er in höchstem Diskant. „Es ist hier auch so schon gefährlich genug. Keine Experimente, bitte."
„Philip hat recht", sagte Perry Rhodan. „Wir werden den Teufel tun und sie nach dem Weg fragen."
„Das ist nicht nötig, denn sie kommen zu uns", grollte der Haluter mit sichtlich verhaltener Stimme.
Dennoch dröhnten seine Worte in den Ohren der drei unterschiedlichen Wesen. Philip hielt sich sogar mit gespieltem Entsetzen die Ohren zu.
„Wenn wir zurück sind, verklage ich dich vor dem Galaktikum wegen Körperverletzung", drohte er. „Wann wirst du es endlich lernen, dich wie ein zivilisiertes Wesen zu benehmen, Icho Tolot?"
„Nie", erwiderte Gucky an Stelle des Haluters und verfolgte, wie Icho erneut den Metagrav-Vortex projizierte.
Fast gleichzeitig tauchte eine knappe Million Kilometer entfernt die erste Schneeflocke auf. Ohne zu zögern, nahm sie Kurs auf die HALUTA.
Nur wenige Sekunden dauerte es, bis weitere Kristallschiffe auftauchten.
Sie kamen zu spät. Die HALUTA stürzte sich in den Vortex und verschwand im Hyperraum.
„Im übrigen", fuhr Gucky fort, „glaube ich nicht, daß das Galaktikum für dich zuständig ist, Philip. Wende dich an die zuständige Superintelligenz, falls deine Galaxis über so etwas verfügt. Ansonsten bin ich ratlos. Und bevor du dich beschwerst, halte dir gefälligst vor Augen, daß wir es sind, die sich beschweren könnten."
„Oho", fistelte der Ennox. „Große Worte, kleiner Mann." Er beugte sich aus seinem Sessel und starrte den Ilt aus seinem sommersprossenerfüllten Gesicht an. „Auf die Argumentation bin ich aber gespannt."
Gucky wandte sich an Rhodan. „Perry, darf ich?"
„Wenn es sein muß. Aber mach’s gnädig, ja?"
„Versprochen."
Der Ilt erhob sich und watschelte zu Philip hinüber. Er baute sich vor dessen Sessel auf und stemmte die Fäuste in die Hüften.
„Dann hör mir mal zu, Mister Siebengescheit. Wenn du dich nicht zieren würdest wie eine überalterte Jungfer, dann hätten wir die BASIS längst lokalisiert und wüßten auch, wie es in ihrem Innern aussieht. Daß wir keine Informationen besitzen und vor Ungewißheit fast vergehen, liegt allein an dir. Du hast es in der Hand, was aus den zwölftausend Besatzungsmitgliedern
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