1742 - Satanische Nachbarn
und schaute mich durch seine Brillengläser an, als wollte er mich jeden Augenblick umbringen.«
Die beiden Studentinnen schauten sich an. Kelly nickte schließlich. »Ach, das war der alte Arnie Gibson. Er und seine Frau leben hier auf der Etage.«
»Und?«
Marina Costa gab die Antwort. »Ich mag sie nicht. Ich finde sie einfach widerlich.«
»Warum?«
Marina musste nicht lange nachdenken. »Sie kommen mir wie zwei Zombies vor. Die haben kein Gefühl. Für die sind andere Menschen nur Spielfiguren.«
»Und das weißt du genau?«
»Ja, das kann ich spüren. Ich glaube auch nicht, dass sie zu anderen Bewohnern hier im Haus Kontakt haben. Sie führen ein Leben am Rande, scheinen sich aber wohl zu fühlen, denn sonst wären sie schon längst ausgezogen.«
»Mir war der Mann auch nicht sympathisch.«
Kelly Gibbs winkte ab. »Vergiss ihn und seine Alte.«
»Mag sein, aber Ellen kann ich nicht vergessen. Und mir ist da auch eine Idee gekommen.«
»Raus damit!«
»Könnte es sein oder wäre es möglich, dass Ellen Larkin dieses Haus gar nicht verlassen hat?«
Kelly und Marina schwiegen. Sie schauten sich an und hoben gemeinsam ihre Schultern.
»Was ist denn?«
»Das haben wir uns auch schon gefragt«, gab Marina zu. »Dass man sie hier abgefangen hat.« Sie warf Kelly einen Blick zu. »Oder was sagst du dazu?«
»Möglich ist alles.«
Johnny mischte sich wieder ein. »Habt ihr denn mit anderen Hausbewohnern darüber gesprochen?«
»Nein.« Kelly lachte auf. »Wir haben mit anderen Leuten hier im Haus so gut wie keinen Kontakt. Das wollen wir auch nicht. Die Typen passen nicht zu uns und wir nicht zu ihnen.«
»Verstehe.« Johnny schaute hoch. Er wusste auch nicht mehr, was er sagen oder fragen sollte. Die Vorgänge waren nun mal nicht in den Griff zu bekommen.
Kelly zog ihr Oberteil zurecht, sodass mehr von ihrer üppigen Figur zu sehen war. »Du musst nicht wieder nach Hause fahren. Wir haben hier Platz genug für eine Übernachtung. Könnte ja richtig Spaß machen.«
Johnny grinste. »Klar, könnte mir auch. Nur bin ich nicht in der Stimmung.«
»Vergiss Ellen mal.«
»Kann ich nicht.« Johnny fiel noch eine Frage ein. »Wo wollte Ellen noch mal hin? In den Keller?«
Kelly nickte. »Ja, mit der Wäsche.«
»Und die habt ihr auch nicht entdeckt?«
»So ist es. Sie war ebenso verschwunden wie Ellen. Jemand muss sie mitgenommen oder im Keller versteckt haben.«
»Und ihr habt auch einen Kellerraum?«
Beide schauten sich an und lachten. »Klar, den haben wir. Aber er ist sowieso leer. Da traut sich kaum jemand runter. Nur eben zum Waschen, und das reicht. Der Keller ist wie ein riesiges Monster, das nur auf Beute wartet.«
»Ja, und das war Ellen dann.«
Kelly wechselte das Thema. Sie schlug mit der flachen Hand neben sich auf das Polster. »Bleibst du oder wirst du gehen?«
»Nein, nein, ich verziehe mich mal.«
Marina kicherte, und Kelly meinte: »Er hat Angst vor uns beiden. Schade.«
Das letzte Wort bekam Johnny schon nicht mehr mit. Da hatte er die Wohnung bereits verlassen...
***
Nachdenklich und mit kleinen Schritten ging er durch den breiten Flur. Er sah die Türen zu den Wohnungen, die allesamt dick waren und die Geräusche schluckten, die in den Zimmern dahinter auftraten.
So hatte Johnny den Eindruck, durch eine Wüste zu gehen, in der es allerdings keinen Sand gab, sondern nur das Mauerwerk mit den Türen, die in dieser Umgebung wirkten, als würden sie ein Geheimnis verbergen. Johnny war nicht unbedingt ein ängstlicher Mensch, doch hier zu wohnen, das hätte ihm nicht gefallen. Da musste man sich einfach wie in einem Gefängnis fühlen.
Er hatte getan, was er konnte. Und er glaubte den beiden jungen Frauen. Sie wussten wirklich nichts. Allerdings dachten sie nicht so negativ wie Johnny, der sich gut vorstellen konnte, dass mit Ellen Larkin etwas Schreckliches passiert war.
Aber wo?
Vor einem der drei Fahrstuhltüren blieb Johnny stehen, um nachzudenken. Ellen Larkin hatte den Korb mit Wäsche mitgenommen, um in den Keller zu fahren, wo sich die Waschmaschinen befanden. Man hatte weder sie noch die Wäsche gefunden, und Johnny konnte sich nicht vorstellen, dass sie die Wäsche stehen gelassen hatte und dann verschwunden war. Weg aus dem Haus.
So drängte sich in ihm immer mehr der Verdacht auf, dass sie das Haus gar nicht verlassen hatte und sich noch hier befand. Es war durchaus möglich, dass man sie in diesem Moloch aus Stein abgefangen hatte.
Und dann?
Was war mit ihr
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