1743 - Die Templer-Gruft
sagenumwobenes Relikt, dem einige Menschen magische Kräfte zugesprochen hatten.
Ob das zutraf, wusste Godwin nicht. Die Rüstung hatte sich nie in seinem Besitz befunden. Er hatte wohl von ihr gehört. Angeblich war sie im Besitz eines Heiligen gewesen. Zu wem dieser seltsame Heilige allerdings gehörte, war ihm nicht bekannt. Darüber gab es noch heute Streit.
Godwin de Salier hatte sich nie um diese alte Geschichte gekümmert. Jetzt allerdings lagen die Dinge anders.
Wegen des Fotos war ein Mensch heimtückisch ermordet worden, und Godwin glaubte nicht daran, dass der Killer als Einzeltäter unterwegs war. Er war geschickt worden, und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass hinter ihm eine große Organisation stand.
Bei dieser Schlussfolgerung geriet der Templer ins Grübeln. Er wusste, dass seine Organisation nicht nur Freunde auf der Welt hatte. Es gab mächtige Gegner. Früher waren es Templer gewesen, die vom rechten Pfad abgekommen waren und nun einem alten und mächtigen Dämon namens Baphomet dienten. Die Organisation gab es auch weiterhin. Allerdings hatten die Templer um Godwin de Salier in der letzten Zeit nichts von den Abtrünnigen gehört. Jetzt war der Gedanke naheliegend, dass diese Gruppe hinter dem heimtückischen Anschlag steckte.
Oder nicht?
Godwin wunderte sich selbst darüber, dass ihm Zweifel kamen. Da steckte jedoch ein tiefes Gefühl in ihm, beinahe schon ein Wissen. Und so gelangte er zu der Überzeugung, dass es sich hier um eine andere Gruppe handelte, falls der Killer nicht auf eigene Faust gehandelt hatte, was Godwin nicht glauben wollte.
Wer konnte dahinterstecken? Wer war der Feind? Wer wollte verhindern, dass dieser Henri Graham etwas preisgab?
Als Godwin an diesen Namen dachte und ihn sich einige Male durch den Kopf gehen ließ, hakte er sich daran fest. In seinem Kopf klingelte es, und er merkte, dass seine Gedanken anfingen zu wirbeln. Es war einzig und allein der Name, auf den er sich festlegte und ihn einfach nicht los wurde.
Der Mann hatte zwar nicht offiziell seinen Job preisgegeben, aber für Godwin war es klar, dass der Mann, der auf eigene Rechnung arbeitete, bestimmt über vieles informiert war. Er war einer gewesen, der seine Dienste anbot. Ein Agent als Einzelkämpfer, der sich die gut bezahlten Jobs aussuchen konnte.
Auch mit Godwin hatte er einen Deal machen wollen. Angeblich hatte er gewusst, wo sich die Templer-Gruft mit der Rüstung befand. Er hatte es ohne Belohnung nur nicht preisgeben wollen. Mit Gold hatte er bezahlt werden wollen, und er musste demnach gewusst haben, dass sich der Templer im Besitz des Goldes befand, das ihnen mal in der Vergangenheit gehört hatte und vor einiger Zeit wiedergefunden worden war. Da hatten die Templer ihr Haus ausbauen und renovieren können, und es war auch noch einiges übrig geblieben, das in der letzten Zeit eine große Wertsteigerung erfahren hatte.
Auch das musste der Agent gewusst haben.
Godwin de Salier flüsterte den Namen einige Male vor sich hin. Es war kein Name, der auffiel, und trotzdem war er besonders. Henri war ein französischer Vorname. Graham hörte sich britisch an. Und der Mann war jemand gewesen, der sich zwischen den Fronten bewegte.
Eine Homepage hatte er bestimmt nicht, und so konnte Godwin sein Blackberry stecken lassen, um mehr über diesen Menschen zu erfahren. Allerdings griff er trotzdem zu diesem Kommunikationsmittel, denn ihm war eingefallen, wer ihm unter Umständen eine Auskunft geben konnte, weil er die entsprechenden Beziehungen hatte.
Sein Freund in London. Geisterjäger John Sinclair. Vielleicht konnte er seine Beziehungen spielen lassen und weiterhelfen.
Godwin schaute sich mit einem letzten Blick in der ruhigen Umgebung um, dann setzte er seine Gedanken in die Tat um und rief in London an...
***
Die Faust flog so schnell auf mich zu, als hätte sie sich vom Arm gelöst. Wie ich ihr entgangen war, konnte ich selbst nicht sagen, jedenfalls fand ich mich auf dem recht weichen Boden des Rings wieder und hörte das leise Lachen meines Freundes Suko.
»Das war gut, John, aber nicht gut genug.«
»Wieso?«, fragte ich keuchend.
Suko stand vor mir, während ich auf dem Rücken lag. Er hatte seine Hände auf die Oberschenkel gelegt und nickte mir zu. Dann sagte er: »Erstens hätte dich meine Faust getroffen, und zweitens habe ich dich aus der Gefahrenzone gebracht.«
»Wieso?«
»Ganz einfach, John. Ich habe dir die Beine weggetreten. Hast du gar nicht gemerkt –
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